Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.so Innocentius III. eingeführet. nur sechse austreiben können. Er triebe aber sieben aus, zurLehre, daß man alle Sünden ausjagen müste. Da er von ei- nem andern eine Legion austriebe, liesse er keinen von allen zurück, welche den befreyeten besassen: Zu zeigen, daß wenn auch tausend Sünden wären, so müste man wegen aller Reu und Leid haben. Denn der Herr wurde gelobet, da nach Aus- treibung des Teuffels der Stumme geredet. Er hat niemahls einen geheilet, den er nicht völlig befreyet. Denn er hat den gantzen Menschen am Sabbath geheilet, da er den Leib von der Schwachheit und die Seele von aller Unreinigkeit befrey- et: anzuzeigen, die Bußfertigen müsten Reu und Leid über alle Laster haben, welche so wohl in der Seele als in dem Leib entstanden. Hiemit will Augustinus zeigen/ daß GOtt entweder alles/ oder gar nichts erlasse und vergebe/ wenn die Schuld erlassen/ fiele die Straffe auch weg. Allein das Tridentinische Concilium gedachte/ es möchte das Fegefeuer und folgbar auch die geistlichen Einkünffte dahin fallen/ wenn man Augustino beypflichten wolte. §. XVII. Man siehet also/ daß die TridentinischenEinige sind Kirche a) Er zweiffelt an einigem Vorgeben dieses Concilii. Denn tract. 2. deZum Exempel
Medina confess. q. 4. schreibet er, daß die Lehre, man könne ohne Beichte mit dem Munde Bergebung der Sünden, erhalten, in genauem Verstande keine Ketzerey wäre, es schmeckte nur nach einer Ke- tzerey. Jch glaube, daß Medina seines Hertzens Grund wegen der inquisition nicht deutlicher entdecket. b) Es ſo Innocentius III. eingefuͤhret. nur ſechſe austreiben koͤnnen. Er triebe aber ſieben aus, zurLehre, daß man alle Suͤnden ausjagen muͤſte. Da er von ei- nem andern eine Legion austriebe, lieſſe er keinen von allen zuruͤck, welche den befreyeten beſaſſen: Zu zeigen, daß wenn auch tauſend Suͤnden waͤren, ſo muͤſte man wegen aller Reu und Leid haben. Denn der Herr wurde gelobet, da nach Aus- treibung des Teuffels der Stumme geredet. Er hat niemahls einen geheilet, den er nicht voͤllig befreyet. Denn er hat den gantzen Menſchen am Sabbath geheilet, da er den Leib von der Schwachheit und die Seele von aller Unreinigkeit befrey- et: anzuzeigen, die Bußfertigen muͤſten Reu und Leid uͤber alle Laſter haben, welche ſo wohl in der Seele als in dem Leib entſtanden. Hiemit will Auguſtinus zeigen/ daß GOtt entweder alles/ oder gar nichts erlaſſe und vergebe/ wenn die Schuld erlaſſen/ fiele die Straffe auch weg. Allein das Tridentiniſche Concilium gedachte/ es moͤchte das Fegefeuer und folgbar auch die geiſtlichen Einkuͤnffte dahin fallen/ wenn man Auguſtino beypflichten wolte. §. XVII. Man ſiehet alſo/ daß die TridentiniſchenEinige ſind Kirche a) Er zweiffelt an einigem Vorgeben dieſes Concilii. Denn tract. 2. deZum Exempel
Medina confeſſ. q. 4. ſchreibet er, daß die Lehre, man koͤnne ohne Beichte mit dem Munde Bergebung der Suͤnden, erhalten, in genauem Verſtande keine Ketzerey waͤre, es ſchmeckte nur nach einer Ke- tzerey. Jch glaube, daß Medina ſeines Hertzens Grund wegen der inquiſition nicht deutlicher entdecket. b) Es <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0146" n="127"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">ſo <hi rendition="#aq">Innocentius III.</hi> eingefuͤhret.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">nur ſechſe austreiben koͤnnen. Er triebe aber ſieben aus, zur<lb/> Lehre, daß man alle Suͤnden ausjagen muͤſte. Da er von ei-<lb/> nem andern eine Legion austriebe, lieſſe er keinen von allen<lb/> zuruͤck, welche den befreyeten beſaſſen: Zu zeigen, daß wenn<lb/> auch tauſend Suͤnden waͤren, ſo muͤſte man wegen aller Reu<lb/> und Leid haben. Denn der Herr wurde gelobet, da nach Aus-<lb/> treibung des Teuffels der Stumme geredet. Er hat niemahls<lb/> einen geheilet, den er nicht voͤllig befreyet. Denn er hat den<lb/> gantzen Menſchen am Sabbath geheilet, da er den Leib von<lb/> der Schwachheit und die Seele von aller Unreinigkeit befrey-<lb/> et: anzuzeigen, die Bußfertigen muͤſten Reu und Leid uͤber<lb/> alle Laſter haben, welche ſo wohl in der Seele als in dem<lb/> Leib entſtanden.