Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 3. Osnabrück, 1687.Sonnen-Schatten vernehmen/ welche unter ihnen den schönsten Glantz geben/ solche hält er allezeit vorauß/ und pranget damit / wann er aber seiner Füsse ansichtig wird/ lässet er auß Betrübniß seinen Hoffart fallen/ und seinen gläntzenden Schwantz und Federn niedersincken: Wann sie ihre Federn verändern/ schämen sie sich dermassen/ daß sie sich verbergen. Vom Vogel Phoenix. OB ein Phoenix in rerum natura, oder unter allen Geschöpffen zufinden sey/ oder nicht/ solches ist zu allen Zeiten/ und noch biß auff gegenwertige Stunde zweifelhafft gewesen: Doch haben nichts desto weniger die berühmteste Schribenten die Vestigia und Merckmahl seiner Beschreibung/ es sey nun erdichtet/ oder der Warheit gemäß/ in ihren Schrifften hinterlassen: Dahero man allhier bewogen/ diesen Vogel nicht mit dem Strich des Stillschweigens durch zuziehen/ sondern insgemein etwas davon zuberichten. Ob zwar in Indien/ und Morenland viel seltzamer Geschlechte von mancherley Farb und Gestalt Vögel gefunden werden: So soll doch dieser vortrefliche Vogel Phoenix allein in Arabien zu finden sein/ woselbst er auch gebohren wird / wiewohl er seines gleichen in der Welt nicht hat/ wird auch selten gesehen / ist an Grösse einem Adler gleich/ hat einen goldgelben Halß/ der gantze übrige Leib ist purpur Farb/ der Schwantz Himmelblau/ mit rothen Federn durchsprenckelt: Auff dem Kopf trägt er eine zierliche Crone/ so in einem Feder-busch/ von außbündigem Glantz und Schönheit/ bestehet. Die Araber halten ihn in grossen Ehren. Er soll in die 660. oder wie andre/ 500. ja gar 1460. Jahrlang leben. Cornelius Valerius schreibet/ daß zur Zeit da Quintus Plantius, und Sixtus Pappinius zu Rom Burgermeister gewesen/ ein fliegender Phoenix in AEgypten sey gesehen worden. Achthundert Jahr nach Erbauung der Stadt Rom, zu Zeiten Keysers Claudii, wurde ein Phoenix hingebracht/ und offentlich auff ihre Fest-tage gezeiget/ wie solches die alten Geschicht-Bücher bezeugen/ an deren Warheit von den Römern niemaln gezweifelt worden. Im Jahr nach Christi-Geburt 52. ist dieser wundersame Vogel in AEgypten gesehen worden/ wie Hedion bezeuget. Wann die Zeit seines Todes herzu nahet/ soll er ein Nest mit Myrrhen/ Cassien / Weyrauch/ und wolriechenden Zweigen der Bäume von außbündig- Sonnen-Schatten vernehmen/ welche unter ihnen den schönsten Glantz geben/ solche hält er allezeit vorauß/ und pranget damit / wann er aber seiner Füsse ansichtig wird/ lässet er auß Betrübniß seinen Hoffart fallen/ und seinen gläntzenden Schwantz und Federn niedersincken: Wann sie ihre Federn verändern/ schämen sie sich dermassen/ daß sie sich verbergen. Vom Vogel Phoenix. OB ein Phoenix in rerum naturâ, oder unter allen Geschöpffen zufinden sey/ oder nicht/ solches ist zu allen Zeiten/ und noch biß auff gegenwertige Stunde zweifelhafft gewesen: Doch haben nichts desto weniger die berühmteste Schribenten die Vestigia und Merckmahl seiner Beschreibung/ es sey nun erdichtet/ oder der Warheit gemäß/ in ihren Schrifften hinterlassen: Dahero man allhier bewogen/ diesen Vogel nicht mit dem Strich des Stillschweigens durch zuziehen/ sondern insgemein etwas davon zuberichten. Ob zwar in Indien/ und Morenland viel seltzamer Geschlechte von mancherley Farb und Gestalt Vögel gefunden werden: So soll doch dieser vortrefliche Vogel Phoenix allein in Arabien zu finden sein/ woselbst er auch gebohren wird / wiewohl er seines gleichen in der Welt nicht hat/ wird auch selten gesehen / ist an Grösse einem Adler gleich/ hat einen goldgelben Halß/ der gantze übrige Leib ist purpur Farb/ der Schwantz Himmelblau/ mit rothen Federn durchsprenckelt: Auff dem Kopf trägt er eine zierliche Crone/ so in einem Feder-busch/ von außbündigem Glantz und Schönheit/ bestehet. Die Araber halten ihn in grossen Ehren. Er soll in die 660. oder wie andre/ 500. ja gar 1460. Jahrlang leben. Cornelius Valerius schreibet/ daß zur Zeit da Quintus Plantius, und Sixtus Pappinius zu Rom Burgermeister gewesen/ ein fliegender Phoenix in AEgypten sey gesehen worden. Achthundert Jahr nach Erbauung der Stadt Rom, zu Zeiten Keysers Claudii, wurde ein Phoenix hingebracht/ und offentlich auff ihre Fest-tage gezeiget/ wie solches die alten Geschicht-Bücher bezeugen/ an deren Warheit von den Römern niemaln gezweifelt worden. Im Jahr nach Christi-Geburt 52. ist dieser wundersame Vogel in AEgypten gesehen worden/ wie Hedion bezeuget. Wann die Zeit seines Todes herzu nahet/ soll er ein Nest mit Myrrhen/ Cassien / Weyrauch/ und wolriechenden Zweigen der Bäume von außbündig- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0024" n="160"/> Sonnen-Schatten vernehmen/ welche unter ihnen den schönsten Glantz geben/ solche hält er allezeit vorauß/ und pranget damit / wann er aber seiner Füsse ansichtig wird/ lässet er auß Betrübniß seinen Hoffart fallen/ und seinen gläntzenden Schwantz und Federn niedersincken: Wann sie ihre Federn verändern/ schämen sie sich dermassen/ daß sie sich verbergen.