die Liebe (sagt' er)! Ein gutes, rechtes Feuer¬ werk, besonders wenn man eine Linda durch viele Zurüstungen haben soll! Lange steht es da mit einem bunten hohen Schaugerüst, voll Statuen, mit kleinern Gebäuden, Säulen und wunderlich und verspricht noch mehr als es schon verkleidet und verräth -- Dann kommt die Nacht in Jschia, ein Funke springt, die Formen reissen, es schweben weisse, helle Pal¬ läste und Pyramiden und eine hängende Son¬ nenstadt am Himmel -- in der Nachtluft ent¬ faltet sich gewaltig eine rege fliegende Welt zwischen den Sternen und füllt das Auge und das arme Herz und der glückliche Geist, selber ein Feuer zwischen Himmel und Erde, schwebt mit -- -- Einen ganzen Augenblick lang, dann wird's wieder Nacht und Wüste und am Mor¬ gen steht das Gerüst da, dumm und schwarz." --
132. Zykel.
"Krieg" -- dies Wort allein gab Albano Frieden; Wissenschaft und Dichtkunst steckten ihm ihre Blumen nur in seine tiefen Wunden. Er rüstete sich zur Reise nach Frankreich. Nur et¬
die Liebe (ſagt' er)! Ein gutes, rechtes Feuer¬ werk, beſonders wenn man eine Linda durch viele Zurüſtungen haben ſoll! Lange ſteht es da mit einem bunten hohen Schaugerüſt, voll Statuen, mit kleinern Gebäuden, Säulen und wunderlich und verſpricht noch mehr als es ſchon verkleidet und verräth — Dann kommt die Nacht in Jschia, ein Funke ſpringt, die Formen reiſſen, es ſchweben weiſſe, helle Pal¬ läste und Pyramiden und eine hängende Son¬ nenſtadt am Himmel — in der Nachtluft ent¬ faltet ſich gewaltig eine rege fliegende Welt zwiſchen den Sternen und füllt das Auge und das arme Herz und der glückliche Geiſt, ſelber ein Feuer zwiſchen Himmel und Erde, ſchwebt mit — — Einen ganzen Augenblick lang, dann wird's wieder Nacht und Wüſte und am Mor¬ gen ſteht das Gerüſt da, dumm und ſchwarz.“ —
132. Zykel.
„Krieg“ — dies Wort allein gab Albano Frieden; Wiſſenſchaft und Dichtkunſt ſteckten ihm ihre Blumen nur in ſeine tiefen Wunden. Er rüſtete ſich zur Reiſe nach Frankreich. Nur et¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0435"n="423"/>
die Liebe (ſagt' er)! Ein gutes, rechtes Feuer¬<lb/>
werk, beſonders wenn man eine Linda durch<lb/>
viele Zurüſtungen haben ſoll! Lange ſteht es<lb/>
da mit einem bunten hohen Schaugerüſt, voll<lb/>
Statuen, mit kleinern Gebäuden, Säulen und<lb/>
wunderlich und verſpricht noch mehr als es<lb/>ſchon verkleidet und verräth — Dann kommt<lb/>
die Nacht in <hirendition="#aq">Jschia</hi>, ein Funke ſpringt, die<lb/>
Formen reiſſen, es ſchweben weiſſe, helle Pal¬<lb/>
läste und Pyramiden und eine hängende Son¬<lb/>
nenſtadt am Himmel — in der Nachtluft ent¬<lb/>
faltet ſich gewaltig eine rege fliegende Welt<lb/>
zwiſchen den Sternen und füllt das Auge und<lb/>
das arme Herz und der glückliche Geiſt, ſelber<lb/>
ein Feuer zwiſchen Himmel und Erde, ſchwebt<lb/>
mit —— Einen ganzen Augenblick lang, dann<lb/>
wird's wieder Nacht und Wüſte und am Mor¬<lb/>
gen ſteht das Gerüſt da, dumm und ſchwarz.“—</p><lb/></div><divn="2"><head>132. <hirendition="#g">Zykel.</hi><lb/></head><p>„Krieg“— dies Wort allein gab Albano<lb/>
Frieden; Wiſſenſchaft und Dichtkunſt ſteckten ihm<lb/>
ihre Blumen nur in ſeine tiefen Wunden. Er<lb/>
rüſtete ſich zur Reiſe nach Frankreich. Nur et¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[423/0435]
die Liebe (ſagt' er)! Ein gutes, rechtes Feuer¬
werk, beſonders wenn man eine Linda durch
viele Zurüſtungen haben ſoll! Lange ſteht es
da mit einem bunten hohen Schaugerüſt, voll
Statuen, mit kleinern Gebäuden, Säulen und
wunderlich und verſpricht noch mehr als es
ſchon verkleidet und verräth — Dann kommt
die Nacht in Jschia, ein Funke ſpringt, die
Formen reiſſen, es ſchweben weiſſe, helle Pal¬
läste und Pyramiden und eine hängende Son¬
nenſtadt am Himmel — in der Nachtluft ent¬
faltet ſich gewaltig eine rege fliegende Welt
zwiſchen den Sternen und füllt das Auge und
das arme Herz und der glückliche Geiſt, ſelber
ein Feuer zwiſchen Himmel und Erde, ſchwebt
mit — — Einen ganzen Augenblick lang, dann
wird's wieder Nacht und Wüſte und am Mor¬
gen ſteht das Gerüſt da, dumm und ſchwarz.“ —
132. Zykel.
„Krieg“ — dies Wort allein gab Albano
Frieden; Wiſſenſchaft und Dichtkunſt ſteckten ihm
ihre Blumen nur in ſeine tiefen Wunden. Er
rüſtete ſich zur Reiſe nach Frankreich. Nur et¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Titan. Bd. 4. Berlin, 1803, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan04_1803/435>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.