Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

Vierzehnte Jobelperiode.

Albano und Liane.


64. Zykel.

In unserer innern Welt fliegen so viele zarte
und heilige Empfindungen herum, die wie En¬
gel nie den Leib einer äußern That annehmen
können; so viele reiche gefüllte Blumen stehen
darin, die keinen Samen tragen, daß es ein
Glück ist, daß man die Dichtkunst erfunden,
die alle jene ungebornen Geister und den Blu¬
menduft leicht in ihrem limbus aufbewahret.
Mit dieser fass' ich, lieber Albano, deinen herr¬
lich verduftenden Sonntag auf und halte den
unsichtbaren Weihrauch fest für die Schneider¬
sche Haut die Welt! --

Am Sonntage bezog er das Donnerhäuschen
in Lilar. Der Lektor hielt sich mit der Hofnung


Vierzehnte Jobelperiode.

Albano und Liane.


64. Zykel.

In unſerer innern Welt fliegen ſo viele zarte
und heilige Empfindungen herum, die wie En¬
gel nie den Leib einer äußern That annehmen
können; ſo viele reiche gefüllte Blumen ſtehen
darin, die keinen Samen tragen, daß es ein
Glück iſt, daß man die Dichtkunſt erfunden,
die alle jene ungebornen Geiſter und den Blu¬
menduft leicht in ihrem limbus aufbewahret.
Mit dieſer faſſ' ich, lieber Albano, deinen herr¬
lich verduftenden Sonntag auf und halte den
unſichtbaren Weihrauch feſt für die Schneider¬
ſche Haut die Welt! —

Am Sonntage bezog er das Donnerhäuschen
in Lilar. Der Lektor hielt ſich mit der Hofnung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0163" n="155"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#g">Vierzehnte Jobelperiode.</hi><lb/>
        </head>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <argument>
          <p rendition="#c">Albano und Liane.</p>
        </argument><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>64. <hi rendition="#g">Zykel.</hi><lb/></head>
          <p><hi rendition="#in">I</hi>n un&#x017F;erer innern Welt fliegen &#x017F;o viele zarte<lb/>
und heilige Empfindungen herum, die wie En¬<lb/>
gel nie den Leib einer äußern That annehmen<lb/>
können; &#x017F;o viele reiche gefüllte Blumen &#x017F;tehen<lb/>
darin, die keinen Samen tragen, daß es ein<lb/>
Glück i&#x017F;t, daß man die Dichtkun&#x017F;t erfunden,<lb/>
die alle jene ungebornen Gei&#x017F;ter und den Blu¬<lb/>
menduft leicht in ihrem <hi rendition="#aq">limbus</hi> aufbewahret.<lb/>
Mit die&#x017F;er fa&#x017F;&#x017F;' ich, lieber Albano, deinen herr¬<lb/>
lich verduftenden Sonntag auf und halte den<lb/>
un&#x017F;ichtbaren Weihrauch fe&#x017F;t für die Schneider¬<lb/>
&#x017F;che Haut die Welt! &#x2014;</p><lb/>
          <p>Am Sonntage bezog er das Donnerhäuschen<lb/>
in Lilar. Der Lektor hielt &#x017F;ich mit der Hofnung<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0163] Vierzehnte Jobelperiode. Albano und Liane. 64. Zykel. In unſerer innern Welt fliegen ſo viele zarte und heilige Empfindungen herum, die wie En¬ gel nie den Leib einer äußern That annehmen können; ſo viele reiche gefüllte Blumen ſtehen darin, die keinen Samen tragen, daß es ein Glück iſt, daß man die Dichtkunſt erfunden, die alle jene ungebornen Geiſter und den Blu¬ menduft leicht in ihrem limbus aufbewahret. Mit dieſer faſſ' ich, lieber Albano, deinen herr¬ lich verduftenden Sonntag auf und halte den unſichtbaren Weihrauch feſt für die Schneider¬ ſche Haut die Welt! — Am Sonntage bezog er das Donnerhäuschen in Lilar. Der Lektor hielt ſich mit der Hofnung

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801/163
Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 2. Berlin, 1801, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan02_1801/163>, abgerufen am 22.12.2024.