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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846.

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jetzt auf die Thyrannei aller Fabrikherren und nahm ihnen gegenüber die arbeitenden Classen in Schutz. Am Ende vereinigte man sich gar dahin, über die Ablösung zu klagen, die Abschaffung der ganzen Frohndienste als ein Werk zur Entsittlichung darzustellen, es schrecklich zu finden, daß auch der gemeine Mann auf dem Dorfe jetzt lesen und schreiben könne und diese für seinen Beruf ganz unnützen Dinge auch so unnütz anwende, daß er z.B. Zeitungen lese und daß nur aus dieser Ueberbildung alles Unheil komme. Denn die Eisenbahnarbeiter würden sich jetzt nicht erhoben haben, wenn die Presse sie nicht aufgereizt, daß aber die größte Ungerechtigkeit doch die sei, daß jetzt gemeine Bürgerliche, Industrielle die Herren der Welt wären, und daß gegen diese, weil sie eben nicht viel besser als sie selbst, der niedere Pöbel sich zu empören wage, während er vor einem adligen Wappenschild immer noch Respect gehabt.

Man war so in das Gespräch vertieft, daß nur Aarens die Verspätung des Paares bemerkt hatte, aber doch ihren wirklichen Grund noch nicht ahnte.


jetzt auf die Thyrannei aller Fabrikherren und nahm ihnen gegenüber die arbeitenden Classen in Schutz. Am Ende vereinigte man sich gar dahin, über die Ablösung zu klagen, die Abschaffung der ganzen Frohndienste als ein Werk zur Entsittlichung darzustellen, es schrecklich zu finden, daß auch der gemeine Mann auf dem Dorfe jetzt lesen und schreiben könne und diese für seinen Beruf ganz unnützen Dinge auch so unnütz anwende, daß er z.B. Zeitungen lese und daß nur aus dieser Ueberbildung alles Unheil komme. Denn die Eisenbahnarbeiter würden sich jetzt nicht erhoben haben, wenn die Presse sie nicht aufgereizt, daß aber die größte Ungerechtigkeit doch die sei, daß jetzt gemeine Bürgerliche, Industrielle die Herren der Welt wären, und daß gegen diese, weil sie eben nicht viel besser als sie selbst, der niedere Pöbel sich zu empören wage, während er vor einem adligen Wappenschild immer noch Respect gehabt.

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jetzt auf die Thyrannei aller Fabrikherren und nahm ihnen gegenüber die arbeitenden Classen in Schutz. Am Ende vereinigte man sich gar dahin, über die Ablösung zu klagen, die Abschaffung der ganzen Frohndienste als ein Werk zur Entsittlichung darzustellen, es schrecklich zu finden, daß auch der gemeine Mann auf dem Dorfe jetzt lesen und schreiben könne und diese für seinen Beruf ganz unnützen Dinge auch so unnütz anwende, daß er z.B. Zeitungen lese und daß nur aus dieser Ueberbildung alles Unheil komme. Denn die Eisenbahnarbeiter würden sich jetzt nicht erhoben haben, wenn die Presse sie nicht aufgereizt, daß aber die größte Ungerechtigkeit doch die sei, daß jetzt gemeine Bürgerliche, Industrielle die Herren der Welt wären, und daß gegen diese, weil sie eben nicht viel besser als sie selbst, der niedere Pöbel sich zu empören wage, während er vor einem adligen Wappenschild immer noch Respect gehabt.</p>
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[178/0184] jetzt auf die Thyrannei aller Fabrikherren und nahm ihnen gegenüber die arbeitenden Classen in Schutz. Am Ende vereinigte man sich gar dahin, über die Ablösung zu klagen, die Abschaffung der ganzen Frohndienste als ein Werk zur Entsittlichung darzustellen, es schrecklich zu finden, daß auch der gemeine Mann auf dem Dorfe jetzt lesen und schreiben könne und diese für seinen Beruf ganz unnützen Dinge auch so unnütz anwende, daß er z.B. Zeitungen lese und daß nur aus dieser Ueberbildung alles Unheil komme. Denn die Eisenbahnarbeiter würden sich jetzt nicht erhoben haben, wenn die Presse sie nicht aufgereizt, daß aber die größte Ungerechtigkeit doch die sei, daß jetzt gemeine Bürgerliche, Industrielle die Herren der Welt wären, und daß gegen diese, weil sie eben nicht viel besser als sie selbst, der niedere Pöbel sich zu empören wage, während er vor einem adligen Wappenschild immer noch Respect gehabt. Man war so in das Gespräch vertieft, daß nur Aarens die Verspätung des Paares bemerkt hatte, aber doch ihren wirklichen Grund noch nicht ahnte.

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 2. Leipzig, 1846, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss02_1846/184>, abgerufen am 21.11.2024.