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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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JST das denn nun dein Lohn/ daß dunach langen Reisen
So bald must in die Grufft/ vnd da die Würme speisen?
Was bringstu mehr davon als daß man von dir sagt/
Du seyst zu früh hinweg/ vnd schmertzlich dich beklagt?
Ja freylich allzu früh im Frühling deiner Jahren/ (a)
Da deine Früchte kaum in jhrer Blüthe wahren.
Auch Gottorff Hoffe drauff/ daß dich erzogen hat/
Daß dir zu solcher Reiß' hat geben Rath vnd That.
Wo bleibt der Eltern Trost/ den du jtzt soltest geben?
Du hettest erst numehr dir selber sollen leben/
Vnd zum Baw deines Stams ins Ehebette gehn/
So mustu blaß/ ersiart im kalten Grabe stehn.
So geht der Lauff der Welt/ wenn wir kaum recht drauff wallen/
So müssen wir herab/ vnd plötzlich gar drein fallen.
Der offt zu erst/ der erst der Welt kan dienlich seyn/
Vnd bleibt der/ der nur ist der Erden Last vnd Stein.
Die Mutter vnd die Zeit/ die so ein lieb Kind brachten/
Glückselig in der Welt für andern seynd zu achten.
Da war der Himmel Freund/ der jhnen jtzund feind/
Vnd vns durch diesen Fall/ auch nicht mehr günstig scheind.
Jhr Eltern seyd zwar groß/ doch hat Er sich gebohren
Noch grösser auß sich selbst: Diß Leben wird verlohren/
Der Nachruhm stirbet nicht/ (b) durch den hat Er euch mehr
Gegeben/ als jhr jhm/ vors Leben gehet Ehr. (c)
Es
(a) Natus erat anno Christi 1616 Maij 15 h. 7. 30 ante m.
denatus 1644. Maij
15.
(b) Ex Ovid. l. 3. de Ponto.
Corpora debentur moestis exanguia bustis
Et fugiunt structos nomen honosq; rogos.
Et cic. pro Mil. Gloria, una est, virtutis praemium, quae brevi-
tatem vitae posteritatis memoria consolatur, quae efficit ut absentes
adsimus, mortui vivamus; haec deniq; est cujus gradibus etiam homines
in coelum videantur ascendere.
(c) Scal. 1. Epid. pr. 25. Nam vita nihil, sicubi cassa dignitas est.
g ij


JST das denn nun dein Lohn/ daß dunach langen Reiſen
So bald muſt in die Grufft/ vnd da die Wuͤrme ſpeiſen?
Was bringſtu mehr davon als daß man von dir ſagt/
Du ſeyſt zu fruͤh hinweg/ vnd ſchmertzlich dich beklagt?
Ja freylich allzu fruͤh im Fruͤhling deiner Jahren/ (a)
Da deine Fruͤchte kaum in jhrer Bluͤthe wahren.
Auch Gottorff Hoffe drauff/ daß dich erzogen hat/
Daß dir zu ſolcher Reiß’ hat geben Rath vnd That.
Wo bleibt der Eltern Troſt/ den du jtzt ſolteſt geben?
Du hetteſt erſt numehr dir ſelber ſollen leben/
Vnd zum Baw deines Stams ins Ehebette gehn/
So muſtu blaß/ erſiart im kalten Grabe ſtehn.
So geht der Lauff der Welt/ wenn wir kaum recht drauff wallen/
So muͤſſen wir herab/ vnd ploͤtzlich gar drein fallen.
Der offt zu erſt/ der erſt der Welt kan dienlich ſeyn/
Vnd bleibt der/ der nur iſt der Erden Laſt vnd Stein.
Die Mutter vnd die Zeit/ die ſo ein lieb Kind brachten/
Gluͤckſelig in der Welt fuͤr andern ſeynd zu achten.
