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Ordentliche Wochentliche Post-Zeitungen. Nr. 27, Frankfurt (Main), 1672.

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Hamburg den 25. dito.

Der Krieg in Holland verursacht in der Handlung grosse confusion, und
seint schon einige Holländische Schiff mit geflüchteten Leuthen und Güthern al-
hier ahnkommen/ welche von einer grossen Verrätherey sagen/ und das man nit
allein eine hohe Persohn/ sondern auch einen/ welchen man für den Vatter deß
Vatterlands gehalten/ in Verdacht gezogen. Hertzog Christian von Mecklen-
burg ist mit 1000. Reutern zu Blanckenes über die Elbe zu dem Bischoff von
Münster gangen hingegen seint auß Schweden 1200. Mann zu Staade ahn-
kommen/ einen ahn der Weser liegenden Orth nahmens Gessendorff zu fortifici-
ren/ die 8. rahre Pferd/ welche der König in Spanien dem König in Schweden
verehrt/ seint mit schönen violbrannen Sammeten/ reich mit Gold gestickten
Decken geziehrt/ zu Stockholm wohl ahngelangt/ und von Ihrer Maj. bereits
zum öfftern mit grossem Belieben besehen/ auch dem darbey gewesenen Stall-
meister/ sambt den Reitknechten/ ahnsehnliche Verehrungen gegeben worden.

Cölln den 26. dito.

Die grosse Progressen welche die Königl. Frantzösische Armee von Zeit meines jüng-
sten gethan/ seint nit zu beschreiben/ Doeßburg hat sich zwar der Condeischen starck wieder-
setzt/ als aber die Königl. auch darvor kom̃en/ ist es mit Accord/ deßgleichẽ Schenckenschantz
nachdem es kaum 8. Stund lang ernstlich angegriffen worden/ übergangẽ/ der Mareschal de
Turenne
thut die Statt Nimwegen mit continuirlichem Schiessen sehr beängstigen/ und
weilen grosse Uneinigkeit darinn/ ist die Ubergab stündlich zu vermuthen/ massen sie bereits
zu capituliren ahngefangen/ Utrecht hat Salvequardy eingenommen/ und versprochen
den Catholischen vier Kirchen einzuraumen/ Arnheimb und alle übrige Stätte haben für
die Plünderung grosse Summen erlegen müssen/ der König solle Vorhabens seyn Orsoy/
Emmrich/ Reeß und Bürig zu demoliren/ Wesel aber noch mehr zu bevästigen/ hat befoh-
len die 2 Kirchen allda in welchen die Gefangene und Krancken gelegen zu säubern/ und
die Clöster/ worauß die Holländer Zeughäuser gemacht den Eigenern wieder einzuraumen.
Die Königl. Armee befindet sich jetzo 3. a 4. Stund von Ambsterdam/ und solle sich der
Schleussen zwischen Harlem und ged. Statt bemächtiget haben/ man vernimbt zwar daß
auff Ordre der Herren Staaden einige Schleussen eröffnet worden/ es habe aber das Was-
ser seinen Lauff nit nach Wunsch erlangen können/ und in deme es Landwarts eingehen sol-
len/ seye es Seewarts fort geschossen/ viel vornehme Leuthe haben sich mit ihren besten Gü-
thern/ nacher Antorff/ Hamburg/ Brehmen/ Lübeck und Dantzig in Sicherheit begeben;
Die Münsterische Armee ist nun in West-Friesland gerückt Gröningen anzugreiffen/ und
hat man schon etliche hundert Stück Ochsen und Kühe herauß gebracht. In England ist
deß Königs Gebuhrts- und Restitutions Tag mit grosser Solennität begangen/ und wie
auß Flandern berichtet wird/ in der See abermals ein schröckliches Schiessen gehöret
worden/ die Amsterdamer haben 100. ledige Schiff nacher Antorff gesand/ den Succurs wel-
chen sie vom Herrn Gubernator General zu bekommen verhoffen/ abzuholen.

Vom Moselstrohm den 27. dito.

Ahm nechst verlittenen Donnerstag ist deß in Holland todt bliebenen Hertzogs von
Longueville Leichnamb Trier vorbey nacher Franckreich geführt worden/ Freytags kame
ein Schifflein von Metz ahn/ so viele kostbahre Sachen für den Hertzog von Montmouth
eingeladen gehabt/ nach deme aber unter Wegs unweit Remich auff Spanischem Gebieth
die Schiffleuthe auß Forcht eines entstehenden Ungewitters ahns Land gelassen/ und die
Bediente/ welchen oberwehnte Sachen ahnvertrawt gewesen/ außgestiegen/ und in
nechstgelegenes Dorff gangen/ haben sich immittelst 6. Räuber dem Schiff genähert/ selbi-
ges darvon geführt/ die darinn befundene Kisten und Valisen geöffnet/ auff etlich 1000. Pi-
stolen werth darauß: und die Flucht genommen.
ENDE.


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Der Erscheinungsort Frankfurt (Main) und der Verl… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Michel Lefèvre, Centre de Recherches et d'Etudes Germaniques, Université Paul Valéry Montpellier 3: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-07-24T10:58:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-07-24T10:58:45Z)

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Zitationshilfe: Ordentliche Wochentliche Post-Zeitungen. Nr. 27, Frankfurt (Main), 1672, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_wochentliche0027_1672/4>, abgerufen am 07.01.2025.