auf Erkenntniß. Bei allen semitischer Völker ist der Glaube über den Ursprung der Mensche[n] vorherrschend, was in unserer Untersuchung uns billig fremd bleiben muß. So viel kann ich indeß sagen, daß kein Grund vorhanden ist anzunehmen, daß die Erscheinung der verschiede[-] nen Racen, der Jdee der Einheit wiederstr[e-] bet, oder stringend dies zu läugnen.
Die Untersuchungen hierüber sind verwirr[t] worden, daß man historische Betrachtungen mit den jetzigen Bewohnern der Erdflächen be- trachtete. Geschichte führt nie zum ersten Ur- sprunge u. kann nicht Fragen der phys. Welt Beschreibung lösen. So leicht kann der Mensch hier irren. Eine Frage Zb. wie ist Amerika bevölkert? ist weder eine historische noch philos[o-] phische Frage! Anders ist es damit, wie haben si[ch] Völker von Osten Asiens nach Westen bewegt Unmöglich ist es eine allgemeine Eintheilung nach Abstammung anzunehmen. Die Betrachtungen über Racen sind noch zu wenig Klarheit gelangt u. zu wenigsehr von die Problemen über die Pflanz[en] u. Thiere getrennt worden. Wir haben die Aehnlichkeit des Organismus, ihre gemeinsam Wohnorte gesehen, die Gleichheit der Gestation wenn auch nicht Pubertät. Jch führte schon an daß wie Degenerationen von Thiere jetzt noch statt finden, so auch dies bei den Menschen mög- lich sein konnte u. Hebride Formen sich fortpflanzen[.] Jn Connectecut entstand ein Bock mit krummen Bei[-] nen u. jetzt hat man tausende einer besondern [unleserliches Material - 1 Wort fehlt][.] Ganze Familien giebt es mit sieben Fingern. Jn Ungarn sind Racen von Hausschweinen mit ungetheiltem Höfe. Siringa Varin ist vor 25 Jahren in Rouen entstanden. Daß ein Type fest bleibt sieht man daraus, daß Neg[er] ihre Farbe allenthalben behalten u. nicht we[iß] werden. Von einer steten Leberkrankheit die bei den Schwarzen statt finden soll, ist n[ur] eine physiologische Fabel. Selbst in einer
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auf Erkeñtniß. Bei allen ſemitiſcher Völker iſt der Glaube über den Urſprung der Menſche[n] vorherrſchend, was in unſerer Unterſuchung uns billig fremd bleiben muß. So viel kañ ich indeß ſagen, daß kein Grund vorhanden iſt anzunehmen, daß die Erſcheinung der verſchiede[-] nen Racen, der Jdee der Einheit wiederſtr[e-] bet, oder ſtringend dies zu läugnen.
Die Unterſuchungen hierüber ſind verwirr[t] worden, daß man hiſtoriſche Betrachtungen mit den jetzigen Bewohnern der Erdflächen be- trachtete. Geſchichte führt nie zum erſten Ur- ſprunge u. kañ nicht Fragen der phyſ. Welt Beſchreibung löſen. So leicht kañ der Menſch hier irren. Eine Frage Zb. wie iſt Amerika bevölkert? iſt weder eine hiſtoriſche noch philoſ[o-] phiſche Frage! Anders iſt es damit, wie haben ſi[ch] Völker von Oſten Aſiens nach Weſten bewegt Unmöglich iſt es eine allgemeine Eintheilung nach Abſtam̃ung anzunehmen. Die Betrachtungen über Raçen ſind noch zu wenig Klarheit gelangt u. zu wenigſehr von die Problemen über die Pflanz[en] u. Thiere getreñt worden. Wir haben die Aehnlichkeit des Organismus, ihre gemeinſam Wohnorte geſehen, die Gleichheit der Geſtation weñ auch nicht Pubertät. Jch führte ſchon an daß wie Degenerationen von Thiere jetzt noch ſtatt finden, ſo auch dies bei den Menſchen mög- lich ſein koñte u. Hebride Formen ſich fortpflanzen[.] Jn Coñectecut entſtand ein Bock mit krum̃en Bei[-] nen u. jetzt hat man tauſende einer beſondern [unleserliches Material – 1 Wort fehlt][.] Ganze Familien giebt es mit ſieben Fingern. Jn Ungarn ſind Racen von Hausſchweinen mit ungetheiltem Höfe. Siringa Varin iſt vor 25 Jahren in Rouen entſtanden. Daß ein Type feſt bleibt ſieht man daraus, daß Neg[er] ihre Farbe allenthalben behalten u. nicht we[iß] werden. Von einer ſteten Leberkrankheit die bei den Schwarzen ſtatt finden ſoll, iſt n[ur] eine phyſiologiſche Fabel. Selbſt in einer
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auf Erkeñtniß. Bei allen ſemitiſcher Völker
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ich indeß ſagen, daß kein Grund vorhanden iſt
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bet, oder ſtringend dies zu läugnen.
D. 25 Apl.
Die Unterſuchungen hierüber ſind verwirrt
worden, daß man hiſtoriſche Betrachtungen
mit den jetzigen Bewohnern der Erdfläch be-
trachtete. Geſchichte führt nie zum erſten Ur-
ſprunge u. kañ nicht Fragen der phyſ. Welt
Beſchreibung löſen. So leicht kañ der Menſch
hier irren. Eine Frage Zb. wie iſt Amerika
bevölkert? iſt weder eine hiſtoriſche noch philoſo-
phiſche Frage! Anders iſt es damit, wie haben ſich
Völker von Oſten Aſiens nach Weſten bewegt
Unmöglich iſt es eine allgemeine Eintheilung nach
Abſtam̃ung anzunehmen. Die Betrachtung über
Raçen ſind noch zu wenig Klarheit gelangt
u. zu wenigſehr von die Problemen über die Pflanzen
u. Thiere getreñt worden. Wir haben die
Aehnlichkeit des Organismus, ihre gemeinſam
Wohnorte geſehen, die Gleichheit der Geſtation
weñ auch nicht Pubertät. Jch führte ſchon an
daß wie Degenerationen von Thiere jetzt noch
ſtatt finden, ſo auch dies bei den Menſchen mög-
lich ſein koñte u. Hebride Formen ſich fortpflanzen.
Jn Coñectecut entſtand ein Bock mit krum̃en Bei-
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Ganze Familien giebt es mit ſieben Fingern.
Jn Ungarn ſind Racen von Hausſchweinen mit
ungetheiltem Höfe. Siringa Varin iſt vor
25 Jahren in Rouen entſtanden. Daß ein
Type feſt bleibt ſieht man daraus, daß Neger
ihre Farbe allenthalben behalten u. nicht weiß
werden. Von einer ſteten Leberkrankheit die
bei den Schwarzen ſtatt finden ſoll, iſt nur
eine phyſiologiſche Fabel. Selbſt in einer
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Patzig, Gotthilf: Vorträge über physische Geographie des Freiherrn Alexander von Humbold: gehalten im großen Hörsaale des Universitäts-Gebäudes zu Berlin im Wintersemester 1827/28 vom 3ten Novbr. 1827. bis 26 April 1828. Aus schriftlichen Notizen nach jedem Vortrage zusammengestellt vom Rechnungsrath Gotthilf Friedrich Patzig. Berlin, 1827/28. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 382.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/patzig_msgermfol841842_1828/399>, abgerufen am 04.07.2024.
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