</p> </div> <div> <head>Vom Vogel Phoenix.</head> <p>OB ein Phoenix in rerum naturâ, oder unter allen Geschöpffen zufinden sey/ oder nicht/ solches ist zu allen Zeiten/ und noch biß auff gegenwertige Stunde zweifelhafft gewesen: Doch haben nichts desto weniger die berühmteste Schribenten die Vestigia und Merckmahl seiner Beschreibung/ es sey nun erdichtet/ oder der Warheit gemäß/ in ihren Schrifften hinterlassen: Dahero man allhier bewogen/ diesen Vogel nicht mit dem Strich des Stillschweigens durch zuziehen/ sondern insgemein etwas davon zuberichten.</p> <p>Ob zwar in Indien/ und Morenland viel seltzamer Geschlechte von mancherley Farb und Gestalt Vögel gefunden werden: So soll doch dieser vortrefliche Vogel Phoenix allein in Arabien zu finden sein/ woselbst er auch gebohren wird / wiewohl er seines gleichen in der Welt nicht hat/ wird auch selten gesehen / ist an Grösse einem Adler gleich/ hat einen goldgelben Halß/ der gantze übrige Leib ist purpur Farb/ der Schwantz Himmelblau/ mit rothen Federn durchsprenckelt: Auff dem Kopf trägt er eine zierliche Crone/ so in einem Feder-busch/ von außbündigem Glantz und Schönheit/ bestehet. Die Araber halten ihn in grossen Ehren.</p> <p>Er soll in die 660. oder wie andre/ 500. ja gar 1460. Jahrlang leben. Cornelius Valerius schreibet/ daß zur Zeit da Quintus Plantius, und Sixtus Pappinius zu Rom Burgermeister gewesen/ ein fliegender Phoenix in AEgypten sey gesehen worden.</p> <p>Achthundert Jahr nach Erbauung der Stadt Rom, zu Zeiten Keysers Claudii, wurde ein Phoenix hingebracht/ und offentlich auff ihre Fest-tage gezeiget/ wie solches die alten Geschicht-Bücher bezeugen/ an deren Warheit von den Römern niemaln gezweifelt worden. Im Jahr nach Christi-Geburt 52. ist dieser wundersame Vogel in AEgypten gesehen worden/ wie Hedion bezeuget.</p> <p>Wann die Zeit seines Todes herzu nahet/ soll er ein Nest mit Myrrhen/ Cassien / Weyrauch/ und wolriechenden Zweigen der Bäume von außbündig- </p> </div> </body> </text> </TEI> [160/0024]
Sonnen-Schatten vernehmen/ welche unter ihnen den schönsten Glantz geben/ solche hält er allezeit vorauß/ und pranget damit / wann er aber seiner Füsse ansichtig wird/ lässet er auß Betrübniß seinen Hoffart fallen/ und seinen gläntzenden Schwantz und Federn niedersincken: Wann sie ihre Federn verändern/ schämen sie sich dermassen/ daß sie sich verbergen.
Vom Vogel Phoenix. OB ein Phoenix in rerum naturâ, oder unter allen Geschöpffen zufinden sey/ oder nicht/ solches ist zu allen Zeiten/ und noch biß auff gegenwertige Stunde zweifelhafft gewesen: Doch haben nichts desto weniger die berühmteste Schribenten die Vestigia und Merckmahl seiner Beschreibung/ es sey nun erdichtet/ oder der Warheit gemäß/ in ihren Schrifften hinterlassen: Dahero man allhier bewogen/ diesen Vogel nicht mit dem Strich des Stillschweigens durch zuziehen/ sondern insgemein etwas davon zuberichten.
Ob zwar in Indien/ und Morenland viel seltzamer Geschlechte von mancherley Farb und Gestalt Vögel gefunden werden: So soll doch dieser vortrefliche Vogel Phoenix allein in Arabien zu finden sein/ woselbst er auch gebohren wird / wiewohl er seines gleichen in der Welt nicht hat/ wird auch selten gesehen / ist an Grösse einem Adler gleich/ hat einen goldgelben Halß/ der gantze übrige Leib ist purpur Farb/ der Schwantz Himmelblau/ mit rothen Federn durchsprenckelt: Auff dem Kopf trägt er eine zierliche Crone/ so in einem Feder-busch/ von außbündigem Glantz und Schönheit/ bestehet. Die Araber halten ihn in grossen Ehren.
Er soll in die 660. oder wie andre/ 500. ja gar 1460. Jahrlang leben. Cornelius Valerius schreibet/ daß zur Zeit da Quintus Plantius, und Sixtus Pappinius zu Rom Burgermeister gewesen/ ein fliegender Phoenix in AEgypten sey gesehen worden.
Achthundert Jahr nach Erbauung der Stadt Rom, zu Zeiten Keysers Claudii, wurde ein Phoenix hingebracht/ und offentlich auff ihre Fest-tage gezeiget/ wie solches die alten Geschicht-Bücher bezeugen/ an deren Warheit von den Römern niemaln gezweifelt worden. Im Jahr nach Christi-Geburt 52. ist dieser wundersame Vogel in AEgypten gesehen worden/ wie Hedion bezeuget.
Wann die Zeit seines Todes herzu nahet/ soll er ein Nest mit Myrrhen/ Cassien / Weyrauch/ und wolriechenden Zweigen der Bäume von außbündig-
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