Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Opitz, Martin: Teutsche Pöemata und: Aristarchvs Wieder die verachtung Teutscher Sprach. Straßburg, 1624.

Bild:
<< vorherige Seite
Auff daß alles käm' an Tag.
Dieses war die ander klag/
Daß die Schienbein forne stünden/
Da man grössern schaden nehm/
Wenn man an was hartes kem.
Hette Momus wohl durchsehen/
Vnd in acht genommen recht
Vnser weibliches geschlecht/
Keinen Gott dörsst ernicht schmehen/
Weil an beyden stücken hier
Gantz keinmangel fellet für.
Hette Momus nur gar eben
Diese beyde theil besucht/
Eh erseinen Göttern flucht/
Wer mir nicht will glauben geben/
Gehe zu dem Brautbett hin/
Finden wird er bald darin/
Wie der Breutgam könne machen
Daß er dieses Fenster tieff
Oeffne durch sein Perspectieff.
Wie ermache seine sachen/
Daß sein liebes Breutelein
Hinden finde zwey Schienbein.
V
In Imaginem sponsae ex Belgico.
VErmessen Mahlerhand/ wie hastu dörffen mahlen
Das Fewer das mich brent/ die wunderschöne stralen
Deß Göttlichen Gesichts/ die Götter wollen nicht/
Daß jemands sie nach macht/ vnd jhrer schönheit licht.
Wo ist die lieblich art/ die mir mein Hertz kan brechen/
Vnd mich selbst stelen mir? wo ist das süsse sprechen?
Wo ist die schöne lach? wo ist der trotze gang?
Deß Geistes lustigkeit? das Spielen? der Gesang?
Die frewden allzumahl/ die mir mein Hertz außsaugen?
Das wincken mit der Hand? das reden mit den Augen?
Das meiste seh ich hier/ vnd suche noch das meist/
Laß stehn den Leih/ wo nicht/ so mahle auch den Geist.
Epi-
B b
Auff daß alles kaͤm’ an Tag.
Dieſes war die ander klag/
Daß die Schienbein forne ſtuͤnden/
Da man groͤſſern ſchaden nehm/
Wenn man an was hartes kem.
Hette Momus wohl durchſehen/
Vnd in acht genommen recht
Vnſer weibliches geſchlecht/
Keinen Gott doͤrſſt ernicht ſchmehen/
Weil an beyden ſtuͤcken hier
Gantz keinmangel fellet fuͤr.
Hette Momus nur gar eben
Dieſe beyde theil beſucht/
Eh erſeinen Goͤttern flucht/
Wer mir nicht will glauben geben/
Gehe zu dem Brautbett hin/
Finden wird er bald darin/
Wie der Breutgam koͤnne machen
Daß er dieſes Fenſter tieff
Oeffne durch ſein Perſpectieff.
Wie ermache ſeine ſachen/
Daß ſein liebes Breutelein
Hinden finde zwey Schienbein.
V
In Imaginem ſponſæ ex Belgico.
VErmeſſen Mahlerhand/ wie haſtu doͤrffen mahlen
Das Fewer das mich brent/ die wunderſchoͤne ſtralen
Deß Goͤttlichen Geſichts/ die Goͤtter wollen nicht/
Daß jemands ſie nach macht/ vnd jhrer ſchoͤnheit licht.
Wo iſt die lieblich art/ die mir mein Hertz kan brechen/
Vnd mich ſelbſt ſtelen mir? wo iſt das ſuͤſſe ſprechen?
Wo iſt die ſchoͤne lach? wo iſt der trotze gang?
Deß Geiſtes luſtigkeit? das Spielen? der Geſang?
Die frewden allzumahl/ die mir mein Hertz außſaugen?
Das wincken mit der Hand? das reden mit den Augen?
Das meiſte ſeh ich hier/ vnd ſuche noch das meiſt/
Laß ſtehn den Leih/ wo nicht/ ſo mahle auch den Geiſt.
