Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

so Innocentius III. eingeführet.
fertigen erfordert werden, die gleichsam die Materie des Sa-
craments der Busse sind, nehmlich, die Zerknirschung, die
Beichte, und die Genugthuung, welche die drey Stücke der
Busse genennet werden: Oder wenn einer saget, es wären nur
zwey Stücke der Busse, nehmlich der Schrecken in dem Gewis-
sen, nach erkannter Sünde, und der Glaube, den man aus dem
Evangelio oder der
absolution bekommt, dadurch einer sich ein-
bildet, die Sünden wären ihm durch Christum vergeben, der
sey verflucht.
Wenn ich mit diesen Patribus des Concilii
hätte reden sollen/ so wolte ich erinnert haben/ denen hei-
ligen Kirchen-Vätern mit ihren Lehren nicht so grob zu wie-
dersprechen. Jch hätte ihnen nur einige Stellen aus dem
Decreto Gratiani anführen wollen b)/ um zu sehen/ wie sie
sich darüber gebärden und was sie dazu sagen würden. Allein
es würde ihnen an närrischen Erklärungen nicht geman-
gelt haben.

§. XIII.

Von der Beicht aber selbst hat unser Con-Des Tri-
dentini
schen
Concilii

cilium also geurtheilet a): Wenn jemand sagte, daß die Art

und
conscientiae, agnito peccato, & fidem conceptam ex evangelio
velabsolutione, qua credit quis, sibi per Christum remissa peccata,
anathema sit.
b) Zum Exempel die Worte Ambrosii von denen Thränen Petri, soEinige Stellen
aus dem De-
creto,
so der-
selben entge-
gen.

wir schon im vorhergehenden beygebracht, vid. c. 1. de poenit. dist. 1
Was sie von der Genugthuung vor die Sünde schwatzen/ da hät-
te ich ihnen die Worte Augustini entgegen gesetzt, so c. 3. dist. 3
de poenit.
stehen. Worinnen die Busse bestehet, da ist ebenfalls
ein anderer Canon bey Gratiano, der nicht mit dem Tridentini-
schen Concilio überein trifft, sondern saget, daß derjenige rechte
Busse thäte, der seine Sünden also beweinete, daß er solche in das
künfftige nicht mehr thäte. vid. c. 9. de poenit. dist. 3.
a) Concil. Trident. sess 14. c. 6. de poenit. Si quis dixerit, modum secre-Ordnung des-
selben.

tum confitendi soli sacerdoti, alienum esse ab institutione & man-
dato Christi, & inuentum esse humanum, anathema sit.

b) Die
q 2

ſo Innocentius III. eingefuͤhret.
fertigen erfordert werden, die gleichſam die Materie des Sa-
craments der Buſſe ſind, nehmlich, die Zerknirſchung, die
Beichte, und die Genugthuung, welche die drey Stuͤcke der
Buſſe genennet werden: Oder wenn einer ſaget, es waͤren nur
zwey Stuͤcke der Buſſe, nehmlich der Schrecken in dem Gewiſ-
ſen, nach erkannter Suͤnde, und der Glaube, den man aus dem
Evangelio oder der
abſolution bekommt, dadurch einer ſich ein-
bildet, die Suͤnden waͤren ihm durch Chriſtum vergeben, der
ſey verflucht.
Wenn ich mit dieſen Patribus des Concilii
haͤtte reden ſollen/ ſo wolte ich erinnert haben/ denen hei-
ligen Kirchen-Vaͤtern mit ihren Lehren nicht ſo grob zu wie-
derſprechen. Jch haͤtte ihnen nur einige Stellen aus dem
Decreto Gratiani anfuͤhren wollen b)/ um zu ſehen/ wie ſie
ſich daruͤbeꝛ gebaͤrden und was ſie dazu ſagen wuͤrden. Allein
es wuͤrde ihnen an naͤrriſchen Erklaͤrungen nicht geman-
gelt haben.

§. XIII.

Von der Beicht aber ſelbſt hat unſer Con-Des Tri-
dentini
ſchen
Concilii

cilium alſo geurtheilet a): Wenn jemand ſagte, daß die Art

und
conſcientiæ, agnito peccato, & fidem conceptam ex evangelio
velabſolutione, qua credit quis, ſibi per Chriſtum remiſſa peccata,
anathema ſit.
b) Zum Exempel die Worte Ambroſii von denen Thraͤnen Petri, ſoEinige Stellen
aus dem De-
creto,
ſo der-
ſelben entge-
gen.

