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Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647.

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Alles zu Gottes Ehren.

DAß vnser GOTT ein grosser Gott ist/ erler-
nen wir vnter andern auß dem Buche der Natur/ der
vernünfftigen Heyden Bibel. Dann wenn man die
zwey grossen Blätter/ als Himmel vnd Erden/ anscha-
wet/ erscheinet des Schöpffers Mayestät vnd Herrlicheit nicht al-
leine auß den Wunder Liechtern des Firmaments/ so stets in jhrer or-
dentlichen Bewegung vnd Wirckung gehen/ sondern auch auß den
mancherley Gütern vnd Gaben/ so GOtt über den gantzen Kreiß der
Erden reichlich außgestrewet. Daß man in Betrachtung dessen/ bil-
lich mit dem Könige David sich verwundern vnd außruffen mag:
HErr/ wie sind deine Wercke so groß vnd viel! du hast sie
alle weißlich geordnet/ vnd die Erde ist voll deiner Güter.

Weil es aber heist: Omnia sunt creata propter hominem, & ho-Omnia sunt
creata pro-
pter homi-
nem, & ho-
mo propter
Deum.

Wo propter Deum. Das alle Dinge des Menschen wegen erschaf-
fen/ der Mensche aber wegen des Schöpffers; So wil Gott auch/
das solche Wunderwercke nicht im Verborgen bleiben/ sondern von
den Menschen betrachtet/ vnd Er dadurch erkandt vnd gelobet werde.

Zu solcher Betrachtung vnd Erkäntniß nun kan man auch gu-
tes theils durch peregriniren, vnd Besichtigung der fernen vnd weit
abgelegenen Länder geleitet werden: Jn dem man die Gaben vnd
Wunder GOttes an einem Orte jmmer herrlicher als am andern
findet. Thun derwegen/ meines Erachtens/ wol vnd löblich die jeni-
gen/ welche jhnen die Pilgramschafft vnd fernen Reisen belieben lassen/
vnd in angehung derselben keine Vnkosten/ Mühe vnd Gefahr sche-
wen. Weil es aber nicht jedes Standt/ Condition vnd Gelegenheit
zulässet/ so ferne vnbekandte örter zubesuchen/ vnd die Beschaffenheit
derselben in Augenschein zu nehmen/ Als wird nicht vndienlich erach-
tet/ das die/ welchen das Glück in diesem Fall gefüget/ das sie nach
abgelegten solchen Reisen in jhr Vaterland glücklich wieder ange-
langen/ eine Historische Beschreibung derselben thun/ vnd an den
Tag geben. Denn dadurch andere/ gleich wie sonst durch das
Lesen der alten Geschichten/ in die vhralten Zeiten; also auch in die
ferne Länder sich gleichsamb mit den Gedancken erheben/ vnd jhnen
die Beschaffenheit der frembden Dinge durch gewisse conceptus,
gleich als für Augen stellen vnd bekandt machen/ ja also zu reden zu
Hause wol die gantze Welt durchreisen können.

Gleich wie aber vnter den vier Theilen der Welt Asia jederzeit
für das herlichste vnd fürnehmbste ist geschätzet worden: Also auch

in
A


Alles zu Gottes Ehren.

DAß vnſer GOTT ein groſſer Gott iſt/ erler-
nen wir vnter andern auß dem Buche der Natur/ der
vernuͤnfftigen Heyden Bibel. Dann wenn man die
zwey groſſen Blaͤtter/ als Himmel vnd Erden/ anſcha-
wet/ erſcheinet des Schoͤpffers Mayeſtaͤt vnd Herꝛlicheit nicht al-
leine auß den Wunder Liechtern des Firmaments/ ſo ſtets in jhrer or-
dentlichen Bewegung vnd Wirckung gehen/ ſondern auch auß den
mancherley Guͤtern vnd Gaben/ ſo GOtt uͤber den gantzen Kreiß der
Erden reichlich außgeſtrewet. Daß man in Betrachtung deſſen/ bil-
lich mit dem Koͤnige David ſich verwundern vnd außruffen mag:
HErr/ wie ſind deine Wercke ſo groß vnd viel! du haſt ſie
alle weißlich geordnet/ vnd die Erde iſt voll deiner Guͤter.

Weil es aber heiſt: Omnia ſunt creata propter hominem, & ho-Omnia ſunt
creata pro-
pter homi-
nem, & ho-
mo propter
Deum.

ɯo propter Deum. Das alle Dinge des Menſchen wegen erſchaf-
fen/ der Menſche aber wegen des Schoͤpffers; So wil Gott auch/
das ſolche Wunderwercke nicht im Verborgen bleiben/ ſondern von
den Menſchen betrachtet/ vnd Er dadurch erkandt vnd gelobet werde.

