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Panizza, Oskar: Der Illusionismus und Die Rettung der Persönlichkeit. Leipzig, 1895.

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Erkentnis nur für unser Denken von Bedeutung, die Erscheinungen dieser Welt selbst aber, unter sich, wie in ihrem scheinbaren Verhältnis zu unserem Denken, im Uebrigen intakt lässt. - Wir befinden uns im Hinblik auf die Aussenwelt wie auf einer uns fremden, weltentlegenen Insel, auf die wir, wie Odysseus, schlafend gebracht wurden. Die dortigen Menschen, ihre Zeichen, ihre Sprache, ihre Geberden und Münzen, sind, obwohl wir deutlich erkennen, dass sie nicht die unsrigen sind, doch die einzige Möglichkeit uns zu betätigen, uns zu verständigen, und unser Leben zu fristen; und wir müssen uns ihrer nolens volens bedienen. Sicher sind wir nur, dass diese Insel-Welt - die Aussenwelt - nicht die unsrige ist, und das irgend eine Verbindung mit unserer Heimat - Denken - existirt, oder bestanden hat, sonst wären wir nicht hier. Es hängt nur von der Intensität meiner Erinnerung an das Schiff und die Heimat - Eingebung - ab, ob ich diese Insel-Welt für meine wirkliche halte, mit ihr zufrieden bin, oder ihre Fremdartigkeit erkenne. -

§. 18.

Akzeptire ich diese Schein-Welt als wirkliche Welt im Hinblik auf meinen Körper und meine Betätigung, und nicht nur im Hinblik auf meinen Körper, sondern auch im Hinblik auf mein mit diesem externalisirten Körper gleichzeitig gegebenes Denken, und im Hinblik auf meine in diesem Denken gegebene Teorie und Weltanschauung, so ist es selbverständlich und bei einer radikalen Teorie unvermeidlich, dass ich mich vor einer Menge Unbegreiflichkeiten und Rätsel gestelt sehe und von Anderen gestelt werde. Das schwierigste dieser Rätsel wohl das: wie ich zu der Meinung komme, dass Dinge der Aussenwelt meine Psiche direkt beeinflussen. - Nun führe ich aber jede Diskussion in dieser Sache mit meinem Gegner und Fragesteller auf Grund von Zeichen und Verständigungen dieser Erscheinungswelt; also auf illusionistischem Gebiet; dessen Beweise und Widerlegungen wohl mein Begreifen fördern oder erschüttern, aber nie die Sicherheit meines Denkens

Erkentnis nur für unser Denken von Bedeutung, die Erscheinungen dieser Welt selbst aber, unter sich, wie in ihrem scheinbaren Verhältnis zu unserem Denken, im Uebrigen intakt lässt. – Wir befinden uns im Hinblik auf die Aussenwelt wie auf einer uns fremden, weltentlegenen Insel, auf die wir, wie Odysseus, schlafend gebracht wurden. Die dortigen Menschen, ihre Zeichen, ihre Sprache, ihre Geberden und Münzen, sind, obwohl wir deutlich erkennen, dass sie nicht die unsrigen sind, doch die einzige Möglichkeit uns zu betätigen, uns zu verständigen, und unser Leben zu fristen; und wir müssen uns ihrer nolens volens bedienen. Sicher sind wir nur, dass diese Insel-Welt – die Aussenwelt – nicht die unsrige ist, und das irgend eine Verbindung mit unserer Heimat – Denken – existirt, oder bestanden hat, sonst wären wir nicht hier. Es hängt nur von der Intensität meiner Erinnerung an das Schiff und die Heimat – Eingebung – ab, ob ich diese Insel-Welt für meine wirkliche halte, mit ihr zufrieden bin, oder ihre Fremdartigkeit erkenne. –

§. 18.

Akzeptire ich diese Schein-Welt als wirkliche Welt im Hinblik auf meinen Körper und meine Betätigung, und nicht nur im Hinblik auf meinen Körper, sondern auch im Hinblik auf mein mit diesem externalisirten Körper gleichzeitig gegebenes Denken, und im Hinblik auf meine in diesem Denken gegebene Teorie und Weltanschauung, so ist es selbverständlich und bei einer radikalen Teorie unvermeidlich, dass ich mich vor einer Menge Unbegreiflichkeiten und Rätsel gestelt sehe und von Anderen gestelt werde. Das schwierigste dieser Rätsel wohl das: wie ich zu der Meinung komme, dass Dinge der Aussenwelt meine Psiche direkt beeinflussen. – Nun führe ich aber jede Diskussion in dieser Sache mit meinem Gegner und Fragesteller auf Grund von Zeichen und Verständigungen dieser Erscheinungswelt; also auf illusionistischem Gebiet; dessen Beweise und Widerlegungen wohl mein Begreifen fördern oder erschüttern, aber nie die Sicherheit meines Denkens

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[39/0040] Erkentnis nur für unser Denken von Bedeutung, die Erscheinungen dieser Welt selbst aber, unter sich, wie in ihrem scheinbaren Verhältnis zu unserem Denken, im Uebrigen intakt lässt. – Wir befinden uns im Hinblik auf die Aussenwelt wie auf einer uns fremden, weltentlegenen Insel, auf die wir, wie Odysseus, schlafend gebracht wurden. Die dortigen Menschen, ihre Zeichen, ihre Sprache, ihre Geberden und Münzen, sind, obwohl wir deutlich erkennen, dass sie nicht die unsrigen sind, doch die einzige Möglichkeit uns zu betätigen, uns zu verständigen, und unser Leben zu fristen; und wir müssen uns ihrer nolens volens bedienen. Sicher sind wir nur, dass diese Insel-Welt – die Aussenwelt – nicht die unsrige ist, und das irgend eine Verbindung mit unserer Heimat – Denken – existirt, oder bestanden hat, sonst wären wir nicht hier. Es hängt nur von der Intensität meiner Erinnerung an das Schiff und die Heimat – Eingebung – ab, ob ich diese Insel-Welt für meine wirkliche halte, mit ihr zufrieden bin, oder ihre Fremdartigkeit erkenne. – §. 18. Akzeptire ich diese Schein-Welt als wirkliche Welt im Hinblik auf meinen Körper und meine Betätigung, und nicht nur im Hinblik auf meinen Körper, sondern auch im Hinblik auf mein mit diesem externalisirten Körper gleichzeitig gegebenes Denken, und im Hinblik auf meine in diesem Denken gegebene Teorie und Weltanschauung, so ist es selbverständlich und bei einer radikalen Teorie unvermeidlich, dass ich mich vor einer Menge Unbegreiflichkeiten und Rätsel gestelt sehe und von Anderen gestelt werde. Das schwierigste dieser Rätsel wohl das: wie ich zu der Meinung komme, dass Dinge der Aussenwelt meine Psiche direkt beeinflussen. – Nun führe ich aber jede Diskussion in dieser Sache mit meinem Gegner und Fragesteller auf Grund von Zeichen und Verständigungen dieser Erscheinungswelt; also auf illusionistischem Gebiet; dessen Beweise und Widerlegungen wohl mein Begreifen fördern oder erschüttern, aber nie die Sicherheit meines Denkens

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Zitationshilfe: Panizza, Oskar: Der Illusionismus und Die Rettung der Persönlichkeit. Leipzig, 1895, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/panizza_illusionismus_1895/40>, abgerufen am 21.11.2024.