Endlich sind wir im Vorhofe der Ewigkeit und sterben nur noch einmal, sagten die See- len, und dann sind wir bey Gott. Aber wie rinnend und flatternd ist das Land der Seelen! Im ganzen Himmel waren Sonnen, die ein Menschenantliz hatten, umhergelegt, sie sahen uns bloß mit einem Mondlicht an, eine nach der andern ging bloß in der Höhe unbegreiflich unter, aber an keinem Erdenrand, und wurde vorher ihre eigne Abendröthe. Jetzt sind nur noch tausend Mondsonnen lebendig, sagten wir, wenn die letzte im Zenith einsinkt, so geht Gott auf und tagt. Nach jeder versiegten Sonne wurden unsere Gestalten verkleinert. Wir sind doch keine Träumer mehr, wie auf der Erde, sondern schon Nachtwandler, und wir müssen bald erwachen, sagte ich; ja, wenn wir aber erst kleine Kinder sind, sagten die andern. Die Körperwelt wurde immer flüssiger und rann leicht. Mit bloßen Gedanken bogen wir goldne Bäume nieder, und rückten Gartenberge von thauigen
Der Tod in der letzten zweyten Welt.
Endlich ſind wir im Vorhofe der Ewigkeit und ſterben nur noch einmal, ſagten die See- len, und dann ſind wir bey Gott. Aber wie rinnend und flatternd iſt das Land der Seelen! Im ganzen Himmel waren Sonnen, die ein Menſchenantliz hatten, umhergelegt, ſie ſahen uns bloß mit einem Mondlicht an, eine nach der andern ging bloß in der Hoͤhe unbegreiflich unter, aber an keinem Erdenrand, und wurde vorher ihre eigne Abendroͤthe. Jetzt ſind nur noch tauſend Mondſonnen lebendig, ſagten wir, wenn die letzte im Zenith einſinkt, ſo geht Gott auf und tagt. Nach jeder verſiegten Sonne wurden unſere Geſtalten verkleinert. Wir ſind doch keine Traͤumer mehr, wie auf der Erde, ſondern ſchon Nachtwandler, und wir muͤſſen bald erwachen, ſagte ich; ja, wenn wir aber erſt kleine Kinder ſind, ſagten die andern. Die Koͤrperwelt wurde immer fluͤſſiger und rann leicht. Mit bloßen Gedanken bogen wir goldne Baͤume nieder, und ruͤckten Gartenberge von thauigen
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Der Tod in der letzten zweyten
Welt.
Endlich ſind wir im Vorhofe der Ewigkeit
und ſterben nur noch einmal, ſagten die See-
len, und dann ſind wir bey Gott. Aber wie
rinnend und flatternd iſt das Land der Seelen!
Im ganzen Himmel waren Sonnen, die ein
Menſchenantliz hatten, umhergelegt, ſie ſahen
uns bloß mit einem Mondlicht an, eine nach
der andern ging bloß in der Hoͤhe unbegreiflich
unter, aber an keinem Erdenrand, und wurde
vorher ihre eigne Abendroͤthe. Jetzt ſind nur
noch tauſend Mondſonnen lebendig, ſagten wir,
wenn die letzte im Zenith einſinkt, ſo geht Gott
auf und tagt. Nach jeder verſiegten Sonne
wurden unſere Geſtalten verkleinert. Wir ſind
doch keine Traͤumer mehr, wie auf der Erde,
ſondern ſchon Nachtwandler, und wir muͤſſen
bald erwachen, ſagte ich; ja, wenn wir aber
erſt kleine Kinder ſind, ſagten die andern. Die
Koͤrperwelt wurde immer fluͤſſiger und rann leicht.
Mit bloßen Gedanken bogen wir goldne Baͤume
nieder, und ruͤckten Gartenberge von thauigen
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/273>, abgerufen am 22.12.2024.
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