Da war der Himmel Freund/ der jhnen jtzund feind/
Vnd vns durch dieſen Fall/ auch nicht mehr guͤnſtig ſcheind.
Jhr Eltern ſeyd zwar groß/ doch hat Er ſich gebohren
Noch groͤſſer auß ſich ſelbſt: Diß Leben wird verlohren/
Der Nachruhm ſtirbet nicht/ (b) durch den hat Er euch mehr
Gegeben/ als jhr jhm/ vors Leben gehet Ehr. (c)
Es
(a) Natus erat anno Chriſti 1616 Maij 15 h. 7. 30 ante m.
denatus 1644. Maij
15.
(b) Ex Ovid. l. 3. de Ponto.
Corpora debentur mœſtis exanguia buſtis
Et fugiunt ſtructos nomen honoſq; rogos.
Et cic. pro Mil. Gloria, una eſt, virtutis præmium, quæ brevi-
tatem vitæ poſteritatis memoriâ conſolatur, quæ efficit ut abſentes
adſimus, mortui vivamus; hæc deniq; eſt cujus gradibus etiam homines
in cœlum videantur aſcendere.
(c) Scal. 1. Epid. pr. 25. Nam vita nihil, ſicubi caſſa dignitas eſt.
g ij
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[0633] JST das denn nun dein Lohn/ daß dunach langen Reiſen So bald muſt in die Grufft/ vnd da die Wuͤrme ſpeiſen? Was bringſtu mehr davon als daß man von dir ſagt/ Du ſeyſt zu fruͤh hinweg/ vnd ſchmertzlich dich beklagt? Ja freylich allzu fruͤh im Fruͤhling deiner Jahren/ (a) Da deine Fruͤchte kaum in jhrer Bluͤthe wahren. Auch Gottorff Hoffe drauff/ daß dich erzogen hat/ Daß dir zu ſolcher Reiß’ hat geben Rath vnd That. Wo bleibt der Eltern Troſt/ den du jtzt ſolteſt geben? Du hetteſt erſt numehr dir ſelber ſollen leben/ Vnd zum Baw deines Stams ins Ehebette gehn/ So muſtu blaß/ erſiart im kalten Grabe ſtehn. So geht der Lauff der Welt/ wenn wir kaum recht drauff wallen/ So muͤſſen wir herab/ vnd ploͤtzlich gar drein fallen. Der offt zu erſt/ der erſt der Welt kan dienlich ſeyn/ Vnd bleibt der/ der nur iſt der Erden Laſt vnd Stein. Die Mutter vnd die Zeit/ die ſo ein lieb Kind brachten/ Gluͤckſelig in der Welt fuͤr andern ſeynd zu achten. Da war der Himmel Freund/ der jhnen jtzund feind/ Vnd vns durch dieſen Fall/ auch nicht mehr guͤnſtig ſcheind. Jhr Eltern ſeyd zwar groß/ doch hat Er ſich gebohren Noch groͤſſer auß ſich ſelbſt: Diß Leben wird verlohren/ Der Nachruhm ſtirbet nicht/ (b) durch den hat Er euch mehr Gegeben/ als jhr jhm/ vors Leben gehet Ehr. (c) Es (a) Natus erat anno Chriſti 1616 Maij 15 h. 7. 30 ante m. denatus 1644. Maij 15. (b) Ex Ovid. l. 3. de Ponto. Corpora debentur mœſtis exanguia buſtis Et fugiunt ſtructos nomen honoſq; rogos. Et cic. pro Mil. Gloria, una eſt, virtutis præmium, quæ brevi- tatem vitæ poſteritatis memoriâ conſolatur, quæ efficit ut abſentes adſimus, mortui vivamus; hæc deniq; eſt cujus gradibus etiam homines in cœlum videantur aſcendere. (c) Scal. 1. Epid. pr. 25. Nam vita nihil, ſicubi caſſa dignitas eſt. g ij

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/633>, abgerufen am 21.12.2024.