Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803.139. Zykel. Schoppens Geschichte war nach Wehrfritzens Aus den Spiegeln der Spiegel sah er ein 139. Zykel. Schoppens Geſchichte war nach Wehrfritzens Aus den Spiegeln der Spiegel ſah er ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0512" n="500"/> </div> <div n="2"> <head>139. <hi rendition="#g">Zykel.</hi><lb/></head> <p>Schoppens Geſchichte war nach Wehrfritzens<lb/> und des Oheims Ausſagen dieſe: er war aus<lb/> dem Nothſchlummer glühend aufgefahren, auf<lb/> dem ſchnaubenden Streitroß der Rachſucht ge¬<lb/> gen den Spanier wurd' er fortgeriſſen. Im<lb/> Gaſthofe des letztern wies ihn der Bediente<lb/> mit einer Lüge nach dem Schloſſe. Hier ge¬<lb/> langt' er, im verworrenen Getümmel um den<lb/> leidenden Fürſten, ungefragt, ungeſehen in das<lb/> Spiegelzimmer, wo er einmal die Gräfin Lin¬<lb/> da um Idoinens Friedenswort für den wahn¬<lb/> ſinnigen Freund gebeten hatte. Als der Zylin¬<lb/> der-Spiegel, der die langen Jahre des Alters<lb/> auf das junge Geſicht gräbt und Moos und<lb/> Schutt der Zeit darauf ſchüttet, ihm ſein Bild<lb/> vermooſet und verraſet entgegen warf, ſagt'<lb/> er: „ho ho, der alte Ich ſteckt wo in der Nä¬<lb/> he“ und ſchauete grimmig umher.</p><lb/> <p>Aus den Spiegeln der Spiegel ſah er ein<lb/> Ichs-Volk blicken. Er ſprang auf einen<lb/> Stuhl, um einen langen Spiegel loszumachen.<lb/> Indem er den Nagel deſſelben rückte, ſchlug in<lb/> der Wand eine Uhr zwölfmal. Hier fiel ihm<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [500/0512]
139. Zykel.
Schoppens Geſchichte war nach Wehrfritzens
und des Oheims Ausſagen dieſe: er war aus
dem Nothſchlummer glühend aufgefahren, auf
dem ſchnaubenden Streitroß der Rachſucht ge¬
gen den Spanier wurd' er fortgeriſſen. Im
Gaſthofe des letztern wies ihn der Bediente
mit einer Lüge nach dem Schloſſe. Hier ge¬
langt' er, im verworrenen Getümmel um den
leidenden Fürſten, ungefragt, ungeſehen in das
Spiegelzimmer, wo er einmal die Gräfin Lin¬
da um Idoinens Friedenswort für den wahn¬
ſinnigen Freund gebeten hatte. Als der Zylin¬
der-Spiegel, der die langen Jahre des Alters
auf das junge Geſicht gräbt und Moos und
Schutt der Zeit darauf ſchüttet, ihm ſein Bild
vermooſet und verraſet entgegen warf, ſagt'
er: „ho ho, der alte Ich ſteckt wo in der Nä¬
he“ und ſchauete grimmig umher.
Aus den Spiegeln der Spiegel ſah er ein
Ichs-Volk blicken. Er ſprang auf einen
Stuhl, um einen langen Spiegel loszumachen.
Indem er den Nagel deſſelben rückte, ſchlug in
der Wand eine Uhr zwölfmal. Hier fiel ihm
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