</hi> Hiemit will <hi rendition="#aq">Auguſtinus</hi> zeigen/ daß GOtt<lb/> entweder alles/ oder gar nichts erlaſſe und vergebe/ wenn<lb/> die Schuld erlaſſen/ fiele die Straffe auch weg. Allein das<lb/><hi rendition="#aq">Tridentini</hi>ſche <hi rendition="#aq">Concilium</hi> gedachte/ es moͤchte das Fegefeuer<lb/> und folgbar auch die geiſtlichen Einkuͤnffte dahin fallen/<lb/> wenn man <hi rendition="#aq">Auguſtino</hi> beypflichten wolte.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. <hi rendition="#aq">XVII.</hi></head> <p>Man ſiehet alſo/ daß die <hi rendition="#aq">Tridentini</hi>ſchen<note place="right">Einige ſind<lb/> mit denen<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Patribus</hi><lb/> Tridentinis</hi><lb/> nicht durch-<lb/> gehends zu<lb/> frieden.</note><lb/><hi rendition="#aq">Patres</hi> ihr moͤglichſtes gethan die Nothwendigkeit der Beich-<lb/> te und der Genugthuung vor die Suͤnde recht feſte zuſetzen/<lb/> weßwegen ſie auch mit ſo vielen Fluͤchen loßgeblitzet. Al-<lb/> lein mit allem dem haben ſie doch nicht verhindern koͤnnen/<lb/> daß nicht einige an ihrem Vorgeben gezweiffelt/ wie deñ dem<lb/><hi rendition="#aq">Michael Medina</hi> nicht alles/ was ſie behauptet/ in den Kopf<lb/> gewolt <note place="foot" n="a)">Er zweiffelt an einigem Vorgeben dieſes <hi rendition="#aq">Concilii.</hi> Denn <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">tract. 2. de</hi></hi><note place="right">Zum Exempel<lb/><hi rendition="#aq">Medina</hi></note><lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">confeſſ. q.</hi> 4.</hi> ſchreibet er, daß die Lehre, man koͤnne ohne Beichte<lb/> mit dem Munde Bergebung der Suͤnden, erhalten, in genauem<lb/> Verſtande <hi rendition="#fr">keine Ketzerey</hi> waͤre, es <hi rendition="#fr">ſchmeckte</hi> nur nach einer Ke-<lb/> tzerey. Jch glaube, daß <hi rendition="#aq">Medina</hi> ſeines Hertzens Grund wegen der<lb/><hi rendition="#aq">inquiſition</hi> nicht deutlicher entdecket.<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">b)</hi> Es</fw></note>. Ja <hi rendition="#aq">Maldonatus,</hi> der ſonſt ſein moͤglichſtes thut/<lb/> die Beichte zu behaupten/ ſcheinet dennoch zu glauben/ die<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Kirche</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [127/0146]
ſo Innocentius III. eingefuͤhret.
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nem andern eine Legion austriebe, lieſſe er keinen von allen
zuruͤck, welche den befreyeten beſaſſen: Zu zeigen, daß wenn
auch tauſend Suͤnden waͤren, ſo muͤſte man wegen aller Reu
und Leid haben. Denn der Herr wurde gelobet, da nach Aus-
treibung des Teuffels der Stumme geredet. Er hat niemahls
einen geheilet, den er nicht voͤllig befreyet. Denn er hat den
gantzen Menſchen am Sabbath geheilet, da er den Leib von
der Schwachheit und die Seele von aller Unreinigkeit befrey-
et: anzuzeigen, die Bußfertigen muͤſten Reu und Leid uͤber
alle Laſter haben, welche ſo wohl in der Seele als in dem
Leib entſtanden. Hiemit will Auguſtinus zeigen/ daß GOtt
entweder alles/ oder gar nichts erlaſſe und vergebe/ wenn
die Schuld erlaſſen/ fiele die Straffe auch weg. Allein das
Tridentiniſche Concilium gedachte/ es moͤchte das Fegefeuer
und folgbar auch die geiſtlichen Einkuͤnffte dahin fallen/
wenn man Auguſtino beypflichten wolte.
§. XVII. Man ſiehet alſo/ daß die Tridentiniſchen
Patres ihr moͤglichſtes gethan die Nothwendigkeit der Beich-
te und der Genugthuung vor die Suͤnde recht feſte zuſetzen/
weßwegen ſie auch mit ſo vielen Fluͤchen loßgeblitzet. Al-
lein mit allem dem haben ſie doch nicht verhindern koͤnnen/
daß nicht einige an ihrem Vorgeben gezweiffelt/ wie deñ dem
Michael Medina nicht alles/ was ſie behauptet/ in den Kopf
gewolt a). Ja Maldonatus, der ſonſt ſein moͤglichſtes thut/
die Beichte zu behaupten/ ſcheinet dennoch zu glauben/ die
Kirche
Einige ſind
mit denen
Patribus
Tridentinis
nicht durch-
gehends zu
frieden.
a) Er zweiffelt an einigem Vorgeben dieſes Concilii. Denn tract. 2. de
confeſſ. q. 4. ſchreibet er, daß die Lehre, man koͤnne ohne Beichte
mit dem Munde Bergebung der Suͤnden, erhalten, in genauem
Verſtande keine Ketzerey waͤre, es ſchmeckte nur nach einer Ke-
tzerey. Jch glaube, daß Medina ſeines Hertzens Grund wegen der
inquiſition nicht deutlicher entdecket.
b) Es
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