Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434

Bild:
<< vorherige Seite
Zweiter Brief.

"Gott seegne Sie -- -- Mann! und noch lange genieße die Welt der Früchte Jhres unermüdeten Fleisses! Jch habe zwar nicht die Ehre, Jhnen bekannt zu seyn; aber ich kenne und verehre Sie schon lange, und mit Nutzen und Seegen habe ich allezeit Jhre -- Schriften gelesen. Die Veranlassung zu dem gegenwärtigen Schreiben wird sie befremden; aber ich habe das Zutrauen, daß Jhre -- Seele mir, einem Unbekannten, Verzeihung und Nachsicht wird widerfahren lassen. Sie haben im Nahmen eines edeln Menschenfreundes eine Preisfrage ausgestellt; Sie fügen noch ein Ansehnliches zu jener Prämie hinzu. -- -- -- Ach, -- Mann! thun Sie doch, um Gottes Willen bitte ich Sie, thun Sie doch auch selbst Jhr Möglichstes, um dieses Ungeheuer, das im Finstern schleicht, in seiner Wuth zu hemmen und den ferneren Ausbrüchen desselben Grenzen zu setzen! Gott, wo ist wol jetzt eine Schule zu finden, wo dieses schreckliche Uebel nicht seinen Wohnsitz aufgeschlagen hätte! Sonst keusche und tugendhafte Jünglinge, davon angesteckt, treiben dieses Laster so lange, bis sie nicht mehr zu retten sind, vielleicht, weil sie nicht wußten, was es für Folgen nach

Zweiter Brief.

„Gott seegne Sie — — Mann! und noch lange genieße die Welt der Früchte Jhres unermüdeten Fleisses! Jch habe zwar nicht die Ehre, Jhnen bekannt zu seyn; aber ich kenne und verehre Sie schon lange, und mit Nutzen und Seegen habe ich allezeit Jhre — Schriften gelesen. Die Veranlassung zu dem gegenwärtigen Schreiben wird sie befremden; aber ich habe das Zutrauen, daß Jhre — Seele mir, einem Unbekannten, Verzeihung und Nachsicht wird widerfahren lassen. Sie haben im Nahmen eines edeln Menschenfreundes eine Preisfrage ausgestellt; Sie fügen noch ein Ansehnliches zu jener Prämie hinzu. — — — Ach, — Mann! thun Sie doch, um Gottes Willen bitte ich Sie, thun Sie doch auch selbst Jhr Möglichstes, um dieses Ungeheuer, das im Finstern schleicht, in seiner Wuth zu hemmen und den ferneren Ausbrüchen desselben Grenzen zu setzen! Gott, wo ist wol jetzt eine Schule zu finden, wo dieses schreckliche Uebel nicht seinen Wohnsitz aufgeschlagen hätte! Sonst keusche und tugendhafte Jünglinge, davon angesteckt, treiben dieses Laster so lange, bis sie nicht mehr zu retten sind, vielleicht, weil sie nicht wußten, was es für Folgen nach

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0061" n="353"/>
      <div n="2">
        <head>Zweiter Brief.</head><lb/>
        <p>&#x201E;Gott seegne Sie &#x2014; &#x2014; Mann! und noch lange genieße die Welt der Früchte Jhres unermüdeten Fleisses! Jch habe zwar nicht die Ehre, Jhnen bekannt zu seyn; aber ich kenne und verehre Sie schon lange, und mit Nutzen und Seegen habe ich allezeit Jhre &#x2014; Schriften gelesen. Die Veranlassung zu dem gegenwärtigen Schreiben wird sie befremden; aber ich habe das Zutrauen, daß Jhre &#x2014; Seele mir, einem Unbekannten, Verzeihung und Nachsicht wird widerfahren lassen. Sie haben im Nahmen eines edeln Menschenfreundes eine Preisfrage ausgestellt; Sie fügen noch ein Ansehnliches zu jener Prämie hinzu. &#x2014; &#x2014; &#x2014; Ach, &#x2014; Mann! thun Sie doch, um Gottes Willen bitte ich Sie, thun Sie doch auch selbst Jhr Möglichstes, um dieses Ungeheuer, das im Finstern schleicht, in seiner Wuth zu hemmen und den ferneren Ausbrüchen desselben Grenzen zu setzen! Gott, wo ist wol jetzt eine Schule zu finden, wo dieses schreckliche Uebel nicht seinen Wohnsitz aufgeschlagen hätte! Sonst keusche und tugendhafte Jünglinge, davon angesteckt, treiben dieses Laster so lange, bis sie nicht mehr zu retten sind, vielleicht, weil sie nicht wußten, was es für Folgen nach
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[353/0061] Zweiter Brief. „Gott seegne Sie — — Mann! und noch lange genieße die Welt der Früchte Jhres unermüdeten Fleisses! Jch habe zwar nicht die Ehre, Jhnen bekannt zu seyn; aber ich kenne und verehre Sie schon lange, und mit Nutzen und Seegen habe ich allezeit Jhre — Schriften gelesen. Die Veranlassung zu dem gegenwärtigen Schreiben wird sie befremden; aber ich habe das Zutrauen, daß Jhre — Seele mir, einem Unbekannten, Verzeihung und Nachsicht wird widerfahren lassen. Sie haben im Nahmen eines edeln Menschenfreundes eine Preisfrage ausgestellt; Sie fügen noch ein Ansehnliches zu jener Prämie hinzu. — — — Ach, — Mann! thun Sie doch, um Gottes Willen bitte ich Sie, thun Sie doch auch selbst Jhr Möglichstes, um dieses Ungeheuer, das im Finstern schleicht, in seiner Wuth zu hemmen und den ferneren Ausbrüchen desselben Grenzen zu setzen! Gott, wo ist wol jetzt eine Schule zu finden, wo dieses schreckliche Uebel nicht seinen Wohnsitz aufgeschlagen hätte! Sonst keusche und tugendhafte Jünglinge, davon angesteckt, treiben dieses Laster so lange, bis sie nicht mehr zu retten sind, vielleicht, weil sie nicht wußten, was es für Folgen nach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-18T07:52:44Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-06-18T07:52:44Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-18T07:52:44Z)

Weitere Informationen:

Als Grundlage dienen die Wikisource-Editionsrichtlinien.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/oest_knaben_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/oest_knaben_1787/61
Zitationshilfe: Oest, Johann Friedrich: Nöthige Belehrung und Warnung für Jüngling und solche Knaben. In: Allgemeine Revision des gesammten Schul- und Erziehungswesens: von einer Gesellschaft practischer Erzieher, Bd. 6. Wolfenbüttel, 1787. S. 293-434, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_knaben_1787/61>, abgerufen am 21.12.2024.