Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794.Bertha von Wöllstein an Mechthilden von Rechberg. 1. Ich habe Kunzen schon wieder gesehen, Mechthilde! Ich bin so voll Freude, weil er mir so viel von seiner Liebe gesagt hat. Nun weiß ich es doch gewiß, daß er mich liebt, und daß keine andere seine Frau werden wird. Lache mich nicht aus, Mechthilde! - ich will dir alles erzählen. Ich habe dich nun einmal zu meiner Vertrauten gemacht. Ich mein', ich müß' es der ganzen Welt sagen, wie lieb ich ihn habe. Und doch habe ich es noch keinem Menschen gesagt, als dir. Und oft reut mich das; denn Bertha von Wöllstein an Mechthilden von Rechberg. 1. Ich habe Kunzen schon wieder gesehen, Mechthilde! Ich bin so voll Freude, weil er mir so viel von seiner Liebe gesagt hat. Nun weiß ich es doch gewiß, daß er mich liebt, und daß keine andere seine Frau werden wird. Lache mich nicht aus, Mechthilde! – ich will dir alles erzählen. Ich habe dich nun einmal zu meiner Vertrauten gemacht. Ich mein’, ich müß’ es der ganzen Welt sagen, wie lieb ich ihn habe. Und doch habe ich es noch keinem Menschen gesagt, als dir. Und oft reut mich das; denn <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0005" n="1"/> <div n="1"> <head>Bertha von Wöllstein<lb/> an<lb/> Mechthilden von Rechberg.</head> <div n="2"> <head>1.</head> <p>Ich habe <hi rendition="#g">Kunzen</hi> schon wieder gesehen, <hi rendition="#g">Mechthilde</hi>! Ich bin so voll Freude, weil er mir so viel von seiner Liebe gesagt hat. Nun weiß ich es doch gewiß, daß er mich liebt, und daß keine andere seine Frau werden wird. Lache mich nicht aus, <hi rendition="#g">Mechthilde</hi>! – ich will dir alles erzählen. Ich habe dich nun einmal zu meiner Vertrauten gemacht. Ich mein’, ich müß’ es der ganzen Welt sagen, wie lieb ich ihn habe. Und doch habe ich es noch keinem Menschen gesagt, als dir. Und oft reut mich <hi rendition="#g">das</hi>; denn </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1/0005]
Bertha von Wöllstein
an
Mechthilden von Rechberg. 1. Ich habe Kunzen schon wieder gesehen, Mechthilde! Ich bin so voll Freude, weil er mir so viel von seiner Liebe gesagt hat. Nun weiß ich es doch gewiß, daß er mich liebt, und daß keine andere seine Frau werden wird. Lache mich nicht aus, Mechthilde! – ich will dir alles erzählen. Ich habe dich nun einmal zu meiner Vertrauten gemacht. Ich mein’, ich müß’ es der ganzen Welt sagen, wie lieb ich ihn habe. Und doch habe ich es noch keinem Menschen gesagt, als dir. Und oft reut mich das; denn
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