Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite
Erster Sektor.

Verlobungs-Schach -- graduirter Rekrut -- Kopulations-
Katze.


Meines Erachtens war der Obristforstmeister von
Knör bloß darum so unerhört aufs Schach erpicht,
weil er das ganze Jahr nichts zu thun hatte als
Einmal darin der Gast, die Santa Hermandad und
der theure Dispensationsbullen-Macher der Wild¬
meister zu seyn. Der Leser wird freilich noch von
keiner so unbändigen Liebhaberei gehört haben, als
seine war. Das Wenigste ist, daß er alle seine Bedien¬
te aus dem Dorfe Strehpenik verschrieb, um (nach
Kato's Meinung) eben so viele Gegner als Diener
zu haben -- oder daß er und ein Oberysselscher
Edelmann in Zwoll mehr Postgeld verschrieben als
verreiseten, weil sie Schach auf 250 Meilen nicht
mit Fingern sondern Federn zogen -- auch das kann
man sich gefallen lassen, daß er und die Kempel'sche
Schachmaschine Briefe mit einander wechselten und
daß des hölzernen Moslems Konviktorist und Adju¬

A
Erſter Sektor.

Verlobungs-Schach — graduirter Rekrut — Kopulations-
Katze.


Meines Erachtens war der Obriſtforſtmeiſter von
Knoͤr bloß darum ſo unerhoͤrt aufs Schach erpicht,
weil er das ganze Jahr nichts zu thun hatte als
Einmal darin der Gaſt, die Santa Hermandad und
der theure Diſpenſationsbullen-Macher der Wild¬
meiſter zu ſeyn. Der Leſer wird freilich noch von
keiner ſo unbaͤndigen Liebhaberei gehoͤrt haben, als
ſeine war. Das Wenigſte iſt, daß er alle ſeine Bedien¬
te aus dem Dorfe Strehpenik verſchrieb, um (nach
Kato's Meinung) eben ſo viele Gegner als Diener
zu haben — oder daß er und ein Oberyſſelſcher
Edelmann in Zwoll mehr Poſtgeld verſchrieben als
verreiſeten, weil ſie Schach auf 250 Meilen nicht
mit Fingern ſondern Federn zogen — auch das kann
man ſich gefallen laſſen, daß er und die Kempel'ſche
Schachmaſchine Briefe mit einander wechſelten und
daß des hoͤlzernen Moslems Konviktoriſt und Adju¬

A
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0037" n="[1]"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Er&#x017F;ter Sektor.</hi><lb/>
          </head>
          <argument>
            <p rendition="#c">Verlobungs-Schach &#x2014; graduirter Rekrut &#x2014; Kopulations-<lb/>
Katze.</p>
          </argument><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p><hi rendition="#in">M</hi>eines Erachtens war der Obri&#x017F;tfor&#x017F;tmei&#x017F;ter von<lb/><hi rendition="#g">Kno&#x0364;r</hi> bloß darum &#x017F;o unerho&#x0364;rt aufs Schach erpicht,<lb/>
weil er das ganze Jahr nichts zu thun hatte als<lb/>
Einmal darin der Ga&#x017F;t, die <hi rendition="#aq">Santa Hermandad</hi> und<lb/>
der theure Di&#x017F;pen&#x017F;ationsbullen-Macher der Wild¬<lb/>
mei&#x017F;ter zu &#x017F;eyn. Der Le&#x017F;er wird freilich noch von<lb/>
keiner &#x017F;o unba&#x0364;ndigen Liebhaberei geho&#x0364;rt haben, als<lb/>
&#x017F;eine war. Das Wenig&#x017F;te i&#x017F;t, daß er alle &#x017F;eine Bedien¬<lb/>
te aus dem Dorfe Strehpenik ver&#x017F;chrieb, um (nach<lb/>
Kato's Meinung) eben &#x017F;o viele Gegner als Diener<lb/>
zu haben &#x2014; oder daß er und ein Obery&#x017F;&#x017F;el&#x017F;cher<lb/>
Edelmann in Zwoll mehr Po&#x017F;tgeld ver&#x017F;chrieben als<lb/>
verrei&#x017F;eten, weil &#x017F;ie Schach auf 250 Meilen nicht<lb/>
mit Fingern &#x017F;ondern Federn zogen &#x2014; auch das kann<lb/>
man &#x017F;ich gefallen la&#x017F;&#x017F;en, daß er und die Kempel'&#x017F;che<lb/>
Schachma&#x017F;chine Briefe mit einander wech&#x017F;elten und<lb/>
daß des ho&#x0364;lzernen Moslems Konviktori&#x017F;t und Adju¬<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1]/0037] Erſter Sektor. Verlobungs-Schach — graduirter Rekrut — Kopulations- Katze. Meines Erachtens war der Obriſtforſtmeiſter von Knoͤr bloß darum ſo unerhoͤrt aufs Schach erpicht, weil er das ganze Jahr nichts zu thun hatte als Einmal darin der Gaſt, die Santa Hermandad und der theure Diſpenſationsbullen-Macher der Wild¬ meiſter zu ſeyn. Der Leſer wird freilich noch von keiner ſo unbaͤndigen Liebhaberei gehoͤrt haben, als ſeine war. Das Wenigſte iſt, daß er alle ſeine Bedien¬ te aus dem Dorfe Strehpenik verſchrieb, um (nach Kato's Meinung) eben ſo viele Gegner als Diener zu haben — oder daß er und ein Oberyſſelſcher Edelmann in Zwoll mehr Poſtgeld verſchrieben als verreiſeten, weil ſie Schach auf 250 Meilen nicht mit Fingern ſondern Federn zogen — auch das kann man ſich gefallen laſſen, daß er und die Kempel'ſche Schachmaſchine Briefe mit einander wechſelten und daß des hoͤlzernen Moslems Konviktoriſt und Adju¬ A

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/37
Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/37>, abgerufen am 03.12.2024.