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Opitz, Martin: Buch von der Deutschen Poeterey. Breslau u. a., 1624.

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Hergegen in wichtigen sachen/ da von Göttern/ Helden/ Kö-
nigen/ Fürsten/ Städten vnd dergleichen gehandelt wird/ muß
man ansehliche/ volle vnd hefftige reden vorbringen/ vnd ein
ding nicht nur bloß nennen/ sondern mit prächtigen hohen wor-
ten vmbschreiben. Virgilius sagt nicht: die oder luce sequen-
ti;
sondern:

vbi primos crastinus ortus
Extulerit Titan, radiisque retexerit orbem.

Wann Titan morgen wird sein helles liecht auff-
stecken/
Vnd durch der stralen glantz die grosse welt entdecken.

Die mittele oder gleiche art zue reden ist/ welche zwar mit ih-
rer ziehr vber die niedrige steiget/ vnd dennoch zue der hohen an
pracht vnd grossen worten noch nicht gelanget Jn dieser gestalt
hat Catullus seine Argonautica geschrieben; welche wegen jh-
rer vnvergleichlichen schönheit allen der Poesie liebhabern be-
kandt sein/ oder ja sein sollen. Bißhieher auch dieses: nun ist
noch vbrig das wir von den reimen vnd vnterschiedenen art der
getichte reden.

Das VII. Capitel.
Von den reimen/ jhren wörtern vnd
arten der getichte.

EJn reim ist eine vber einstimmung des lautes
der syllaben vnd wörter zue ende zweyer oder mehrer ver-
se/ welche wir nach der art die wir vns fürgeschrieben ha-
ben zuesammen setzen. Damit aber die syllben vnd worte in die
reimen recht gebracht werden/ sind nachfolgende lehren in acht
zue nemen:

Erstlich/ weil offte ein Buchstabe eines doppelten lautes ist/
soll man sehen/ das er in schliessung der reimen nicht vermenget

werd.

Hergegen in wichtigen ſachen/ da von Goͤttern/ Helden/ Koͤ-
nigen/ Fuͤrſten/ Staͤdten vnd dergleichen gehandelt wird/ muß
man anſehliche/ volle vnd hefftige reden vorbringen/ vnd ein
ding nicht nur bloß nennen/ ſondern mit praͤchtigen hohen wor-
ten vmbſchreiben. Virgilius ſagt nicht: die oder luce ſequen-
ti;
ſondern:

vbi primos craſtinus ortus
Extulerit Titan, radiiſq́ue retexerit orbem.

Wann Titan morgen wird ſein helles liecht auff-
ſtecken/
Vñ durch der ſtralen glantz die groſſe welt entdeckẽ.

Die mittele oder gleiche art zue reden iſt/ welche zwar mit ih-
rer ziehr vber die niedrige ſteiget/ vnd dennoch zue der hohen an
pracht vnd groſſen worten noch nicht gelanget Jn dieſer geſtalt
hat Catullus ſeine Argonautica geſchrieben; welche wegen jh-
rer vnvergleichlichen ſchoͤnheit allen der Poeſie liebhabern be-
kandt ſein/ oder ja ſein ſollen. Bißhieher auch dieſes: nun iſt
noch vbrig das wir von den reimen vnd vnterſchiedenen art der
getichte reden.

Das VII. Capitel.
Von den reimen/ jhren woͤrtern vnd
arten der getichte.

EJn reim iſt eine vber einſtimmung des lautes
der ſyllaben vnd woͤrter zue ende zweyer oder mehrer ver-
ſe/ welche wir nach der art die wir vns fuͤrgeſchrieben ha-
ben zueſammen ſetzen. Damit aber die ſyllben vnd worte in die
reimen recht gebracht werden/ ſind nachfolgende lehren in acht
zue nemen:

Erſtlich/ weil offte ein Buchſtabe eines doppelten lautes iſt/
ſoll man ſehen/ das er in ſchlieſſung der reimen nicht vermenget

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Zitationshilfe: Opitz, Martin: Buch von der Deutschen Poeterey. Breslau u. a., 1624, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/opitz_buch_1624/50>, abgerufen am 21.11.2024.