Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 4. Osnabrück, 1687.hat einen delicaten Geschmack. In Brasilien sind zu Zeiten solche grosse gefangen worden/ daß 80. Mann genug davon zuessen hatten: Das Fleisch wurde mit Speck durchspickt/ und gebraten / schmackte wie Kalbfleisch. In der Artzney haben sie vielfältigen Nutzen. Die Taprobaner decken ihre Häuser mit dero Schildten. Von dem Hummer/ oder Meer-Krebs. DIe Gestalt und Beschaffenheit deß Hummers wird die Figur gnugsamb vorstellen / dero Betrachtung/ als wohl bekannt/ und fast von männiglichen öffters gesehen / dem günstigen Leser an statt einer völligen Beschreibung dienen kan: Der Meer-Krebs hat kein Geblüte/ aber dünne Schalen: Verkriechen und verbergen sich deß Jahrs 5. Monatlang. Deßgleichen thun auch alle andre Krebse. Die Krebse / welche sich in der See/ oder in andren fliessenden Wassern auffhalten/ werffen jährlich ihre alte Schalen ab/ wie die Schlangen und Attern ihre Haut und Balg abstreiffen/ und wann sie gegen dem Früling an statt der alten mit neuen Schalen bekleidet/ und also erneuert sind/ geben sie sich wiederumb auffs schwimmen. Die gantze Zeit ihrer Verwandlung über liegen sie verborgen. Die Meerkrebse schwimmen/ als wann sie krähen: Wann sie ausser Gefahr/ stecken sie ihre Horne/ welche rund und scharff sind neben sich an die Seiten; wann sie aber Unrath vermercken/ heben sie selbe empor/ und schwimmen in die quer daher. Wann sie Unfreunde miteinander werden/ stürmen sie mit ihren Hörnern gegen einander ein/ als ob sie sich durchbohren wolten/ welches sehr kurtzweilig anzusehen. Dieser Fisch hat unter allen andren die Art an sich/ daß/ wann er nicht in siedig heiß Wasser geleget wird/ er weich bleibet/ und keine Härtigkeit empfängt. Die Krebse sind unterschiedlicher Arthen und Geschlechte/ als da sind Stuppel-Hummern/ oder Seekrebse/ Seespinnen/ Krabben/ Seehahnen/ und Löwenkrabben: Die Stuppelkrebse werden an ihren Schwäntzen erkannt/ und von andren unterschieden. Bey dem Lande Phoenicien wird eine Art Krebse gefunden / welche Meerpferde genannt werden/ sind so geschwinde im schwimmen und wegfliegen/ daß sie gar solten oder niemahln können gefangen werden. Sonsten haben die Krebse ein langes Leben/ alle mit einander haben acht Füsse/ welche krum sind: Des Weibleins erster Fuß ist gedoppelt/ deß Mänleins einfach / jedweder hat einen delicaten Geschmack. In Brasilien sind zu Zeiten solche grosse gefangen worden/ daß 80. Mann genug davon zuessen hatten: Das Fleisch wurde mit Speck durchspickt/ und gebraten / schmackte wie Kalbfleisch. In der Artzney haben sie vielfältigen Nutzen. Die Taprobaner decken ihre Häuser mit dero Schildten. Von dem Hummer/ oder Meer-Krebs. DIe Gestalt und Beschaffenheit deß Hummers wird die Figur gnugsamb vorstellen / dero Betrachtung/ als wohl bekannt/ und fast von männiglichen öffters gesehen / dem günstigen Leser an statt einer völligen Beschreibung dienen kan: Der Meer-Krebs hat kein Geblüte/ aber dünne Schalen: Verkriechen und verbergen sich deß Jahrs 5. Monatlang. Deßgleichen thun auch alle andre Krebse. Die Krebse / welche sich in der See/ oder in andren fliessenden Wassern auffhalten/ werffen jährlich ihre alte Schalen ab/ wie die Schlangen und Attern ihre Haut und Balg abstreiffen/ und wann sie gegen dem Früling an statt der alten mit neuen Schalen bekleidet/ und also erneuert sind/ geben sie sich wiederumb auffs schwimmen. Die gantze Zeit ihrer Verwandlung über liegen sie verborgen. Die Meerkrebse schwim̃en/ als wann sie krähen: Wann sie ausser Gefahr/ stecken sie ihre Horne/ welche rund und scharff sind neben sich an die Seiten; wann sie aber Unrath vermercken/ heben sie selbe empor/ und schwimmen in die quer daher. Wann sie Unfreunde miteinander werden/ stürmen sie mit ihren Hörnern gegen einander ein/ als ob sie sich durchbohren wolten/ welches sehr kurtzweilig anzusehen. Dieser Fisch hat unter allen andren die Art an sich/ daß/ wann er nicht in siedig heiß Wasser geleget wird/ er weich bleibet/ und keine Härtigkeit empfängt. Die Krebse sind unterschiedlicher Arthen und Geschlechte/ als da sind Stuppel-Hummern/ oder Seekrebse/ Seespinnen/ Krabben/ Seehahnen/ und Löwenkrabben: Die Stuppelkrebse werden an ihren Schwäntzen erkannt/ und von andren unterschieden. Bey dem Lande Phoenicien wird eine Art Krebse gefunden / welche Meerpferde genañt werden/ sind so geschwinde im schwimmen und wegfliegen/ daß sie gar solten oder niemahln können gefangen werden. Sonsten haben die Krebse ein langes Leben/ alle mit einander haben acht Füsse/ welche krum sind: Des Weibleins erster Fuß ist gedoppelt/ deß Mänleins einfach / jedweder <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0029" n="261"/> hat einen delicaten Geschmack. In Brasilien sind zu Zeiten solche grosse gefangen worden/ daß 80. Mann genug davon zuessen hatten: Das Fleisch wurde mit Speck durchspickt/ und gebraten / schmackte wie Kalbfleisch. In der Artzney haben sie vielfältigen Nutzen.