Zu ſolcher Betrachtung vnd Erkaͤntniß nun kan man auch gu-
tes theils durch peregriniren, vnd Beſichtigung der fernen vnd weit
abgelegenen Laͤnder geleitet werden: Jn dem man die Gaben vnd
Wunder GOttes an einem Orte jmmer herꝛlicher als am andern
findet. Thun derwegen/ meines Erachtens/ wol vnd loͤblich die jeni-
gen/ welche jhnen die Pilgramſchafft vnd fernen Reiſen belieben laſſen/
vnd in angehung derſelben keine Vnkoſten/ Muͤhe vnd Gefahr ſche-
wen. Weil es aber nicht jedes Standt/ Condition vnd Gelegenheit
zulaͤſſet/ ſo ferne vnbekandte oͤrter zubeſuchen/ vnd die Beſchaffenheit
derſelben in Augenſchein zu nehmen/ Als wird nicht vndienlich erach-
tet/ das die/ welchen das Gluͤck in dieſem Fall gefuͤget/ das ſie nach
abgelegten ſolchen Reiſen in jhr Vaterland gluͤcklich wieder ange-
langen/ eine Hiſtoriſche Beſchreibung derſelben thun/ vnd an den
Tag geben. Denn dadurch andere/ gleich wie ſonſt durch das
Leſen der alten Geſchichten/ in die vhralten Zeiten; alſo auch in die
ferne Laͤnder ſich gleichſamb mit den Gedancken erheben/ vnd jhnen
die Beſchaffenheit der frembden Dinge durch gewiſſe conceptus,
gleich als fuͤr Augen ſtellen vnd bekandt machen/ ja alſo zu reden zu
Hauſe wol die gantze Welt durchreiſen koͤnnen.

Gleich wie aber vnter den vier Theilen der Welt Aſia jederzeit
fuͤr das herlichſte vnd fuͤrnehmbſte iſt geſchaͤtzet worden: Alſo auch

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[1/0031] Alles zu Gottes Ehren. DAß vnſer GOTT ein groſſer Gott iſt/ erler- nen wir vnter andern auß dem Buche der Natur/ der vernuͤnfftigen Heyden Bibel. Dann wenn man die zwey groſſen Blaͤtter/ als Himmel vnd Erden/ anſcha- wet/ erſcheinet des Schoͤpffers Mayeſtaͤt vnd Herꝛlicheit nicht al- leine auß den Wunder Liechtern des Firmaments/ ſo ſtets in jhrer or- dentlichen Bewegung vnd Wirckung gehen/ ſondern auch auß den mancherley Guͤtern vnd Gaben/ ſo GOtt uͤber den gantzen Kreiß der Erden reichlich außgeſtrewet. Daß man in Betrachtung deſſen/ bil- lich mit dem Koͤnige David ſich verwundern vnd außruffen mag: HErr/ wie ſind deine Wercke ſo groß vnd viel! du haſt ſie alle weißlich geordnet/ vnd die Erde iſt voll deiner Guͤter. Weil es aber heiſt: Omnia ſunt creata propter hominem, & ho- ɯo propter Deum. Das alle Dinge des Menſchen wegen erſchaf- fen/ der Menſche aber wegen des Schoͤpffers; So wil Gott auch/ das ſolche Wunderwercke nicht im Verborgen bleiben/ ſondern von den Menſchen betrachtet/ vnd Er dadurch erkandt vnd gelobet werde. Omnia ſunt creata pro- pter homi- nem, & ho- mo propter Deum. Zu ſolcher Betrachtung vnd Erkaͤntniß nun kan man auch gu- tes theils durch peregriniren, vnd Beſichtigung der fernen vnd weit abgelegenen Laͤnder geleitet werden: Jn dem man die Gaben vnd Wunder GOttes an einem Orte jmmer herꝛlicher als am andern findet. Thun derwegen/ meines Erachtens/ wol vnd loͤblich die jeni- gen/ welche jhnen die Pilgramſchafft vnd fernen Reiſen belieben laſſen/ vnd in angehung derſelben keine Vnkoſten/ Muͤhe vnd Gefahr ſche- wen. Weil es aber nicht jedes Standt/ Condition vnd Gelegenheit zulaͤſſet/ ſo ferne vnbekandte oͤrter zubeſuchen/ vnd die Beſchaffenheit derſelben in Augenſchein zu nehmen/ Als wird nicht vndienlich erach- tet/ das die/ welchen das Gluͤck in dieſem Fall gefuͤget/ das ſie nach abgelegten ſolchen Reiſen in jhr Vaterland gluͤcklich wieder ange- langen/ eine Hiſtoriſche Beſchreibung derſelben thun/ vnd an den Tag geben. Denn dadurch andere/ gleich wie ſonſt durch das Leſen der alten Geſchichten/ in die vhralten Zeiten; alſo auch in die ferne Laͤnder ſich gleichſamb mit den Gedancken erheben/ vnd jhnen die Beſchaffenheit der frembden Dinge durch gewiſſe conceptus, gleich als fuͤr Augen ſtellen vnd bekandt machen/ ja alſo zu reden zu Hauſe wol die gantze Welt durchreiſen koͤnnen. Gleich wie aber vnter den vier Theilen der Welt Aſia jederzeit fuͤr das herlichſte vnd fuͤrnehmbſte iſt geſchaͤtzet worden: Alſo auch in A

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Zitationshilfe: Olearius, Adam: Offt begehrte Beschreibung Der Newen Orientalischen Rejse. Schleswig, 1647. , S. 1. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/olearius_reise_1647/31>, abgerufen am 21.12.2024.