Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 4. Osnabrück, 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

auch gar übel/ dessen allen ohngeachtet/ hat sie doch die Gestalt und den Nahmen wie die andren/ sie ist dunckeler Farbe und in der See überflüssig zufinden. Die vierdte wird Arno Glossus, oder Schaffzunge genennet/ welche glatt und wenig Schuppen hat/ und da sich einige befinden/ sind sie doch dünn/ und fallen leicht ab/ derhalben mehrentheils glatt gesehen werden; die fünffte benahmet er Lingula oder Zünglein / die weiln sie allzeit klein bleibt und selten über 9. Daumen lang wird/ es ist ein schlechter doch angenehmer Fisch. Die sechste/ so den alten ohnbekannt gewesen/ nennen die Frantzosen Flette, und die Griechen Hyppoglott9 oder Pferdszunge/ weilen sie die andren nicht nur an grosse übergehen/ sondern auch viel grösser gefunden werden: daß es rechte und eigentliche Zungen sein/ bezeuget die Gestalt/ massen deren Leib länglicht und schmal/ die eine Seite weiß die andere aber/ da die Augen stehen / schwärtzlich ist/ hat einen gedreheten Mund/ und wie der Citharus, mit Zähnen wol gewaffnet; er ist hart aber sonst ein sehr angemer Fisch/ und gleicher Tugend wie oben von den Tornbutte gemeldet/ dessen Gebeine sind grädigt/ in welchen ein Marck steckt/ das von Leckermäulern sehr gepriesen und gesucht wird. In der See bey Bolonie in Franckreich wird er überflüssig gefangen/ und alldar zerschnitten/ die Stücke mit Meel geknätet/ dann in einen Topff gelegt / mit trockenen Kräutern bestreuet/ im Ofen gebacken/ damit sie lang verwahrt und versendet werden können. Aldrovandus gedencket noch eines andren Geschlechts dieser Zungen/ von welchen die eine überall einfarbige gelbe kleine Schuppen/ an den Seiten mit schwartzen Flecke/ habe/ die andere habe breite weislichte Schuppen; daß sie in den Flüssen sehr fett und in den Pfülen gantz mager werden/ bezeuget Bellonius zu Londen auß eigner Erfahrung.

Vom Karpen.

DEr Karpe ist ein bekannter Fisch und hat verschiedene Nahmen/ wird insgemein Cyprinus und vom Cassiodoro Carpo, auch sonsten Carpio genennet: Dessen Oberlippe ist rund- und Saffrangelbicht/ von welcher an beiden Seiten ein doppelter Kifel abhängt/ einerley Geschlecht ist etwas länglicht und gelb/ das andere aber kürtzer und schwartz-farbig/ daß Haupt kurtz worinnen er einen Stein hat/ so Karpenstein genennet wird/ welcher seine sonderbahre Tugenden hat. In seinem Schlund hat er auch dreyeckigte Krospeln und Beine / welche hart und zähe aussen weiß inwendig aber gelb sind. Er hat keine Zunge / an deren stelle aber ihm die Natur ein fleischicht Gewächs im Rachen gesetzet / so einer Zunge nicht ungleich/ wie Rondeletius und Salvian.

auch gar übel/ dessen allen ohngeachtet/ hat sie doch die Gestalt und den Nahmen wie die andren/ sie ist dunckeler Farbe und in der See überflüssig zufinden. Die vierdte wird Arno Glossus, oder Schaffzunge genennet/ welche glatt und wenig Schuppen hat/ und da sich einige befinden/ sind sie doch dünn/ und fallen leicht ab/ derhalben mehrentheils glatt gesehen werden; die fünffte benahmet er Lingula oder Zünglein / die weiln sie allzeit klein bleibt und selten über 9. Daumen lang wird/ es ist ein schlechter doch angenehmer Fisch. Die sechste/ so den alten ohnbekañt gewesen/ neñen die Frantzosen Flette, und die Griechen Hyppoglott9 oder Pferdszunge/ weilen sie die andren nicht nur an grosse übergehen/ sondern auch viel grösser gefunden werden: daß es rechte und eigentliche Zungen sein/ bezeuget die Gestalt/ massen deren Leib länglicht und schmal/ die eine Seite weiß die andere aber/ da die Augen stehen / schwärtzlich ist/ hat einen gedreheten Mund/ und wie der Citharus, mit Zähnen wol gewaffnet; er ist hart aber sonst ein sehr angemer Fisch/ und gleicher Tugend wie oben von den Tornbuttë gemeldet/ dessen Gebeine sind grädigt/ in welchen ein Marck steckt/ das von Leckermäulern sehr gepriesen und gesucht wird. In der See bey Bolonie in Franckreich wird er überflüssig gefangen/ und alldar zerschnitten/ die Stücke mit Meel geknätet/ dann in einen Topff gelegt / mit trockenen Kräutern bestreuet/ im Ofen gebacken/ damit sie lang verwahrt und versendet werden köñen. Aldrovandus gedencket noch eines andren Geschlechts dieser Zungen/ von welchen die eine überall einfarbige gelbe kleine Schuppen/ an den Seiten mit schwartzen Fleckë/ habe/ die andere habe breite weislichte Schuppen; daß sie in den Flüssen sehr fett und in den Pfülen gantz mager werden/ bezeuget Bellonius zu Londen auß eigner Erfahrung.

