seiner Philalethie vor, 30 unerzogene Kinder in ei¬ nen Garten einzuzäunen, sie ihrer eignen Entwicke¬ lung zu überlassen und ihnen nur stumme Diener, die nicht einmal Menschen-Kleidung hätten, zuzuge¬ ben und es dann zu Protokoll zu bringen, was dabei herauskäme. Die Philosophen sehen vor lauter Möglichkeit die Wirklichkeit nicht: sonst hätte Base¬ dow bemerken müssen, daß unsere Landschulen und Dorfpädagogen solche Gärten sind, in denen die Phi¬ losophie den Versuch machen will, was aus Men¬ schen, wenn sie durchaus alle Bildung entbehren, am Ende werde. Ich gesteh' aber, daß alle diese Ver¬ suche noch so lange unsicher und unvollkommen blei¬ ben als die Schulmeister sich nicht enthalten können, diesen Seminaristen irgend einen Unterricht -- und wär' er der kleinste -- zu ertheilen; und besser würde gefahren mit ganz stummen Schulleuten wie es taub¬ stumme Eleven giebt.
C. siehe K.
D.
Dichter. Der Dichter wird, ob er gleich Lei¬ denschaften mahlt, doch diese am besten in dem Al¬ ter treffen, wo sie kleiner sind, so wie Brennspiegel gerade in den Sommern, wo die Sonne am wenig¬ sten brannte, am stärksten wirkten und in den heissen am wenigsten. Die Blumen der Poesie gleichen an¬
ſeiner Philalethie vor, 30 unerzogene Kinder in ei¬ nen Garten einzuzaͤunen, ſie ihrer eignen Entwicke¬ lung zu uͤberlaſſen und ihnen nur ſtumme Diener, die nicht einmal Menſchen-Kleidung haͤtten, zuzuge¬ ben und es dann zu Protokoll zu bringen, was dabei herauskaͤme. Die Philoſophen ſehen vor lauter Moͤglichkeit die Wirklichkeit nicht: ſonſt haͤtte Baſe¬ dow bemerken muͤſſen, daß unſere Landſchulen und Dorfpaͤdagogen ſolche Gaͤrten ſind, in denen die Phi¬ loſophie den Verſuch machen will, was aus Men¬ ſchen, wenn ſie durchaus alle Bildung entbehren, am Ende werde. Ich geſteh' aber, daß alle dieſe Ver¬ ſuche noch ſo lange unſicher und unvollkommen blei¬ ben als die Schulmeiſter ſich nicht enthalten koͤnnen, dieſen Seminariſten irgend einen Unterricht — und waͤr' er der kleinſte — zu ertheilen; und beſſer wuͤrde gefahren mit ganz ſtummen Schulleuten wie es taub¬ ſtumme Eleven giebt.
C. ſiehe K.
D.
Dichter. Der Dichter wird, ob er gleich Lei¬ denſchaften mahlt, doch dieſe am beſten in dem Al¬ ter treffen, wo ſie kleiner ſind, ſo wie Brennſpiegel gerade in den Sommern, wo die Sonne am wenig¬ ſten brannte, am ſtaͤrkſten wirkten und in den heiſſen am wenigſten. Die Blumen der Poeſie gleichen an¬
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ſeiner Philalethie vor, 30 unerzogene Kinder in ei¬
nen Garten einzuzaͤunen, ſie ihrer eignen Entwicke¬
lung zu uͤberlaſſen und ihnen nur ſtumme Diener,
die nicht einmal Menſchen-Kleidung haͤtten, zuzuge¬
ben und es dann zu Protokoll zu bringen, was dabei
herauskaͤme. Die Philoſophen ſehen vor lauter
Moͤglichkeit die Wirklichkeit nicht: ſonſt haͤtte Baſe¬
dow bemerken muͤſſen, daß unſere Landſchulen und
Dorfpaͤdagogen ſolche Gaͤrten ſind, in denen die Phi¬
loſophie den Verſuch machen will, was aus Men¬
ſchen, wenn ſie durchaus alle Bildung entbehren, am
Ende werde. Ich geſteh' aber, daß alle dieſe Ver¬
ſuche noch ſo lange unſicher und unvollkommen blei¬
ben als die Schulmeiſter ſich nicht enthalten koͤnnen,
dieſen Seminariſten irgend einen Unterricht — und
waͤr' er der kleinſte — zu ertheilen; und beſſer wuͤrde
gefahren mit ganz ſtummen Schulleuten wie es taub¬
ſtumme Eleven giebt.
C. ſiehe K.
D.
Dichter. Der Dichter wird, ob er gleich Lei¬
denſchaften mahlt, doch dieſe am beſten in dem Al¬
ter treffen, wo ſie kleiner ſind, ſo wie Brennſpiegel
gerade in den Sommern, wo die Sonne am wenig¬
ſten brannte, am ſtaͤrkſten wirkten und in den heiſſen
am wenigſten. Die Blumen der Poeſie gleichen an¬
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Jean Paul: Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Erstes Heftlein. Berlin, 1795, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_hesperus01_1795/400>, abgerufen am 23.11.2024.
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