Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.Beschreibung des Fichtelbergs. Doch bringt dieß Lebens End den Anfang eines bessern/ Und welches diesen Standt weit übertreffen wird: Jndeme unser GOtt uns alle wird vergrössern/ Wann in den Schaafstall treibt sein Schaaf der gute Hirt. Du grosser Lebens-Fürst gieb solches deinen Knechten/ Die mit geflüchtem Geist vor deinem Throne stehn: Wilstu mit dieser Schaar nach deiner Strenge rechten/ Gewiß/ ich müste gleich für Aengsten untergehn. Dann seh' ich meine Schuld/ die übermachten Sünden/ So bin ich dir mein GOtt mehr als treuloß gewest: Laß mich für scharffes Recht die hohe Gnade finden/ Und denck/ daß mich dein Sohn mit seinem Blut erlößt. Biß hieher das Helden-Gedicht des seel. Hn. Bruschens. Nun Closter Döpel/ wovon eine Meile die Döpel aus dem Böhmischen Gebürge Bad- hat
Beſchreibung des Fichtelbergs. Doch bringt dieß Lebens End den Anfang eines beſſern/ Und welches dieſen Standt weit uͤbertreffen wird: Jndeme unſer GOtt uns alle wird vergroͤſſern/ Wann in den Schaafſtall treibt ſein Schaaf der gute Hirt. Du groſſer Lebens-Fuͤrſt gieb ſolches deinen Knechten/ Die mit gefluͤchtem Geiſt vor deinem Throne ſtehn: Wilſtu mit dieſer Schaar nach deiner Strenge rechten/ Gewiß/ ich muͤſte gleich fuͤr Aengſten untergehn. Dann ſeh’ ich meine Schuld/ die uͤbermachten Suͤnden/ So bin ich dir mein GOtt mehr als treuloß geweſt: Laß mich fuͤr ſcharffes Recht die hohe Gnade finden/ Und denck/ daß mich dein Sohn mit ſeinem Blut erloͤßt. Biß hieher das Helden-Gedicht des ſeel. Hn. Bruſchens. Nun Cloſter Doͤpel/ wovon eine Meile die Doͤpel aus dem Boͤhmiſchen Gebuͤrge Bad- hat
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Beſchreibung des Fichtelbergs.
Doch bringt dieß Lebens End den Anfang eines beſſern/
Und welches dieſen Standt weit uͤbertreffen wird:
Jndeme unſer GOtt uns alle wird vergroͤſſern/
Wann in den Schaafſtall treibt ſein Schaaf der gute Hirt.
Du groſſer Lebens-Fuͤrſt gieb ſolches deinen Knechten/
Die mit gefluͤchtem Geiſt vor deinem Throne ſtehn:
Wilſtu mit dieſer Schaar nach deiner Strenge rechten/
Gewiß/ ich muͤſte gleich fuͤr Aengſten untergehn.
Dann ſeh’ ich meine Schuld/ die uͤbermachten Suͤnden/
So bin ich dir mein GOtt mehr als treuloß geweſt:
Laß mich fuͤr ſcharffes Recht die hohe Gnade finden/
Und denck/ daß mich dein Sohn mit ſeinem Blut erloͤßt.
Biß hieher das Helden-Gedicht des ſeel. Hn. Bruſchens. Nun
beſchreibet er etwas vom
Cloſter Doͤpel/
wovon eine Meile die Doͤpel aus dem Boͤhmiſchen Gebuͤrge Bad-
horn entſpringt/ und durch den gewaltigen Badhorner See laufft/
und hinter dem Cloſter Doͤpel wegſtreichet. Jn beſagtem Cloſter
ſchreibt Bruſch/ welches Præmonſtratenſer Ordens/ war ein faſt
gelehrter Mann/ Herr Joh. von Culmbach/ ein Liebhaber aller
ehrlichen Kuͤnſte/ der Wahrheit faſt geneigt. Dieß Kloſter iſt der
Jungfer Mariaͤ zu Ehren geſtifftet und zu bauen angefangen wor-
den Anno 1196. von Roſenatha/ einem Boͤhmiſchen Herren/ unter
Præmislao oder Ottocaro, Koͤnig in Boͤhmen/ was Geſchlecht aber
dieſer Herr geweſen/ weiß man nicht gewiß. Die Schilde/ wann
ihnen zu glauben/ zeigen an/ daß er ein Herr von Guttenſtein ge-
weſen. Man findet in Schrifften/ daß er zu Koͤnigsberg/ einem
Schloß an der Eger gelegen/ im Gefaͤngniß verhafftet/ geſtorben
ſey A. 1207. warum er gefaͤnglich gelegen ſey/ findet man nirgend/
ſo gar hat bey denen alten Teutſchen Niemand nichts aufgezeichnet.
Sein todter Leib iſt ins Cloſter Doͤpel gefuͤhret/ und allda herrlich
begraben worden. Seine Schweſter Wyzlawa/ nachdem ihr
Hauswirth/ ſo Hauptmann zu Crocau geweſen/ geſtorben war/
hat
Præmonſtra-
tenſer Clo-
ſter Doͤpel.
Wann es
fundirt?
Roſenatha.
Wyzlawa.
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