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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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der verborgenen Sünden.
will/ daß allen und jeden Christen anbefohlen gewesen/ zu
gewisser Zeit sich bey einem Priester einzufinden/ und ihm
ihre Sünden zu bekennen/ von ihm aber hernachmahls die
asolution zu gewarten e).

§. XII.

Es mag aber die Lehre von der geheimen Beich-Es ist zur
Vergebung
der Sün-
den zu ge-
langen nur
nöthig, Gott
zu beichten.

te noch so viele Anhänger gefunden haben/ so sind doch auch
einige von denen berühmtesten Kirchen-Lehrern in der Mei-
nung gestanden/ daß man derselben wohl entbehren könnte.
Sie hielten dafür/ daß solche zu Vergebung der Sünden
nichts beytrüge. Es wäre dazu weiter nichts nöthig/ als
daß man GOtt aus rechtem Hertzens-Grund beichtete. Hie-
her zehle ich aus dem vierten Seculo den Bischoff zu Poictiers,
Hilarium,
welcher dafür gehalten/ daß man zur Verge-
bung der Sünden zu gelangen/ keine andere Beichte nöthig
hätte/ als diese so GOtt geschehe a). Basilius/ der Ertz-Bi-

schoff
e) Die vierte Regul ist endlich diese: Wenn man auch in denen4) Regul.
Schrifften der Väter etwas von der Beichte findet, die
dem Priester geschehen soll, so sind ihre Worte lauter An-
rathen,
Consilia, keinesweges aber Gesetze, die alle und je-
de Christen zur Beobachtung verpflichtet.
Ehe Innocenti-
us
mit seiner Verordnung gekommen, so ist noch keine Satzung
heraus gewesen, die alle und jede zur Beichte angehalten. Die
Patres sagten zwar, wie dergleichen Beichte nützlich, doch hielten
sie solche nicht vor nothwendig. Viele Kirchen-Lehrer sagten,
daß man die Vergebung der Sündenerhalten könnte, wenn man
nur GOtt beichtete, wie ich bald zeigen will. Diese Reguln aber
habe ich einem gewissen Engelländer zu dancken, der ohne seinen
Nahmen folgende Schrifft heraus gegeben: A discourse concer-
ning auricular confession, as it is prescribed by the concil of Trent,
and practised in the church of Rome.
a) Er saget von David: Confessionis autem causam addidit dicens:Zeugniß Hi[i]-
larii.

Quia fecisti, authorem scilicet vniuersitatis hujus dominum esse
confessus; Nulli alii docens confitendum, quam qui fecit oliuam

fructi-
n 3

der verborgenen Suͤnden.
will/ daß allen und jeden Chriſten anbefohlen geweſen/ zu
gewiſſer Zeit ſich bey einem Prieſter einzufinden/ und ihm
ihre Suͤnden zu bekennen/ von ihm aber hernachmahls die
aſolution zu gewarten e).

§. XII.

Es mag aber die Lehre von der geheimen Beich-Es iſt zur
Vergebung
der Suͤn-
den zu ge-
langen nur
noͤthig, Gott
zu beichten.

te noch ſo viele Anhaͤnger gefunden haben/ ſo ſind doch auch
einige von denen beruͤhmteſten Kirchen-Lehrern in der Mei-
nung geſtanden/ daß man derſelben wohl entbehren koͤnnte.
Sie hielten dafuͤr/ daß ſolche zu Vergebung der Suͤnden
nichts beytruͤge. Es waͤre dazu weiter nichts noͤthig/ als
daß man GOtt aus rechtem Hertzens-Grund beichtete. Hie-
her zehle ich aus dem vierten Seculo den Biſchoff zu Poictiers,
Hilarium,
welcher dafuͤr gehalten/ daß man zur Verge-
bung der Suͤnden zu gelangen/ keine andere Beichte noͤthig
haͤtte/ als dieſe ſo GOtt geſchehe a). Baſilius/ der Ertz-Bi-

