Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809.3. Summula. Ein Reisegefährte. Wider alle Erwartung meldete sich am Vor- Während der Doktor in seinem Misgeburten- 3. Summula. Ein Reiſegefährte. Wider alle Erwartung meldete ſich am Vor- Waͤhrend der Doktor in ſeinem Misgeburten- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb n="8" facs="#f0026"/> <div n="3"> <head>3. Summula.<lb/><hi rendition="#g">Ein Reiſegefährte</hi>.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi>ider alle Erwartung meldete ſich am Vor-<lb/> abend der Abreiſe ein Fremder zur Mitbelehn-<lb/> ſchaft des Wagens.</p><lb/> <p>Waͤhrend der Doktor in ſeinem Misgeburten-<lb/> Kabinette einiges abſtaͤubte von ausgeſtopften<lb/> Thierleichen, durch Räuchern die Motten (die<lb/> Teufel derſelben) vertrieb, und den Embryonen<lb/> in ihren Glaͤschen Spiritus zu trinken gab: trat<lb/> ein fremder feingekleideter und feingeſitteter Herr<lb/> ein, nannte ſich Herr von <hi rendition="#g">Nieß</hi>, und uͤber-<lb/> reichte der Tochter des Doktors nach der Frage,<lb/> ob Sie <hi rendition="#g">Theoda</hi> heiße, ein blaueingeſchlagenes<lb/> Briefchen an ſie, es iſt von meinem Freunde,<lb/> dem Buͤhnen-Dichter <hi rendition="#g">Theudobach</hi>, ſagte er.<lb/> Das Maͤdchen entgluͤhte hochroth, und riß zit-<lb/> ternd mit dem Umſchlag in den Brief hinein<lb/> (die Liebe und der Haß zerreißen den Brief, ſo-<lb/> wie beyde den Menſchen verſchlingen wollen)<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [8/0026]
3. Summula.
Ein Reiſegefährte.
Wider alle Erwartung meldete ſich am Vor-
abend der Abreiſe ein Fremder zur Mitbelehn-
ſchaft des Wagens.
Waͤhrend der Doktor in ſeinem Misgeburten-
Kabinette einiges abſtaͤubte von ausgeſtopften
Thierleichen, durch Räuchern die Motten (die
Teufel derſelben) vertrieb, und den Embryonen
in ihren Glaͤschen Spiritus zu trinken gab: trat
ein fremder feingekleideter und feingeſitteter Herr
ein, nannte ſich Herr von Nieß, und uͤber-
reichte der Tochter des Doktors nach der Frage,
ob Sie Theoda heiße, ein blaueingeſchlagenes
Briefchen an ſie, es iſt von meinem Freunde,
dem Buͤhnen-Dichter Theudobach, ſagte er.
Das Maͤdchen entgluͤhte hochroth, und riß zit-
ternd mit dem Umſchlag in den Brief hinein
(die Liebe und der Haß zerreißen den Brief, ſo-
wie beyde den Menſchen verſchlingen wollen)
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Zitationshilfe: | Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 1. Heidelberg, 1809, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger01_1809/26>, abgerufen am 04.03.2025. |