wir ſchon im vorhergehenden beygebracht, vid. c. 1. de pœnit. diſt. 1
Was ſie von der Genugthuung vor die Suͤnde ſchwatzen/ da haͤt-
te ich ihnen die Worte Auguſtini entgegen geſetzt, ſo c. 3. diſt. 3
de pœnit.
ſtehen. Worinnen die Buſſe beſtehet, da iſt ebenfalls
ein anderer Canon bey Gratiano, der nicht mit dem Tridentini-
ſchen Concilio uͤberein trifft, ſondern ſaget, daß derjenige rechte
Buſſe thaͤte, der ſeine Suͤnden alſo beweinete, daß er ſolche in das
kuͤnfftige nicht mehr thaͤte. vid. c. 9. de pœnit. diſt. 3.
a) Concil. Trident. ſeſſ 14. c. 6. de pœnit. Si quis dixerit, modum ſecre-Ordnung deſ-
ſelben.

tum confitendi ſoli ſacerdoti, alienum eſſe ab inſtitutione & man-
dato Chriſti, & inuentum eſſe humanum, anathema ſit.

b) Die
q 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0142" n="123"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">&#x017F;o <hi rendition="#aq">Innocentius III.</hi> eingefu&#x0364;hret.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">fertigen erfordert werden, die gleich&#x017F;am die Materie des Sa-<lb/>
craments der Bu&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ind, nehmlich, die Zerknir&#x017F;chung, die<lb/>
Beichte, und die Genugthuung, welche die drey Stu&#x0364;cke der<lb/>
Bu&#x017F;&#x017F;e genennet werden: Oder wenn einer &#x017F;aget, es wa&#x0364;ren nur<lb/>
zwey Stu&#x0364;cke der Bu&#x017F;&#x017F;e, nehmlich der Schrecken in dem Gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, nach erkannter Su&#x0364;nde, und der Glaube, den man aus dem<lb/>
Evangelio oder der</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ab&#x017F;olution</hi></hi><hi rendition="#fr">bekommt, dadurch einer &#x017F;ich ein-<lb/>
bildet, die Su&#x0364;nden wa&#x0364;ren ihm durch Chri&#x017F;tum vergeben, der<lb/>
&#x017F;ey verflucht.</hi> Wenn ich mit die&#x017F;en <hi rendition="#aq">Patribus</hi> des <hi rendition="#aq">Concilii</hi><lb/>
ha&#x0364;tte reden &#x017F;ollen/ &#x017F;o wolte ich erinnert haben/ denen hei-<lb/>
ligen Kirchen-Va&#x0364;tern mit ihren Lehren nicht &#x017F;o grob zu wie-<lb/>
der&#x017F;prechen. Jch ha&#x0364;tte ihnen nur einige Stellen aus dem<lb/><hi rendition="#aq">Decreto Gratiani</hi> anfu&#x0364;hren wollen <note place="foot" n="b)">Zum Exempel die Worte <hi rendition="#aq">Ambro&#x017F;ii</hi> von denen Thra&#x0364;nen Petri, &#x017F;o<note place="right">Einige Stellen<lb/>
aus dem <hi rendition="#aq">De-<lb/>
creto,</hi> &#x017F;o der-<lb/>
&#x017F;elben entge-<lb/>
gen.</note><lb/>
wir &#x017F;chon im vorhergehenden beygebracht, <hi rendition="#aq">vid. <hi rendition="#i">c. 1. de p&#x0153;nit. di&#x017F;t. 1</hi></hi><lb/>
Was &#x017F;ie von der Genugthuung vor die Su&#x0364;nde &#x017F;chwatzen/ da ha&#x0364;t-<lb/>
te ich ihnen die Worte <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tini</hi> entgegen ge&#x017F;etzt, &#x017F;o <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">c. 3. di&#x017F;t. 3<lb/>
de p&#x0153;nit.</hi></hi> &#x017F;tehen. Worinnen die Bu&#x017F;&#x017F;e be&#x017F;tehet, da i&#x017F;t ebenfalls<lb/>
ein anderer <hi rendition="#aq">Canon</hi> bey <hi rendition="#aq">Gratiano,</hi> der nicht mit dem <hi rendition="#aq">Tridentini-</hi><lb/>
&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Concilio</hi> u&#x0364;berein trifft, &#x017F;ondern &#x017F;aget, daß derjenige rechte<lb/>
Bu&#x017F;&#x017F;e tha&#x0364;te, der &#x017F;eine Su&#x0364;nden al&#x017F;o beweinete, daß er &#x017F;olche in das<lb/>
ku&#x0364;nfftige nicht mehr tha&#x0364;te. <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">vid. c. 9. de p&#x0153;nit. di&#x017F;t.</hi> 3.</hi></note>/ um zu &#x017F;ehen/ wie &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich daru&#x0364;be&#xA75B; geba&#x0364;rden und was &#x017F;ie dazu &#x017F;agen wu&#x0364;rden. Allein<lb/>
