Pahl, Johann Gottfried: Bertha von Wöllstein. Eine Reihe von Briefen aus dem Mittelalter. Nördlingen, 1794.zu Boden drüke, und laß eine oder mehrere heilige Messen für mich lesen, daß Trost und Hofnung in mein beklemmtes Herz zurükkehren. - Eben hör' ich den Pfaffen die Treppe herauf kommen. Er pocht an der Thüre. - Bete Mechthilde! daß das Ende meines Kummers nahe sey. 5. Ich habe gestern viel gekämpft, liebe Mechthilde! noch weit größre Kämpfe warteten aber meiner. Und je mehr ich leide, je inniger wird meine Liebe zu Kunzen. Je mächtiger der Widerstand ist, der sich mir entgegenstemmt, je unbezwingbarer fühl' ich mich. Aber gerettet kann ich nicht mehr werden; kein Strahl der Hofnung leuchtet in die Finsterniß meines Herzens; ich muß der Gewalt unterliegen. Wenn ich nur Kunzen von meinem Jammer Kundschaft geben könnte! Könnt ich dieß, gewiß, Mechthilde! er befreite mich. Der Pfaff kam gestern wirklich, wie ich vermuthet hatte. Aber ich schloß ihm die zu Boden drüke, und laß eine oder mehrere heilige Messen für mich lesen, daß Trost und Hofnung in mein beklemmtes Herz zurükkehren. – Eben hör’ ich den Pfaffen die Treppe herauf kommen. Er pocht an der Thüre. – Bete Mechthilde! daß das Ende meines Kummers nahe sey. 5. Ich habe gestern viel gekämpft, liebe Mechthilde! noch weit größre Kämpfe warteten aber meiner. Und je mehr ich leide, je inniger wird meine Liebe zu Kunzen. Je mächtiger der Widerstand ist, der sich mir entgegenstemmt, je unbezwingbarer fühl’ ich mich. Aber gerettet kann ich nicht mehr werden; kein Strahl der Hofnung leuchtet in die Finsterniß meines Herzens; ich muß der Gewalt unterliegen. Wenn ich nur Kunzen von meinem Jammer Kundschaft geben könnte! Könnt ich dieß, gewiß, Mechthilde! er befreite mich. Der Pfaff kam gestern wirklich, wie ich vermuthet hatte. Aber ich schloß ihm die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0049" n="45"/> zu Boden drüke, und laß eine oder mehrere heilige Messen für mich lesen, daß Trost und Hofnung in mein beklemmtes Herz zurükkehren. – Eben hör’ ich den Pfaffen die Treppe herauf kommen. Er pocht an der Thüre. – Bete <hi rendition="#g">Mechthilde</hi>! daß das Ende meines Kummers nahe sey.</p> </div> <div n="2"> <head>5.</head> <p>Ich habe gestern viel gekämpft, liebe <hi rendition="#g">Mechthilde</hi>! noch weit größre Kämpfe warteten aber meiner. Und je mehr ich leide, je inniger wird meine Liebe zu <hi rendition="#g">Kunzen</hi>. Je mächtiger der Widerstand ist, der sich mir entgegenstemmt, je unbezwingbarer fühl’ ich mich. Aber gerettet kann ich nicht mehr werden; kein Strahl der Hofnung leuchtet in die Finsterniß meines Herzens; ich muß der Gewalt unterliegen. Wenn ich nur <hi rendition="#g">Kunzen</hi> von meinem Jammer Kundschaft geben könnte! Könnt ich dieß, gewiß, <hi rendition="#g">Mechthilde</hi>! er befreite mich.</p> <p>Der Pfaff kam gestern wirklich, wie ich vermuthet hatte. Aber ich schloß ihm die </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [45/0049]
zu Boden drüke, und laß eine oder mehrere heilige Messen für mich lesen, daß Trost und Hofnung in mein beklemmtes Herz zurükkehren. – Eben hör’ ich den Pfaffen die Treppe herauf kommen. Er pocht an der Thüre. – Bete Mechthilde! daß das Ende meines Kummers nahe sey.
5. Ich habe gestern viel gekämpft, liebe Mechthilde! noch weit größre Kämpfe warteten aber meiner. Und je mehr ich leide, je inniger wird meine Liebe zu Kunzen. Je mächtiger der Widerstand ist, der sich mir entgegenstemmt, je unbezwingbarer fühl’ ich mich. Aber gerettet kann ich nicht mehr werden; kein Strahl der Hofnung leuchtet in die Finsterniß meines Herzens; ich muß der Gewalt unterliegen. Wenn ich nur Kunzen von meinem Jammer Kundschaft geben könnte! Könnt ich dieß, gewiß, Mechthilde! er befreite mich.
Der Pfaff kam gestern wirklich, wie ich vermuthet hatte. Aber ich schloß ihm die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |