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Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793.

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Siebenter Sektor oder Ausschnitt.

Robisch -- der Staar -- Lamm statt der obigen Katze.

Nach dieser Entführung schränkte man Gustavs
Spieltheater und Lustlager auf den Wall des Schlos¬
ses ein: in die wogende Flur und ins Dörfchen
Auenthal, das wohl eine deutsche Meile davon
ablag; durft er nur hinein -- sehen. Dieses blu¬
michte Empor-Eiland umkreisete er den ganzen
Tag, um jeden rothen Käfer niederzuschlagen, je¬
des marmorirte Schneckenhäuschen von seinem Blat¬
te abzudrehen und überhaupt alles was auf sechs
Füßen zappelte, zu inhaftiren, wie ers selber war.
Auf Kosten seiner unerfahrnen Finger wollte er an¬
fangs auch die Biene aus ihrem Freudenkelche zie¬
hen. Diese bunten Arrestanten drängte er -- wie
Fürsten alle Menschensorten in Eine Hauptstadt --
sämtlich in einen schönen Salomons-Tempel oder
in eine Silberschlag-Noachitische Arche von Pap¬
pendeckel mit mehr Fenstern als Mauer, zusammen.
Der Architekt dieses vierten salomonischen Tem¬
pels war nicht wie beim ersten der Teufel oder der
Wurm Lis *), sondern ein Mensch der beiden glich, der

*) Nach den Rabbinen half der Teufel den Tempel mit bauen,
und der Wurm nagte die Steine zurecht.
Siebenter Sektor oder Ausſchnitt.

Robiſch — der Staar — Lamm ſtatt der obigen Katze.

Nach dieſer Entfuͤhrung ſchraͤnkte man Guſtavs
Spieltheater und Luſtlager auf den Wall des Schloſ¬
ſes ein: in die wogende Flur und ins Doͤrfchen
Auenthal, das wohl eine deutſche Meile davon
ablag; durft er nur hinein — ſehen. Dieſes blu¬
michte Empor-Eiland umkreiſete er den ganzen
Tag, um jeden rothen Kaͤfer niederzuſchlagen, je¬
des marmorirte Schneckenhaͤuschen von ſeinem Blat¬
te abzudrehen und uͤberhaupt alles was auf ſechs
Fuͤßen zappelte, zu inhaftiren, wie ers ſelber war.
Auf Koſten ſeiner unerfahrnen Finger wollte er an¬
fangs auch die Biene aus ihrem Freudenkelche zie¬
hen. Dieſe bunten Arreſtanten draͤngte er — wie
Fuͤrſten alle Menſchenſorten in Eine Hauptſtadt —
ſaͤmtlich in einen ſchoͤnen Salomons-Tempel oder
in eine Silberſchlag-Noachitiſche Arche von Pap¬
pendeckel mit mehr Fenſtern als Mauer, zuſammen.
Der Architekt dieſes vierten ſalomoniſchen Tem¬
pels war nicht wie beim erſten der Teufel oder der
Wurm Lis *), ſondern ein Menſch der beiden glich, der

*) Nach den Rabbinen half der Teufel den Tempel mit bauen,
und der Wurm nagte die Steine zurecht.
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[84/0120] Siebenter Sektor oder Ausſchnitt. Robiſch — der Staar — Lamm ſtatt der obigen Katze. Nach dieſer Entfuͤhrung ſchraͤnkte man Guſtavs Spieltheater und Luſtlager auf den Wall des Schloſ¬ ſes ein: in die wogende Flur und ins Doͤrfchen Auenthal, das wohl eine [FORMEL] deutſche Meile davon ablag; durft er nur hinein — ſehen. Dieſes blu¬ michte Empor-Eiland umkreiſete er den ganzen Tag, um jeden rothen Kaͤfer niederzuſchlagen, je¬ des marmorirte Schneckenhaͤuschen von ſeinem Blat¬ te abzudrehen und uͤberhaupt alles was auf ſechs Fuͤßen zappelte, zu inhaftiren, wie ers ſelber war. Auf Koſten ſeiner unerfahrnen Finger wollte er an¬ fangs auch die Biene aus ihrem Freudenkelche zie¬ hen. Dieſe bunten Arreſtanten draͤngte er — wie Fuͤrſten alle Menſchenſorten in Eine Hauptſtadt — ſaͤmtlich in einen ſchoͤnen Salomons-Tempel oder in eine Silberſchlag-Noachitiſche Arche von Pap¬ pendeckel mit mehr Fenſtern als Mauer, zuſammen. Der Architekt dieſes vierten ſalomoniſchen Tem¬ pels war nicht wie beim erſten der Teufel oder der Wurm Lis *), ſondern ein Menſch der beiden glich, der *) Nach den Rabbinen half der Teufel den Tempel mit bauen, und der Wurm nagte die Steine zurecht.

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Zitationshilfe: Jean Paul: Die unsichtbare Loge. Bd. 1. Berlin, 1793, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_loge01_1793/120>, abgerufen am 21.11.2024.