es wu&#x0364;rde ihnen an na&#x0364;rri&#x017F;chen Erkla&#x0364;rungen nicht geman-<lb/>
gelt haben.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. <hi rendition="#aq">XIII.</hi></head>
            <p>Von der Beicht aber &#x017F;elb&#x017F;t hat un&#x017F;er <hi rendition="#aq">Con-</hi><note place="right">Des <hi rendition="#aq">Tri-<lb/>
dentini</hi>&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#aq">Concilii</hi></note><lb/><hi rendition="#aq">cilium</hi> al&#x017F;o geurtheilet <note place="foot" n="a)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Concil. Trident. &#x017F;e&#x017F;&#x017F; 14. c. 6. de p&#x0153;nit.</hi> Si quis dixerit, modum &#x017F;ecre-</hi><note place="right">Ordnung de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elben.</note><lb/><hi rendition="#aq">tum confitendi &#x017F;oli &#x017F;acerdoti, alienum e&#x017F;&#x017F;e ab in&#x017F;titutione &amp; man-<lb/>
dato Chri&#x017F;ti, &amp; inuentum e&#x017F;&#x017F;e humanum, anathema &#x017F;it.</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">b)</hi> Die</fw></note>: <hi rendition="#fr">Wenn jemand &#x017F;agte, daß die Art</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">und</hi></fw><lb/><note xml:id="g08" prev="#g07" place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">con&#x017F;cientiæ, agnito peccato, &amp; fidem conceptam ex evangelio<lb/>
velab&#x017F;olutione, qua credit quis, &#x017F;ibi per Chri&#x017F;tum remi&#x017F;&#x017F;a peccata,<lb/>
anathema &#x017F;it.</hi></note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">q 2</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0142] ſo Innocentius III. eingefuͤhret. fertigen erfordert werden, die gleichſam die Materie des Sa- craments der Buſſe ſind, nehmlich, die Zerknirſchung, die Beichte, und die Genugthuung, welche die drey Stuͤcke der Buſſe genennet werden: Oder wenn einer ſaget, es waͤren nur zwey Stuͤcke der Buſſe, nehmlich der Schrecken in dem Gewiſ- ſen, nach erkannter Suͤnde, und der Glaube, den man aus dem Evangelio oder der abſolution bekommt, dadurch einer ſich ein- bildet, die Suͤnden waͤren ihm durch Chriſtum vergeben, der ſey verflucht. Wenn ich mit dieſen Patribus des Concilii haͤtte reden ſollen/ ſo wolte ich erinnert haben/ denen hei- ligen Kirchen-Vaͤtern mit ihren Lehren nicht ſo grob zu wie- derſprechen. Jch haͤtte ihnen nur einige Stellen aus dem Decreto Gratiani anfuͤhren wollen b)/ um zu ſehen/ wie ſie ſich daruͤbeꝛ gebaͤrden und was ſie dazu ſagen wuͤrden. Allein es wuͤrde ihnen an naͤrriſchen Erklaͤrungen nicht geman- gelt haben. §. XIII. Von der Beicht aber ſelbſt hat unſer Con- cilium alſo geurtheilet a): Wenn jemand ſagte, daß die Art und (a) Des Tri- dentiniſchen Concilii b) Zum Exempel die Worte Ambroſii von denen Thraͤnen Petri, ſo wir ſchon im vorhergehenden beygebracht, vid. c. 1. de pœnit. diſt. 1 Was ſie von der Genugthuung vor die Suͤnde ſchwatzen/ da haͤt- te ich ihnen die Worte Auguſtini entgegen geſetzt, ſo c. 3. diſt. 3 de pœnit. ſtehen. Worinnen die Buſſe beſtehet, da iſt ebenfalls ein anderer Canon bey Gratiano, der nicht mit dem Tridentini- ſchen Concilio uͤberein trifft, ſondern ſaget, daß derjenige rechte Buſſe thaͤte, der ſeine Suͤnden alſo beweinete, daß er ſolche in das kuͤnfftige nicht mehr thaͤte. vid. c. 9. de pœnit. diſt. 3. a) Concil. Trident. ſeſſ 14. c. 6. de pœnit. Si quis dixerit, modum ſecre- tum confitendi ſoli ſacerdoti, alienum eſſe ab inſtitutione & man- dato Chriſti, & inuentum eſſe humanum, anathema ſit. b) Die (a) conſcientiæ, agnito peccato, & fidem conceptam ex evangelio velabſolutione, qua credit quis, ſibi per Chriſtum remiſſa peccata, anathema ſit. q 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/142
Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/142>, abgerufen am 21.11.2024.