</p> <p>Die Taprobaner decken ihre Häuser mit dero Schildten.</p> </div> <div> <head>Von dem Hummer/ oder Meer-Krebs.</head> <p>DIe Gestalt und Beschaffenheit deß Hummers wird die Figur gnugsamb vorstellen / dero Betrachtung/ als wohl bekannt/ und fast von männiglichen öffters gesehen / dem günstigen Leser an statt einer völligen Beschreibung dienen kan: Der Meer-Krebs hat kein Geblüte/ aber dünne Schalen: Verkriechen und verbergen sich deß Jahrs 5. Monatlang. Deßgleichen thun auch alle andre Krebse. Die Krebse / welche sich in der See/ oder in andren fliessenden Wassern auffhalten/ werffen jährlich ihre alte Schalen ab/ wie die Schlangen und Attern ihre Haut und Balg abstreiffen/ und wann sie gegen dem Früling an statt der alten mit neuen Schalen bekleidet/ und also erneuert sind/ geben sie sich wiederumb auffs schwimmen.</p> <p>Die gantze Zeit ihrer Verwandlung über liegen sie verborgen. Die Meerkrebse schwim̃en/ als wann sie krähen: Wann sie ausser Gefahr/ stecken sie ihre Horne/ welche rund und scharff sind neben sich an die Seiten; wann sie aber Unrath vermercken/ heben sie selbe empor/ und schwimmen in die quer daher. Wann sie Unfreunde miteinander werden/ stürmen sie mit ihren Hörnern gegen einander ein/ als ob sie sich durchbohren wolten/ welches sehr kurtzweilig anzusehen.</p> <p>Dieser Fisch hat unter allen andren die Art an sich/ daß/ wann er nicht in siedig heiß Wasser geleget wird/ er weich bleibet/ und keine Härtigkeit empfängt. Die Krebse sind unterschiedlicher Arthen und Geschlechte/ als da sind Stuppel-Hummern/ oder Seekrebse/ Seespinnen/ Krabben/ Seehahnen/ und Löwenkrabben: Die Stuppelkrebse werden an ihren Schwäntzen erkannt/ und von andren unterschieden. Bey dem Lande Phoenicien wird eine Art Krebse gefunden / welche Meerpferde genañt werden/ sind so geschwinde im schwimmen und wegfliegen/ daß sie gar solten oder niemahln können gefangen werden. Sonsten haben die Krebse ein langes Leben/ alle mit einander haben acht Füsse/ welche krum sind: Des Weibleins erster Fuß ist gedoppelt/ deß Mänleins einfach / jedweder </p> </div> </body> </text> </TEI> [261/0029]
hat einen delicaten Geschmack. In Brasilien sind zu Zeiten solche grosse gefangen worden/ daß 80. Mann genug davon zuessen hatten: Das Fleisch wurde mit Speck durchspickt/ und gebraten / schmackte wie Kalbfleisch. In der Artzney haben sie vielfältigen Nutzen.
Die Taprobaner decken ihre Häuser mit dero Schildten.
Von dem Hummer/ oder Meer-Krebs. DIe Gestalt und Beschaffenheit deß Hummers wird die Figur gnugsamb vorstellen / dero Betrachtung/ als wohl bekannt/ und fast von männiglichen öffters gesehen / dem günstigen Leser an statt einer völligen Beschreibung dienen kan: Der Meer-Krebs hat kein Geblüte/ aber dünne Schalen: Verkriechen und verbergen sich deß Jahrs 5. Monatlang. Deßgleichen thun auch alle andre Krebse. Die Krebse / welche sich in der See/ oder in andren fliessenden Wassern auffhalten/ werffen jährlich ihre alte Schalen ab/ wie die Schlangen und Attern ihre Haut und Balg abstreiffen/ und wann sie gegen dem Früling an statt der alten mit neuen Schalen bekleidet/ und also erneuert sind/ geben sie sich wiederumb auffs schwimmen.
Die gantze Zeit ihrer Verwandlung über liegen sie verborgen. Die Meerkrebse schwim̃en/ als wann sie krähen: Wann sie ausser Gefahr/ stecken sie ihre Horne/ welche rund und scharff sind neben sich an die Seiten; wann sie aber Unrath vermercken/ heben sie selbe empor/ und schwimmen in die quer daher. Wann sie Unfreunde miteinander werden/ stürmen sie mit ihren Hörnern gegen einander ein/ als ob sie sich durchbohren wolten/ welches sehr kurtzweilig anzusehen.
Dieser Fisch hat unter allen andren die Art an sich/ daß/ wann er nicht in siedig heiß Wasser geleget wird/ er weich bleibet/ und keine Härtigkeit empfängt. Die Krebse sind unterschiedlicher Arthen und Geschlechte/ als da sind Stuppel-Hummern/ oder Seekrebse/ Seespinnen/ Krabben/ Seehahnen/ und Löwenkrabben: Die Stuppelkrebse werden an ihren Schwäntzen erkannt/ und von andren unterschieden. Bey dem Lande Phoenicien wird eine Art Krebse gefunden / welche Meerpferde genañt werden/ sind so geschwinde im schwimmen und wegfliegen/ daß sie gar solten oder niemahln können gefangen werden. Sonsten haben die Krebse ein langes Leben/ alle mit einander haben acht Füsse/ welche krum sind: Des Weibleins erster Fuß ist gedoppelt/ deß Mänleins einfach / jedweder
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 4. Osnabrück, 1687, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz04_1678/29>, abgerufen am 22.02.2025. |