Epi-
B b
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0205" n="185"/>
              <l>Auff daß alles ka&#x0364;m&#x2019; an Tag.</l><lb/>
              <l>Die&#x017F;es war die ander klag/</l><lb/>
              <l>Daß die Schienbein forne &#x017F;tu&#x0364;nden/</l><lb/>
              <l>Da man gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern &#x017F;chaden nehm/</l><lb/>
              <l>Wenn man an was hartes kem.</l><lb/>
              <l>Hette <hi rendition="#aq">Momus</hi> wohl durch&#x017F;ehen/</l><lb/>
              <l>Vnd in acht genommen recht</l><lb/>
              <l>Vn&#x017F;er weibliches ge&#x017F;chlecht/</l><lb/>
              <l>Keinen Gott do&#x0364;r&#x017F;&#x017F;t ernicht &#x017F;chmehen/</l><lb/>
              <l>Weil an beyden &#x017F;tu&#x0364;cken hier</l><lb/>
              <l>Gantz keinmangel fellet fu&#x0364;r.</l><lb/>
              <l>Hette <hi rendition="#aq">Momus</hi> nur gar eben</l><lb/>
              <l>Die&#x017F;e beyde theil be&#x017F;ucht/</l><lb/>
              <l>Eh er&#x017F;einen Go&#x0364;ttern flucht/</l><lb/>
              <l>Wer mir nicht will glauben geben/</l><lb/>
              <l>Gehe zu dem Brautbett hin/</l><lb/>
              <l>Finden wird er bald darin/</l><lb/>
              <l>Wie der Breutgam ko&#x0364;nne machen</l><lb/>
              <l>Daß er die&#x017F;es Fen&#x017F;ter tieff</l><lb/>
              <l>Oeffne durch &#x017F;ein Per&#x017F;pectieff.</l><lb/>
              <l>Wie ermache &#x017F;eine &#x017F;achen/</l><lb/>
              <l>Daß &#x017F;ein liebes Breutelein</l><lb/>
              <l>Hinden finde zwey Schienbein.</l>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">V<lb/>
In Imaginem &#x017F;pon&#x017F;æ ex Belgico.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <l><hi rendition="#in">V</hi>Erme&#x017F;&#x017F;en Mahlerhand/ wie ha&#x017F;tu do&#x0364;rffen mahlen</l><lb/>
              <l>Das Fewer das mich brent/ die wunder&#x017F;cho&#x0364;ne &#x017F;tralen</l><lb/>
              <l>Deß Go&#x0364;ttlichen Ge&#x017F;ichts/ die Go&#x0364;tter wollen nicht/</l><lb/>
              <l>Daß jemands &#x017F;ie nach macht/ vnd jhrer &#x017F;cho&#x0364;nheit licht.</l><lb/>
              <l>Wo i&#x017F;t die lieblich art/ die mir mein Hertz kan brechen/</l><lb/>
              <l>Vnd mich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;telen mir? wo i&#x017F;t das &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;prechen?</l><lb/>
              <l>Wo i&#x017F;t die &#x017F;cho&#x0364;ne lach? wo i&#x017F;t der trotze gang?</l><lb/>
              <l>Deß Gei&#x017F;tes lu&#x017F;tigkeit? das Spielen? der Ge&#x017F;ang?</l><lb/>
              <l>Die frewden allzumahl/ die mir mein Hertz auß&#x017F;augen?</l><lb/>
              <l>Das wincken mit der Hand? das reden mit den Augen?</l><lb/>
              <l>Das mei&#x017F;te &#x017F;eh ich hier/ vnd &#x017F;uche noch das mei&#x017F;t/</l><lb/>
              <l>Laß &#x017F;tehn den Leih/ wo nicht/ &#x017F;o mahle auch den Gei&#x017F;t.</l>
            </lg>
          </div>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">B b</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Epi-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[185/0205] Auff daß alles kaͤm’ an Tag. Dieſes war die ander klag/ Daß die Schienbein forne ſtuͤnden/ Da man groͤſſern ſchaden nehm/ Wenn man an was hartes kem. Hette Momus wohl durchſehen/ Vnd in acht genommen recht Vnſer weibliches geſchlecht/ Keinen Gott doͤrſſt ernicht ſchmehen/ Weil an beyden ſtuͤcken hier Gantz keinmangel fellet fuͤr. Hette Momus nur gar eben Dieſe beyde theil beſucht/ Eh erſeinen Goͤttern flucht/ Wer mir nicht will glauben geben/ Gehe zu dem Brautbett hin/ Finden wird er bald darin/ Wie der Breutgam koͤnne machen Daß er dieſes Fenſter tieff Oeffne durch ſein Perſpectieff. Wie ermache ſeine ſachen/ Daß ſein liebes Breutelein Hinden finde zwey Schienbein. V In Imaginem ſponſæ ex Belgico. VErmeſſen Mahlerhand/ wie haſtu doͤrffen mahlen Das Fewer das mich brent/ die wunderſchoͤne ſtralen Deß Goͤttlichen Geſichts/ die Goͤtter wollen nicht/ Daß jemands ſie nach macht/ vnd jhrer ſchoͤnheit licht. Wo iſt die lieblich art/ die mir mein Hertz kan brechen/ Vnd mich ſelbſt ſtelen mir? wo iſt das ſuͤſſe ſprechen? Wo iſt die ſchoͤne lach? wo iſt der trotze gang? Deß Geiſtes luſtigkeit? das Spielen? der Geſang? Die frewden allzumahl/ die mir mein Hertz außſaugen? Das wincken mit der Hand? das reden mit den Augen? Das meiſte ſeh ich hier/ vnd ſuche noch das meiſt/ Laß ſtehn den Leih/ wo nicht/ ſo mahle auch den Geiſt. Epi- B b

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/opitz_poemata_1624
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/opitz_poemata_1624/205
Zitationshilfe: Opitz, Martin: Teutsche Pöemata und: Aristarchvs Wieder die verachtung Teutscher Sprach. Straßburg, 1624, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/opitz_poemata_1624/205>, abgerufen am 21.11.2024.