Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687.Der Stier ist in der Springezeit grimmiger als sonsten/ und wird durch Anschauung rohter Farben noch mehr erhitzet. Von dem grausamen Wüten eines Stiers haben wir ein merckwürdig Exempel/ so vor einigen Jahren in Northolland bey einem Dorff Zardam sich begeben/ allwo ein wütender Stier einen Mann nebst seiner Frauen jämmerlich umbgebracht. Der Frawen/ welche schwanger war/ hat er den Bauch nebst der Leib-Mutter auffgerissen/ und also einen wunderbahren Außgang der zarten Frucht gebahnet. Das Kind ist mit grosser Verwunderung beym Leben gefunden/ und nach dem es erquicket und gesäuget worden/ noch einige Zeit im Leben geblieben. Auff den Schauplätzen/ woselbst die Menschen gegen die wilden Thiere streiten / hat der Stier bey vielen Völckern vorzeiten seine Stelle mit gehabt/ und selbiges wird noch heutiges Tages in Hispanien geübet/ allwo dem Uberwinder in dem Stier-Gefecht herrliche Geschencke presentiret werden. Von dem Ochsen. DEr Ochß ist seiner eußerlichen Gestalt nach wenig unterschieden von dem Stier / nur allein daß ihm durch Benehmung der Ballen daß Zeugen benommen ist. Diesem Thiere und dem Pflug/ sey wir das jenige/ was zu unsers leibes Unterhalt gehört/ bey nahe schuldig. Dann ob wol bey etlichen ein Geschlecht der Maul-Esel/ bey andern die Cameele/ und bey andern die Eliphanten zu dem Ackerbaw/ und andern Diensten gebrauchet werden/ so genießen dennoch die meisten Völcker diesen und andern Vortheil von den Ochsen. Worauß dann die Würde dieser Thiere zu erkennen. Über dem werden sie bey einigen Völckeren unter andern Vieh auch zum Brautschatz mit zugebracht/ bey andern zur Belohnung erwiesener Heldenthaten verehret/ und bey einigen auch zum Schatz ihrer Obrigkeit bezahlet. Die hollandische Ochsen schiessen wohl zu einer grossen Höhe und Dicke auff / werden aber von den Dähnischen weit übertroffen. Die Engelsche pruncken mit ihren grossen Hörnern/ und haben ein gutes Fleisch. Die Schweitzerische/ vornemblich die im Lande Bern auffgefuttert seyn/ haben keinen geringern Ruhm. Der Stier ist in der Springezeit grimmiger als sonsten/ und wird durch Anschauung rohter Farben noch mehr erhitzet. Von dem grausamen Wüten eines Stiers haben wir ein merckwürdig Exempel/ so vor einigen Jahren in Northolland bey einem Dorff Zardam sich begeben/ allwo ein wütender Stier einen Mann nebst seiner Frauen jämmerlich umbgebracht. Der Frawen/ welche schwanger war/ hat er den Bauch nebst der Leib-Mutter auffgerissen/ und also einen wunderbahren Außgang der zarten Frucht gebahnet. Das Kind ist mit grosser Verwunderung beym Leben gefunden/ und nach dem es erquicket und gesäuget worden/ noch einige Zeit im Leben geblieben. Auff den Schauplätzen/ woselbst die Menschen gegen die wilden Thiere streiten / hat der Stier bey vielen Völckern vorzeiten seine Stelle mit gehabt/ und selbiges wird noch heutiges Tages in Hispanien geübet/ allwo dem Uberwinder in dem Stier-Gefecht herrliche Geschencke presentiret werden. Von dem Ochsen. DEr Ochß ist seiner eußerlichen Gestalt nach wenig unterschieden von dem Stier / nur allein daß ihm durch Benehmung der Ballen daß Zeugen benommen ist. Diesem Thiere und dem Pflug/ sey wir das jenige/ was zu unsers leibes Unterhalt gehört/ bey nahe schuldig. Dann ob wol bey etlichen ein Geschlecht der Maul-Esel/ bey andern die Cameele/ und bey andern die Eliphanten zu dem Ackerbaw/ und andern Diensten gebrauchet werden/ so genießen dennoch die meisten Völcker diesen und andern Vortheil von den Ochsen. Worauß dann die Würde dieser Thiere zu erkennen. Über dem werden sie bey einigen Völckeren unter andern Vieh auch zum Brautschatz mit zugebracht/ bey andern zur Belohnung erwiesener Heldenthaten verehret/ und bey einigen auch zum Schatz ihrer Obrigkeit bezahlet. Die hollandische Ochsen schiessen wohl zu einer grossen Höhe und Dicke auff / werden aber von den Dähnischen weit übertroffen. Die Engelsche pruncken mit ihren grossen Hörnern/ und haben ein gutes Fleisch. Die Schweitzerische/ vornemblich die im Lande Bern auffgefuttert seyn/ haben keinen geringern Ruhm. