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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.

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nicht schöne Namen am meisten, sondern schlechte.
Nur bey unsern Kunstwerken kehrt ers um.
Hätte z. B. Montesquieu einen klingendern
Namen gehabt; so wär' er nicht in Rom ange-
meldet worden im ersten Zimmer als Mont-
dieu
-- im zweyten als Montieu -- im drit-
ten als Mordieu -- bis er endlich im letzten
als Hr. von Forbii eintrat. Chamfort erzählt,
daß der Wüstling Richelieu nie im Stande ge-
wesen, den Namen eines Bürgerlichen auszu-
sprechen, ohne ihn zu verstümmeln. Da wir
Deutsche gegen die Franzosen -- denn diesen
müssen wir uns täglich mehr zu- und entgegen-
bilden, damit sie künftig mit uns besser vorlieb
nehmen -- als geborne Bürgerliche erscheinen:
so werden sie einst neben der geöfneten Mine
jeden Namen, wenn er nicht halbitalienisch,
wie etwa Bonaparte, tönt, entweder erbärm-
lich verrenken, oder uns gar als neuen Mitglie-
dern ihrer großen Akademie der Arkadier neue
arkadische Namen geben, z. B. Pepe, Huleu,
Bexou, Baif, Ouffle, Grez.

Erster Theil. 13

nicht ſchoͤne Namen am meiſten, ſondern ſchlechte.
Nur bey unſern Kunſtwerken kehrt ers um.
Hätte z. B. Montesquieu einen klingendern
Namen gehabt; ſo waͤr’ er nicht in Rom ange-
meldet worden im erſten Zimmer als Mont-
dieu
— im zweyten als Montieu — im drit-
ten als Mordieu — bis er endlich im letzten
als Hr. von Forbii eintrat. Chamfort erzaͤhlt,
daß der Wuͤſtling Richelieu nie im Stande ge-
weſen, den Namen eines Buͤrgerlichen auszu-
ſprechen, ohne ihn zu verſtuͤmmeln. Da wir
Deutſche gegen die Franzoſen — denn dieſen
muͤſſen wir uns taͤglich mehr zu- und entgegen-
bilden, damit ſie kuͤnftig mit uns beſſer vorlieb
nehmen — als geborne Buͤrgerliche erſcheinen:
ſo werden ſie einſt neben der geoͤfneten Mine
jeden Namen, wenn er nicht halbitalieniſch,
wie etwa Bonaparte, toͤnt, entweder erbaͤrm-
lich verrenken, oder uns gar als neuen Mitglie-
dern ihrer großen Akademie der Arkadier neue
arkadiſche Namen geben, z. B. Pépé, Huleu,
Bexou, Baïf, Ouffle, Grez.

Erſter Theil. 13
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[193/0211] nicht ſchoͤne Namen am meiſten, ſondern ſchlechte. Nur bey unſern Kunſtwerken kehrt ers um. Hätte z. B. Montesquieu einen klingendern Namen gehabt; ſo waͤr’ er nicht in Rom ange- meldet worden im erſten Zimmer als Mont- dieu — im zweyten als Montieu — im drit- ten als Mordieu — bis er endlich im letzten als Hr. von Forbii eintrat. Chamfort erzaͤhlt, daß der Wuͤſtling Richelieu nie im Stande ge- weſen, den Namen eines Buͤrgerlichen auszu- ſprechen, ohne ihn zu verſtuͤmmeln. Da wir Deutſche gegen die Franzoſen — denn dieſen muͤſſen wir uns taͤglich mehr zu- und entgegen- bilden, damit ſie kuͤnftig mit uns beſſer vorlieb nehmen — als geborne Buͤrgerliche erſcheinen: ſo werden ſie einſt neben der geoͤfneten Mine jeden Namen, wenn er nicht halbitalieniſch, wie etwa Bonaparte, toͤnt, entweder erbaͤrm- lich verrenken, oder uns gar als neuen Mitglie- dern ihrer großen Akademie der Arkadier neue arkadiſche Namen geben, z. B. Pépé, Huleu, Bexou, Baïf, Ouffle, Grez. Erſter Theil. 13

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Zitationshilfe: Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/211>, abgerufen am 26.04.2024.