Vom Karpen.

DEr Karpe ist ein bekannter Fisch und hat verschiedene Nahmen/ wird insgemein Cyprinus und vom Cassiodoro Carpo, auch sonsten Carpio genennet: Dessen Oberlippe ist rund- und Saffrangelbicht/ von welcher an beiden Seiten ein doppelter Kifel abhängt/ einerley Geschlecht ist etwas länglicht und gelb/ das andere aber kürtzer uñ schwartz-farbig/ daß Haupt kurtz worinnen er einen Stein hat/ so Karpenstein genennet wird/ welcher seine sonderbahre Tugenden hat. In seinem Schlund hat er auch dreyeckigte Krospeln und Beine / welche hart und zähe aussen weiß inwendig aber gelb sind. Er hat keine Zunge / an deren stelle aber ihm die Natur ein fleischicht Gewächs im Rachen gesetzet / so einer Zunge nicht ungleich/ wie Rondeletius und Salvian.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0050" n="282"/>
auch gar übel/ dessen                      allen ohngeachtet/ hat sie doch die Gestalt und den Nahmen wie die andren/ sie                      ist dunckeler Farbe und in der See überflüssig zufinden. Die vierdte wird Arno                      Glossus, oder Schaffzunge genennet/ welche glatt und wenig Schuppen hat/ und                      da sich einige befinden/ sind sie doch dünn/ und fallen leicht ab/ derhalben                      mehrentheils glatt gesehen werden; die fünffte benahmet er Lingula oder Zünglein                     / die weiln sie allzeit klein bleibt und selten über 9. Daumen lang wird/ es                      ist ein schlechter doch angenehmer Fisch. Die sechste/ so den alten                      ohnbekan&#x0303;t gewesen/ nen&#x0303;en die Frantzosen Flette, und die                      Griechen Hyppoglott9 oder Pferdszunge/ weilen sie die andren nicht nur an                      grosse übergehen/ sondern auch viel grösser gefunden werden: daß es rechte und                      eigentliche Zungen sein/ bezeuget die Gestalt/ massen deren Leib länglicht und                      schmal/ die eine Seite weiß die andere aber/ da die Augen stehen /                      schwärtzlich ist/ hat einen gedreheten Mund/ und wie der Citharus, mit Zähnen                      wol gewaffnet; er ist hart aber sonst ein sehr angemer Fisch/ und gleicher                      Tugend wie oben von den Tornbuttë gemeldet/ dessen Gebeine sind grädigt/ in                      welchen ein Marck steckt/ das von Leckermäulern sehr gepriesen und gesucht                      wird. In der See bey Bolonie in Franckreich wird er überflüssig gefangen/ und                      alldar zerschnitten/ die Stücke mit Meel geknätet/ dann in einen Topff gelegt                     / mit trockenen Kräutern bestreuet/ im Ofen gebacken/ damit sie lang verwahrt                      und versendet werden kön&#x0303;en. Aldrovandus gedencket noch eines andren                      Geschlechts dieser Zungen/ von welchen die eine überall einfarbige gelbe kleine                      Schuppen/ an den Seiten mit schwartzen Fleckë/ habe/ die andere habe breite                      weislichte Schuppen; daß sie in den Flüssen sehr fett und in den Pfülen gantz                      mager werden/ bezeuget Bellonius zu Londen auß eigner Erfahrung.</p>
      </div>
      <div>
        <head>Vom Karpen.</head>