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0040" n="36"/> <p>Der Stier ist in der Springezeit grimmiger als sonsten/ und wird durch Anschauung rohter Farben noch mehr erhitzet. 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Das Kind ist mit grosser Verwunderung beym Leben gefunden/ und nach dem es erquicket und gesäuget worden/ noch einige Zeit im Leben geblieben.</p> <p>Auff den Schauplätzen/ woselbst die Menschen gegen die wilden Thiere streiten / hat der Stier bey vielen Völckern vorzeiten seine Stelle mit gehabt/ und selbiges wird noch heutiges Tages in Hispanien geübet/ allwo dem Uberwinder in dem Stier-Gefecht herrliche Geschencke presentiret werden.</p> </div> <div> <head>Von dem Ochsen.</head> <p>DEr Ochß ist seiner eußerlichen Gestalt nach wenig unterschieden von dem Stier / nur allein daß ihm durch Benehmung der Ballen daß Zeugen benommen ist. Diesem Thiere und dem Pflug/ sey wir das jenige/ was zu unsers leibes Unterhalt gehört/ bey nahe schuldig. Dann ob wol bey etlichen ein Geschlecht der Maul-Esel/ bey andern die Cameele/ und bey andern die Eliphanten zu dem Ackerbaw/ und andern Diensten gebrauchet werden/ so genießen dennoch die meisten Völcker diesen und andern Vortheil von den Ochsen.</p> <p>Worauß dann die Würde dieser Thiere zu erkennen. Über dem werden sie bey einigen Völckeren unter andern Vieh auch zum Brautschatz mit zugebracht/ bey andern zur Belohnung erwiesener Heldenthaten verehret/ und bey einigen auch zum Schatz ihrer Obrigkeit bezahlet.</p> <p>Die hollandische Ochsen schiessen wohl zu einer grossen Höhe und Dicke auff / werden aber von den Dähnischen weit übertroffen.</p> <p>Die Engelsche pruncken mit ihren grossen Hörnern/ und haben ein gutes Fleisch. Die Schweitzerische/ vornemblich die im Lande Bern auffgefuttert seyn/ haben keinen geringern Ruhm.</p> </div> </body> </text> </TEI> [36/0040]
Der Stier ist in der Springezeit grimmiger als sonsten/ und wird durch Anschauung rohter Farben noch mehr erhitzet. Von dem grausamen Wüten eines Stiers haben wir ein merckwürdig Exempel/ so vor einigen Jahren in Northolland bey einem Dorff Zardam sich begeben/ allwo ein wütender Stier einen Mann nebst seiner Frauen jämmerlich umbgebracht. Der Frawen/ welche schwanger war/ hat er den Bauch nebst der Leib-Mutter auffgerissen/ und also einen wunderbahren Außgang der zarten Frucht gebahnet. Das Kind ist mit grosser Verwunderung beym Leben gefunden/ und nach dem es erquicket und gesäuget worden/ noch einige Zeit im Leben geblieben.
Auff den Schauplätzen/ woselbst die Menschen gegen die wilden Thiere streiten / hat der Stier bey vielen Völckern vorzeiten seine Stelle mit gehabt/ und selbiges wird noch heutiges Tages in Hispanien geübet/ allwo dem Uberwinder in dem Stier-Gefecht herrliche Geschencke presentiret werden.
Von dem Ochsen. DEr Ochß ist seiner eußerlichen Gestalt nach wenig unterschieden von dem Stier / nur allein daß ihm durch Benehmung der Ballen daß Zeugen benommen ist. Diesem Thiere und dem Pflug/ sey wir das jenige/ was zu unsers leibes Unterhalt gehört/ bey nahe schuldig. Dann ob wol bey etlichen ein Geschlecht der Maul-Esel/ bey andern die Cameele/ und bey andern die Eliphanten zu dem Ackerbaw/ und andern Diensten gebrauchet werden/ so genießen dennoch die meisten Völcker diesen und andern Vortheil von den Ochsen.
Worauß dann die Würde dieser Thiere zu erkennen. Über dem werden sie bey einigen Völckeren unter andern Vieh auch zum Brautschatz mit zugebracht/ bey andern zur Belohnung erwiesener Heldenthaten verehret/ und bey einigen auch zum Schatz ihrer Obrigkeit bezahlet.
Die hollandische Ochsen schiessen wohl zu einer grossen Höhe und Dicke auff / werden aber von den Dähnischen weit übertroffen.
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