Magisterin neben ihnen koche, bette, keife und scheuere? von den acht lärmenden Kindern ver¬ nahmen sie schon der Menge wegen nichts, denn nur Eine sausende Mücke hält man nicht ohne entsetzliche Anstrengung im Zimmer aus, leicht aber einen ganzen Schwarm. Eben so wurde die Schulstube, auf deren Boden nichts fehlte was man in Kanarien-Hekkasten zum Nestmachen wirft, Heu, Moos, Rehhaar, aus¬ gezauseter Flanell und fingerlanges Garn, bei¬ den durch den Fußboden der alten (geographi¬ schen und historischen) Welt zugedeckt, wel¬ cher, der römischen Paulskirche ihrem gleich, aus Marmortrümmern voll abgebrochener In¬ schriften besteht.
18. Zykel.
Der Leser ist nun auf den Nachmittag, wo man den Eleven in die Polirmühle des Wie¬ ners schickt, begierig, wie er sich da schleifen lasse. Es muß ihn noch begieriger machen, wenn ich nachhole, daß Wehmeier, der wie an¬ dere Gelehrte dem Elephanten an Verstand und Plumpheit glich, nichts in der alten
Magiſterin neben ihnen koche, bette, keife und ſcheuere? von den acht lärmenden Kindern ver¬ nahmen ſie ſchon der Menge wegen nichts, denn nur Eine ſauſende Mücke hält man nicht ohne entſetzliche Anſtrengung im Zimmer aus, leicht aber einen ganzen Schwarm. Eben ſo wurde die Schulſtube, auf deren Boden nichts fehlte was man in Kanarien-Hekkaſten zum Neſtmachen wirft, Heu, Moos, Rehhaar, aus¬ gezauſeter Flanell und fingerlanges Garn, bei¬ den durch den Fußboden der alten (geographi¬ ſchen und hiſtoriſchen) Welt zugedeckt, wel¬ cher, der römiſchen Paulskirche ihrem gleich, aus Marmortrümmern voll abgebrochener In¬ ſchriften beſteht.
18. Zykel.
Der Leſer iſt nun auf den Nachmittag, wo man den Eleven in die Polirmühle des Wie¬ ners ſchickt, begierig, wie er ſich da ſchleifen laſſe. Es muß ihn noch begieriger machen, wenn ich nachhole, daß Wehmeier, der wie an¬ dere Gelehrte dem Elephanten an Verſtand und Plumpheit glich, nichts in der alten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0211"n="191"/>
Magiſterin neben ihnen koche, bette, keife und<lb/>ſcheuere? von den acht lärmenden Kindern ver¬<lb/>
nahmen ſie ſchon der Menge wegen nichts,<lb/>
denn nur Eine ſauſende Mücke hält man nicht<lb/>
ohne entſetzliche Anſtrengung im Zimmer aus,<lb/>
leicht aber einen ganzen Schwarm. Eben ſo<lb/>
wurde die Schulſtube, auf deren Boden nichts<lb/>
fehlte was man in Kanarien-Hekkaſten zum<lb/>
Neſtmachen wirft, Heu, Moos, Rehhaar, aus¬<lb/>
gezauſeter Flanell und fingerlanges Garn, bei¬<lb/>
den durch den Fußboden der alten (geographi¬<lb/>ſchen und hiſtoriſchen) Welt zugedeckt, wel¬<lb/>
cher, der römiſchen Paulskirche ihrem gleich,<lb/>
aus Marmortrümmern voll abgebrochener In¬<lb/>ſchriften beſteht.</p><lb/></div><divn="2"><head>18. <hirendition="#g">Zykel.</hi><lb/></head><p>Der Leſer iſt nun auf den Nachmittag, wo<lb/>
man den Eleven in die Polirmühle des Wie¬<lb/>
ners ſchickt, begierig, wie er ſich da ſchleifen<lb/>
laſſe. Es muß ihn noch begieriger machen,<lb/>
wenn ich nachhole, daß Wehmeier, der wie an¬<lb/>
dere Gelehrte dem Elephanten an Verſtand<lb/>
und Plumpheit glich, nichts in der alten<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[191/0211]
Magiſterin neben ihnen koche, bette, keife und
ſcheuere? von den acht lärmenden Kindern ver¬
nahmen ſie ſchon der Menge wegen nichts,
denn nur Eine ſauſende Mücke hält man nicht
ohne entſetzliche Anſtrengung im Zimmer aus,
leicht aber einen ganzen Schwarm. Eben ſo
wurde die Schulſtube, auf deren Boden nichts
fehlte was man in Kanarien-Hekkaſten zum
Neſtmachen wirft, Heu, Moos, Rehhaar, aus¬
gezauſeter Flanell und fingerlanges Garn, bei¬
den durch den Fußboden der alten (geographi¬
ſchen und hiſtoriſchen) Welt zugedeckt, wel¬
cher, der römiſchen Paulskirche ihrem gleich,
aus Marmortrümmern voll abgebrochener In¬
ſchriften beſteht.
18. Zykel.
Der Leſer iſt nun auf den Nachmittag, wo
man den Eleven in die Polirmühle des Wie¬
ners ſchickt, begierig, wie er ſich da ſchleifen
laſſe. Es muß ihn noch begieriger machen,
wenn ich nachhole, daß Wehmeier, der wie an¬
dere Gelehrte dem Elephanten an Verſtand
und Plumpheit glich, nichts in der alten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Titan. Bd. 1. Berlin, 1800, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan01_1800/211>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.