        <p>DEr Karpe ist ein bekannter Fisch und hat verschiedene Nahmen/ wird insgemein                      Cyprinus und vom Cassiodoro Carpo, auch sonsten Carpio genennet: Dessen                      Oberlippe ist rund- und Saffrangelbicht/ von welcher an beiden Seiten ein                      doppelter Kifel abhängt/ einerley Geschlecht ist etwas länglicht und gelb/ das                      andere aber kürtzer un&#x0303; schwartz-farbig/ daß Haupt kurtz worinnen er                      einen Stein hat/ so Karpenstein genennet wird/ welcher seine sonderbahre                      Tugenden hat. In seinem Schlund hat er auch dreyeckigte Krospeln und Beine /                      welche hart und zähe aussen weiß inwendig aber gelb sind. Er hat keine Zunge /                      an deren stelle aber ihm die Natur ein fleischicht Gewächs im Rachen gesetzet /                      so einer Zunge nicht ungleich/ wie Rondeletius und Salvian.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[282/0050] auch gar übel/ dessen allen ohngeachtet/ hat sie doch die Gestalt und den Nahmen wie die andren/ sie ist dunckeler Farbe und in der See überflüssig zufinden. Die vierdte wird Arno Glossus, oder Schaffzunge genennet/ welche glatt und wenig Schuppen hat/ und da sich einige befinden/ sind sie doch dünn/ und fallen leicht ab/ derhalben mehrentheils glatt gesehen werden; die fünffte benahmet er Lingula oder Zünglein / die weiln sie allzeit klein bleibt und selten über 9. Daumen lang wird/ es ist ein schlechter doch angenehmer Fisch. Die sechste/ so den alten ohnbekañt gewesen/ neñen die Frantzosen Flette, und die Griechen Hyppoglott9 oder Pferdszunge/ weilen sie die andren nicht nur an grosse übergehen/ sondern auch viel grösser gefunden werden: daß es rechte und eigentliche Zungen sein/ bezeuget die Gestalt/ massen deren Leib länglicht und schmal/ die eine Seite weiß die andere aber/ da die Augen stehen / schwärtzlich ist/ hat einen gedreheten Mund/ und wie der Citharus, mit Zähnen wol gewaffnet; er ist hart aber sonst ein sehr angemer Fisch/ und gleicher Tugend wie oben von den Tornbuttë gemeldet/ dessen Gebeine sind grädigt/ in welchen ein Marck steckt/ das von Leckermäulern sehr gepriesen und gesucht wird. In der See bey Bolonie in Franckreich wird er überflüssig gefangen/ und alldar zerschnitten/ die Stücke mit Meel geknätet/ dann in einen Topff gelegt / mit trockenen Kräutern bestreuet/ im Ofen gebacken/ damit sie lang verwahrt und versendet werden köñen. Aldrovandus gedencket noch eines andren Geschlechts dieser Zungen/ von welchen die eine überall einfarbige gelbe kleine Schuppen/ an den Seiten mit schwartzen Fleckë/ habe/ die andere habe breite weislichte Schuppen; daß sie in den Flüssen sehr fett und in den Pfülen gantz mager werden/ bezeuget Bellonius zu Londen auß eigner Erfahrung. Vom Karpen. DEr Karpe ist ein bekannter Fisch und hat verschiedene Nahmen/ wird insgemein Cyprinus und vom Cassiodoro Carpo, auch sonsten Carpio genennet: Dessen Oberlippe ist rund- und Saffrangelbicht/ von welcher an beiden Seiten ein doppelter Kifel abhängt/ einerley Geschlecht ist etwas länglicht und gelb/ das andere aber kürtzer uñ schwartz-farbig/ daß Haupt kurtz worinnen er einen Stein hat/ so Karpenstein genennet wird/ welcher seine sonderbahre Tugenden hat. In seinem Schlund hat er auch dreyeckigte Krospeln und Beine / welche hart und zähe aussen weiß inwendig aber gelb sind. Er hat keine Zunge / an deren stelle aber ihm die Natur ein fleischicht Gewächs im Rachen gesetzet / so einer Zunge nicht ungleich/ wie Rondeletius und Salvian.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz04_1678
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz04_1678/50
Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 4. Osnabrück, 1687, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz04_1678/50>, abgerufen am 21.11.2024.