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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793.

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Leben des vergnügten Schulmeisterleins Ma¬
ria Wuz in Auenthal.

Eine Art Idylle.

Wie war dein Leben und Sterben so sanft und
meerstille, du vergnügtes Schulmeisterlein Wuz!
der stille laue Himmel eines Nachsommers gieng
nicht mit Gewölk, sondern mit Duft um dein Le¬
ben herum: deine Epochen waren das Schwanken
und dein Sterben war das Umlegen einer Lilie, de¬
ren Blätter auf stehende Blumen aus einander
flattern -- und schon außer dem Grabe schliefest
du sanft!

Jezt aber, meine Freunde, müssen vor allen
Dingen die Stühle um den Ofen, der Schenktisch
mit dem Trinkwasser an unsre Knie gerückt und
die Vorhänge zugezogen und die Schlafmützen auf¬
gesetzt werden und an die grand monde über der
Gasse drüben und palais royal muß keiner von
uns denken, bloß weil ich die ruhige Geschichte des
vergnügten Schulmeisterleins erzähle -- und du,
mein lieber Christian, der du eine einathmende

2. Theil. A a
Leben des vergnuͤgten Schulmeiſterleins Ma¬
ria Wuz in Auenthal.

Eine Art Idylle.

Wie war dein Leben und Sterben ſo ſanft und
meerſtille, du vergnuͤgtes Schulmeiſterlein Wuz!
der ſtille laue Himmel eines Nachſommers gieng
nicht mit Gewoͤlk, ſondern mit Duft um dein Le¬
ben herum: deine Epochen waren das Schwanken
und dein Sterben war das Umlegen einer Lilie, de¬
ren Blaͤtter auf ſtehende Blumen aus einander
flattern — und ſchon außer dem Grabe ſchliefeſt
du ſanft!

Jezt aber, meine Freunde, muͤſſen vor allen
Dingen die Stuͤhle um den Ofen, der Schenktiſch
mit dem Trinkwaſſer an unſre Knie geruͤckt und
die Vorhaͤnge zugezogen und die Schlafmuͤtzen auf¬
geſetzt werden und an die grand monde uͤber der
Gaſſe druͤben und palais royal muß keiner von
uns denken, bloß weil ich die ruhige Geſchichte des
vergnuͤgten Schulmeiſterleins erzaͤhle — und du,
mein lieber Chriſtian, der du eine einathmende

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[369/0379] Leben des vergnuͤgten Schulmeiſterleins Ma¬ ria Wuz in Auenthal. Eine Art Idylle. Wie war dein Leben und Sterben ſo ſanft und meerſtille, du vergnuͤgtes Schulmeiſterlein Wuz! der ſtille laue Himmel eines Nachſommers gieng nicht mit Gewoͤlk, ſondern mit Duft um dein Le¬ ben herum: deine Epochen waren das Schwanken und dein Sterben war das Umlegen einer Lilie, de¬ ren Blaͤtter auf ſtehende Blumen aus einander flattern — und ſchon außer dem Grabe ſchliefeſt du ſanft! Jezt aber, meine Freunde, muͤſſen vor allen Dingen die Stuͤhle um den Ofen, der Schenktiſch mit dem Trinkwaſſer an unſre Knie geruͤckt und die Vorhaͤnge zugezogen und die Schlafmuͤtzen auf¬ geſetzt werden und an die grand monde uͤber der Gaſſe druͤben und palais royal muß keiner von uns denken, bloß weil ich die ruhige Geſchichte des vergnuͤgten Schulmeiſterleins erzaͤhle — und du, mein lieber Chriſtian, der du eine einathmende 2. Theil. A a

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 2. Berlin, 1793, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge02_1793/379>, abgerufen am 21.11.2024.