Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.der verborgenen Sünden. tet/ und nachmahls verlanget/ daß er sie von solchen loßzeh-len möchte. Ob aber ein solcher Aeltester in der Kirche zu Constantinopel gewesen/ dem diejenige/ so in Sünden ge- fallen/ insgeheim beichten müssen/ oder ob es nicht an dem/ darüber will ich mich in keinen Streit einlassen. So viel deuchtet mich aber gewiß zu seyn/ daß diese geheime Beichte/ es mag solche beschaffen gewesen seyn wie sie will/ ausser der Constantinopolitanischen Kirche und deren Sprengel/ oder wenn es viel/ ausserhalb Orient nicht eingeführet gewesen b). §. V. Dem sey aber wie ihm wolle/ so findet sich doch/Dieser Ael- Diaco- b) Denn anderer Kirchen Vorsteher und Bischöffe haben nicht al-Oder wenig- stens nicht ü- berall im Ge- brauch gewe- sen. lein geglaubt, sondern auch öffentlich bekennet, daß die Gläubige zur Vergebung ihrer Sünden zu gelangen, weiter nichts nothwen- dig hätten, als daß sie aus rechtem Hertzens-Grund sagten: Vergib uns unsere Schuld. Wer wolte sich also dahin bereden lassen, daß sie jemahls eine geheime Beichte vor nöthig geachtet? Ja nach Socratis Zeugniß selbsten/ so haben die Homousianer, und die es mit dem Nicaenischen Concilio hielten, diesen Beicht- hörenden Aeltisten, gleich denen Nouatianern verworffen. Sozomenus saget ebenfalls, daß zu Rom die öffentliche Busse oder exomologesis allezeit beybehalten worden. vid. Calvoer cit. l. §. 5. a) Von l 3
der verborgenen Suͤnden. tet/ und nachmahls verlanget/ daß er ſie von ſolchen loßzeh-len moͤchte. Ob aber ein ſolcher Aelteſter in der Kirche zu Conſtantinopel geweſen/ dem diejenige/ ſo in Suͤnden ge- fallen/ insgeheim beichten muͤſſen/ oder ob es nicht an dem/ daruͤber will ich mich in keinen Streit einlaſſen. So viel deuchtet mich aber gewiß zu ſeyn/ daß dieſe geheime Beichte/ es mag ſolche beſchaffen geweſen ſeyn wie ſie will/ auſſer der Conſtantinopolitaniſchen Kirche und deren Sprengel/ oder wenn es viel/ auſſerhalb Orient nicht eingefuͤhret geweſen b). §. V. Dem ſey aber wie ihm wolle/ ſo findet ſich doch/Dieſer Ael- Diaco- b) Denn anderer Kirchen Vorſteher und Biſchoͤffe haben nicht al-Oder wenig- ſtens nicht uͤ- berall im Ge- brauch gewe- ſen. lein geglaubt, ſondern auch oͤffentlich bekennet, daß die Glaͤubige zur Vergebung ihrer Suͤnden zu gelangen, weiter nichts nothwen- dig haͤtten, als daß ſie aus rechtem Hertzens-Grund ſagten: Vergib uns unſere Schuld. Wer wolte ſich alſo dahin bereden laſſen, daß ſie jemahls eine geheime Beichte vor noͤthig geachtet? Ja nach Socratis Zeugniß ſelbſten/ ſo haben die Homouſianer, und die es mit dem Nicæniſchen Concilio hielten, dieſen Beicht- hoͤrenden Aeltiſten, gleich denen Nouatianern verworffen. Sozomenus ſaget ebenfalls, daß zu Rom die oͤffentliche Buſſe oder exomologeſis allezeit beybehalten worden. vid. Calvoer cit. l. §. 5. a) Von l 3
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tet/ und nachmahls verlanget/ daß er ſie von ſolchen loßzeh-
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Conſtantinopel geweſen/ dem diejenige/ ſo in Suͤnden ge-
fallen/ insgeheim beichten muͤſſen/ oder ob es nicht an dem/
daruͤber will ich mich in keinen Streit einlaſſen. So viel
deuchtet mich aber gewiß zu ſeyn/ daß dieſe geheime Beichte/
es mag ſolche beſchaffen geweſen ſeyn wie ſie will/ auſſer der
Conſtantinopolitaniſchen Kirche und deren Sprengel/ oder
wenn es viel/ auſſerhalb Orient nicht eingefuͤhret geweſen b).
§. V. Dem ſey aber wie ihm wolle/ ſo findet ſich doch/
daß dieſe geheime Beicht-Art nicht lange gedauret/ ſondern
gar bald wiederum abgeſchaffet worden. Denn der Con-
ſtantinopolitaniſche Biſchoff Nectarius hat auf Einrathen
des Eudæmonis eines Aelteſten/ die Presbyteros pœnitentia-
rios, oder Beichtſitzende Aelteſten/ wiederum abgehen laſſen/
und alſo die geheime Beichte dadurch aufgehoben. Die Ur-
ſach ware/ daß eine vornehme Dame/ die/ als ſie gebeichtet/
und ihr aufferleget war/ in der Kirche zu bleiben und daſelbſt
zu faſten/ und GOtt um Verzeihung zu bitten/ mit einem
Diaco-
Dieſer Ael-
teſte wird
abgeſchafft.
b) Denn anderer Kirchen Vorſteher und Biſchoͤffe haben nicht al-
lein geglaubt, ſondern auch oͤffentlich bekennet, daß die Glaͤubige
zur Vergebung ihrer Suͤnden zu gelangen, weiter nichts nothwen-
dig haͤtten, als daß ſie aus rechtem Hertzens-Grund ſagten:
Vergib uns unſere Schuld. Wer wolte ſich alſo dahin bereden
laſſen, daß ſie jemahls eine geheime Beichte vor noͤthig geachtet?
Ja nach Socratis Zeugniß ſelbſten/ ſo haben die Homouſianer,
und die es mit dem Nicæniſchen Concilio hielten, dieſen Beicht-
hoͤrenden Aeltiſten, gleich denen Nouatianern verworffen.
Sozomenus ſaget ebenfalls, daß zu Rom die oͤffentliche Buſſe
oder exomologeſis allezeit beybehalten worden. vid. Calvoer
cit. l. §. 5.
a) Von
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Zitationshilfe: | Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/104>, abgerufen am 10.02.2025. |