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Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800.

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mit einem solchen Glücke, daß von allen bisher
an die Verlagshandlungen eingeschickten mit
Muthmaßungen gefüllten Brieffelleisen keines
Mäuse merkte. (Und recht zum Vortheil der
Welt; denn sobald z. B. einer die in der besten
Verzifferungskanzlei verzognen Namen der er¬
sten Bände des Titans auseinanderringelt, so
stoß' ich das Dintenfaß um und gebe nichts
mehr heraus.) --

Aus den Namen ist bei mir nichts zu
schliessen, weil ich die Pathen zu meinen Hel¬
den auf den sonderbarsten Wegen presse. Bin
ich z. B. nicht oft abends, während dem Ro¬
chiren
und Brikoliren der deutschen Hee¬
re, die ihre Kreuzzüge nach dem heiligen Grabe
der Freiheit thaten, in den Zeltgassen mit der
Schreibtafel in der Hand auf- und abgegan¬
gen und habe die Namen der Gemeinen, die
vor dem Bettegehen wie Heiligennamen laut
angerufen wurden, so wie sie fielen aufgefan¬
gen und eingetragen, um sie wieder unter meine
biographischen Leute auszutheilen? Und avan¬
zirte dabei nicht das Verdienst und mancher
Gemeine stieg zum tafel- und turnierfähigen

mit einem ſolchen Glücke, daß von allen bisher
an die Verlagshandlungen eingeſchickten mit
Muthmaßungen gefüllten Brieffelleiſen keines
Mäuſe merkte. (Und recht zum Vortheil der
Welt; denn ſobald z. B. einer die in der beſten
Verzifferungskanzlei verzognen Namen der er¬
ſten Bände des Titans auseinanderringelt, ſo
ſtoß' ich das Dintenfaß um und gebe nichts
mehr heraus.) —

Aus den Namen iſt bei mir nichts zu
ſchlieſſen, weil ich die Pathen zu meinen Hel¬
den auf den ſonderbarſten Wegen preſſe. Bin
ich z. B. nicht oft abends, während dem Ro¬
chiren
und Brikoliren der deutſchen Hee¬
re, die ihre Kreuzzüge nach dem heiligen Grabe
der Freiheit thaten, in den Zeltgaſſen mit der
Schreibtafel in der Hand auf- und abgegan¬
gen und habe die Namen der Gemeinen, die
vor dem Bettegehen wie Heiligennamen laut
angerufen wurden, ſo wie ſie fielen aufgefan¬
gen und eingetragen, um ſie wieder unter meine
biographiſchen Leute auszutheilen? Und avan¬
zirte dabei nicht das Verdienſt und mancher
Gemeine ſtieg zum tafel- und turnierfähigen

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[111/0131] mit einem ſolchen Glücke, daß von allen bisher an die Verlagshandlungen eingeſchickten mit Muthmaßungen gefüllten Brieffelleiſen keines Mäuſe merkte. (Und recht zum Vortheil der Welt; denn ſobald z. B. einer die in der beſten Verzifferungskanzlei verzognen Namen der er¬ ſten Bände des Titans auseinanderringelt, ſo ſtoß' ich das Dintenfaß um und gebe nichts mehr heraus.) — Aus den Namen iſt bei mir nichts zu ſchlieſſen, weil ich die Pathen zu meinen Hel¬ den auf den ſonderbarſten Wegen preſſe. Bin ich z. B. nicht oft abends, während dem Ro¬ chiren und Brikoliren der deutſchen Hee¬ re, die ihre Kreuzzüge nach dem heiligen Grabe der Freiheit thaten, in den Zeltgaſſen mit der Schreibtafel in der Hand auf- und abgegan¬ gen und habe die Namen der Gemeinen, die vor dem Bettegehen wie Heiligennamen laut angerufen wurden, ſo wie ſie fielen aufgefan¬ gen und eingetragen, um ſie wieder unter meine biographiſchen Leute auszutheilen? Und avan¬ zirte dabei nicht das Verdienſt und mancher Gemeine ſtieg zum tafel- und turnierfähigen

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/131>, abgerufen am 27.04.2024.