ſchoff
e) Die vierte Regul iſt endlich dieſe: Wenn man auch in denen4) Regul.
Schrifften der Vaͤter etwas von der Beichte findet, die
dem Prieſter geſchehen ſoll, ſo ſind ihre Worte lauter An-
rathen,
Conſilia, keinesweges aber Geſetze, die alle und je-
de Chriſten zur Beobachtung verpflichtet.
Ehe Innocenti-
us
mit ſeiner Verordnung gekommen, ſo iſt noch keine Satzung
heraus geweſen, die alle und jede zur Beichte angehalten. Die
Patres ſagten zwar, wie dergleichen Beichte nuͤtzlich, doch hielten
ſie ſolche nicht vor nothwendig. Viele Kirchen-Lehrer ſagten,
daß man die Vergebung der Suͤndenerhalten koͤnnte, wenn man
nur GOtt beichtete, wie ich bald zeigen will. Dieſe Reguln aber
habe ich einem gewiſſen Engellaͤnder zu dancken, der ohne ſeinen
Nahmen folgende Schrifft heraus gegeben: A diſcourſe concer-
ning auricular confesſion, as it is preſcribed by the concil of Trent,
and practiſed in the church of Rome.
a) Er ſaget von David: Confeſſionis autem cauſam addidit dicens:Zeugniß Hi[i]-
larii.

Quia feciſti, authorem ſcilicet vniuerſitatis hujus dominum eſſe
confeſſus; Nulli alii docens confitendum, quam qui fecit oliuam

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n 3
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[101/0120] der verborgenen Suͤnden. will/ daß allen und jeden Chriſten anbefohlen geweſen/ zu gewiſſer Zeit ſich bey einem Prieſter einzufinden/ und ihm ihre Suͤnden zu bekennen/ von ihm aber hernachmahls die aſolution zu gewarten e). §. XII. Es mag aber die Lehre von der geheimen Beich- te noch ſo viele Anhaͤnger gefunden haben/ ſo ſind doch auch einige von denen beruͤhmteſten Kirchen-Lehrern in der Mei- nung geſtanden/ daß man derſelben wohl entbehren koͤnnte. Sie hielten dafuͤr/ daß ſolche zu Vergebung der Suͤnden nichts beytruͤge. Es waͤre dazu weiter nichts noͤthig/ als daß man GOtt aus rechtem Hertzens-Grund beichtete. Hie- her zehle ich aus dem vierten Seculo den Biſchoff zu Poictiers, Hilarium, welcher dafuͤr gehalten/ daß man zur Verge- bung der Suͤnden zu gelangen/ keine andere Beichte noͤthig haͤtte/ als dieſe ſo GOtt geſchehe a). Baſilius/ der Ertz-Bi- ſchoff Es iſt zur Vergebung der Suͤn- den zu ge- langen nur noͤthig, Gott zu beichten. e) Die vierte Regul iſt endlich dieſe: Wenn man auch in denen Schrifften der Vaͤter etwas von der Beichte findet, die dem Prieſter geſchehen ſoll, ſo ſind ihre Worte lauter An- rathen, Conſilia, keinesweges aber Geſetze, die alle und je- de Chriſten zur Beobachtung verpflichtet. Ehe Innocenti- us mit ſeiner Verordnung gekommen, ſo iſt noch keine Satzung heraus geweſen, die alle und jede zur Beichte angehalten. Die Patres ſagten zwar, wie dergleichen Beichte nuͤtzlich, doch hielten ſie ſolche nicht vor nothwendig. Viele Kirchen-Lehrer ſagten, daß man die Vergebung der Suͤndenerhalten koͤnnte, wenn man nur GOtt beichtete, wie ich bald zeigen will. Dieſe Reguln aber habe ich einem gewiſſen Engellaͤnder zu dancken, der ohne ſeinen Nahmen folgende Schrifft heraus gegeben: A diſcourſe concer- ning auricular confesſion, as it is preſcribed by the concil of Trent, and practiſed in the church of Rome. a) Er ſaget von David: Confeſſionis autem cauſam addidit dicens: Quia feciſti, authorem ſcilicet vniuerſitatis hujus dominum eſſe confeſſus; Nulli alii docens confitendum, quam qui fecit oliuam fructi- n 3

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/120>, abgerufen am 21.11.2024.