Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787.Erster Brief. "Jch bin einer von den Elenden, die sich durch das abscheuliche Laster der Selbstschwächung zu Grunde gerichtet haben. Theils Schaam, mich einem geschickten Arzte zu entdecken, theils Mangel des Zutrauens haben mich, Hülfe zu suchen, von Zeit zu Zeit aufschieben lassen. Als vor ohngefähr einem Jahre die Preißfrage von Jhnen ausgestellt wurde: wie man Kinder und junge Leute u. s. w. so wurde meine fast gesunkene Hofnung wieder belebt, daß vielleicht durch eine baldige Erscheinung einer richtigen Beantwortung derselben ich Mittel und Vorschriften finden würde, durch Selbstanwendung derselben meine verlorne Gesundheit wieder zu erlangen. Da ich aber bis jetzt vergeblich gewartet habe, und sie vielleicht sobald noch nicht erscheinen dürfte, so befielt mir die Pflicht der Selbsterhaltung, Hülfe und Rettung zu suchen, ehe mein Uebel vielleicht ganz unheilbar wird. Voll Zutrauen zu Jhrem - - Herzen, wende ich mich an Sie. O der Mann, der - - -, kann auch mich nicht ohne Hülfe, wenigstens nicht ohne Rath lassen! - - Jch mache Jhnen deshalb eine aufrichtige Erzählung meiner mir schändlich zugezogenen Krankheit. Ersparen sie mir die Vor- Erster Brief. „Jch bin einer von den Elenden, die sich durch das abscheuliche Laster der Selbstschwächung zu Grunde gerichtet haben. Theils Schaam, mich einem geschickten Arzte zu entdecken, theils Mangel des Zutrauens haben mich, Hülfe zu suchen, von Zeit zu Zeit aufschieben lassen. Als vor ohngefähr einem Jahre die Preißfrage von Jhnen ausgestellt wurde: wie man Kinder und junge Leute u. s. w. so wurde meine fast gesunkene Hofnung wieder belebt, daß vielleicht durch eine baldige Erscheinung einer richtigen Beantwortung derselben ich Mittel und Vorschriften finden würde, durch Selbstanwendung derselben meine verlorne Gesundheit wieder zu erlangen. Da ich aber bis jetzt vergeblich gewartet habe, und sie vielleicht sobald noch nicht erscheinen dürfte, so befielt mir die Pflicht der Selbsterhaltung, Hülfe und Rettung zu suchen, ehe mein Uebel vielleicht ganz unheilbar wird. Voll Zutrauen zu Jhrem – – Herzen, wende ich mich an Sie. O der Mann, der – – –, kann auch mich nicht ohne Hülfe, wenigstens nicht ohne Rath lassen! – – Jch mache Jhnen deshalb eine aufrichtige Erzählung meiner mir schändlich zugezogenen Krankheit. Ersparen sie mir die Vor- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0037" n="38"/> </p> </div> <div n="3"> <head>Erster Brief.</head><lb/> <p>„Jch bin einer von den Elenden, die sich durch das abscheuliche Laster der Selbstschwächung zu Grunde gerichtet haben. Theils Schaam, mich einem geschickten Arzte zu entdecken, theils Mangel des Zutrauens haben mich, Hülfe zu suchen, von Zeit zu Zeit aufschieben lassen. Als vor ohngefähr einem Jahre die Preißfrage von Jhnen ausgestellt wurde: wie man Kinder und junge Leute u. s. w. so wurde meine fast gesunkene Hofnung wieder belebt, daß vielleicht durch eine baldige Erscheinung einer richtigen Beantwortung derselben ich Mittel und Vorschriften finden würde, durch Selbstanwendung derselben meine verlorne Gesundheit wieder zu erlangen. Da ich aber bis jetzt vergeblich gewartet habe, und sie vielleicht sobald noch nicht erscheinen dürfte, so befielt mir die Pflicht der Selbsterhaltung, Hülfe und Rettung zu suchen, ehe mein Uebel vielleicht ganz unheilbar wird. Voll Zutrauen zu Jhrem – – Herzen, wende ich mich an Sie. O der Mann, der – – –, kann auch mich nicht ohne Hülfe, wenigstens nicht ohne Rath lassen! – – Jch mache Jhnen deshalb eine aufrichtige Erzählung meiner mir schändlich zugezogenen Krankheit. Ersparen sie mir die Vor- </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [38/0037]
Erster Brief.
„Jch bin einer von den Elenden, die sich durch das abscheuliche Laster der Selbstschwächung zu Grunde gerichtet haben. Theils Schaam, mich einem geschickten Arzte zu entdecken, theils Mangel des Zutrauens haben mich, Hülfe zu suchen, von Zeit zu Zeit aufschieben lassen. Als vor ohngefähr einem Jahre die Preißfrage von Jhnen ausgestellt wurde: wie man Kinder und junge Leute u. s. w. so wurde meine fast gesunkene Hofnung wieder belebt, daß vielleicht durch eine baldige Erscheinung einer richtigen Beantwortung derselben ich Mittel und Vorschriften finden würde, durch Selbstanwendung derselben meine verlorne Gesundheit wieder zu erlangen. Da ich aber bis jetzt vergeblich gewartet habe, und sie vielleicht sobald noch nicht erscheinen dürfte, so befielt mir die Pflicht der Selbsterhaltung, Hülfe und Rettung zu suchen, ehe mein Uebel vielleicht ganz unheilbar wird. Voll Zutrauen zu Jhrem – – Herzen, wende ich mich an Sie. O der Mann, der – – –, kann auch mich nicht ohne Hülfe, wenigstens nicht ohne Rath lassen! – – Jch mache Jhnen deshalb eine aufrichtige Erzählung meiner mir schändlich zugezogenen Krankheit. Ersparen sie mir die Vor-
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Zitationshilfe: | Oest, Johann Friedrich: Versuch einer Beantwortung der pädagogischen Frage: Wie man Kinder und junge Leute vor dem Leib und Seele verwüstenden Laster der Unzucht überhaupt, und der Selbstschwächung insonderheit verwahren, oder, wofern sie schon davon angesteckt waren, wie man sie davon heilen könne? Wien, 1787, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/oest_kinder_1787/37>, abgerufen am 03.03.2025. |