Johannis war vorbei, die Mutter hatte längst einmal nach Augsburg ins väterliche Haus kommen und dem Großvater den noch unbekannten lieben Enkel mitbringen sollen. Einige gute Freunde des alten Ofterdingen, ein paar Kaufleute, mußten in Handelsge¬ schäften dahin reisen. Da faßte die Mutter den Entschluß, bey dieser Gelegenheit jenen Wunsch auszuführen, und es lag ihr dieß um so mehr am Herzen, weil sie seit einiger Zeit merkte, daß Heinrich weit stiller und in sich gekehrter war, als sonst. Sie glaubte, er sey mißmüthig oder krank, und eine weite Reise, der Anblick neuer Menschen und Län¬ der, und wie sie verstohlen ahndete, die Rei¬ ze einer jungen Landsmännin würden die
Zweytes Kapitel.
Johannis war vorbei, die Mutter hatte längſt einmal nach Augsburg ins väterliche Haus kommen und dem Großvater den noch unbekannten lieben Enkel mitbringen ſollen. Einige gute Freunde des alten Ofterdingen, ein paar Kaufleute, mußten in Handelsge¬ ſchäften dahin reiſen. Da faßte die Mutter den Entſchluß, bey dieſer Gelegenheit jenen Wunſch auszuführen, und es lag ihr dieß um ſo mehr am Herzen, weil ſie ſeit einiger Zeit merkte, daß Heinrich weit ſtiller und in ſich gekehrter war, als ſonſt. Sie glaubte, er ſey mißmüthig oder krank, und eine weite Reiſe, der Anblick neuer Menſchen und Län¬ der, und wie ſie verſtohlen ahndete, die Rei¬ ze einer jungen Landsmännin würden die
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Zweytes Kapitel.
Johannis war vorbei, die Mutter hatte
längſt einmal nach Augsburg ins väterliche
Haus kommen und dem Großvater den noch
unbekannten lieben Enkel mitbringen ſollen.
Einige gute Freunde des alten Ofterdingen,
ein paar Kaufleute, mußten in Handelsge¬
ſchäften dahin reiſen. Da faßte die Mutter
den Entſchluß, bey dieſer Gelegenheit jenen
Wunſch auszuführen, und es lag ihr dieß
um ſo mehr am Herzen, weil ſie ſeit einiger
Zeit merkte, daß Heinrich weit ſtiller und in
ſich gekehrter war, als ſonſt. Sie glaubte,
er ſey mißmüthig oder krank, und eine weite
Reiſe, der Anblick neuer Menſchen und Län¬
der, und wie ſie verſtohlen ahndete, die Rei¬
ze einer jungen Landsmännin würden die
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/38>, abgerufen am 21.11.2024.
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