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Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. LXXII, 37. Woche, Erfurt (Thüringen), 11. September 1744.

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dringenden grossen Macht sich wenigstens zum Theil zu entledi-
gen.

Aus Prag wird sonst noch unterm 25. August berichtet, daß
am 21. zwischen den Königl. Ungarischen und Preußischen Vor-
Trouppen, 2. Märsche von Königs-Grätz, ein hitziges Scharmützel
vorgefallen. Es hätten nemlich die erstern vernommen, daß eine
Preußische Parthey in einem Dorffe läge, die sie aufzuheben sich
gleich vorgenommen; als sie aber daselbst ankommen, hätten sie be-
funden, daß jene sich darinne verschantzet, ihnen auch an der Zahl
weit überlegen gewesen, weswegen sie nicht für rathsam gehalten, sie
anzugreiffen, sondern sich langsam zurück gezogen. Als die Preus-
sen dieses gesehen, hätten sie dieselbe verfolget, und Feuer gegeben,
worauf sich jene gewendet, und mit den Säbel in der Faust in sie ein-
gedrungen, einige davon getödtet, einige verwundet, und 5. Mann
gefangen genommen, den Rest aber bis an obiges Dorff verfolget;
worbey Ungarischer Seits nur ein Mann verwundet, und ein Pferd
todt geschossen worden seyn soll.

Man spricht auch starck noch von einer Off- und Defensiv-
Alliance
, welche zwischen einigen Churfürsten und Fürsten des Reichs
in die Masse aufgerichtet werden solle, daß sie bey den gegenwärti-
gen Conjuncturen eine genaue Neutralität beobachten, übrigens
aber auch einander beystehen wollen, im Fall man sie etwan an
den neuen Troublen im Reich Theil zu nehmen, nöthigen wolte.

Bey Magdeburg wird eine Preußische Armee von 25. bis
30000. Mann campiren, welche der alte Fürst von Dessau com-
mandiren soll.

Zu Wien werden vor die Ungarischen Insurgenten viele tau-
send Säbel verfertiget, ingleichen vieles Schieß-Gewehr vor die-
selben zurechte gemacht.

Groß-Brittannien.

Es sind zeithero verschiedene Englische Schiffe von denen Fran-
tzösischen Armateurs aufgebracht worden; hergegen hat das
Englische Kriegs-Schiff Lowestoff ein Frantzösisch Schiff von 20.
Stücken zu Gibraltar eingebracht, welches von Marseille nach
Martinique gehen sollen. Das Kriegs-Schiff der Solebay hat

dringenden grossen Macht sich wenigstens zum Theil zu entledi-
gen.

Aus Prag wird sonst noch unterm 25. August berichtet, daß
am 21. zwischen den Königl. Ungarischen und Preußischen Vor-
Trouppen, 2. Märsche von Königs-Grätz, ein hitziges Scharmützel
vorgefallen. Es hätten nemlich die erstern vernommen, daß eine
Preußische Parthey in einem Dorffe läge, die sie aufzuheben sich
gleich vorgenommen; als sie aber daselbst ankommen, hätten sie be-
funden, daß jene sich darinne verschantzet, ihnen auch an der Zahl
weit überlegen gewesen, weswegen sie nicht für rathsam gehalten, sie
anzugreiffen, sondern sich langsam zurück gezogen. Als die Preus-
sen dieses gesehen, hätten sie dieselbe verfolget, und Feuer gegeben,
worauf sich jene gewendet, und mit den Säbel in der Faust in sie ein-
gedrungen, einige davon getödtet, einige verwundet, und 5. Mann
gefangen genommen, den Rest aber bis an obiges Dorff verfolget;
worbey Ungarischer Seits nur ein Mann verwundet, und ein Pferd
todt geschossen worden seyn soll.

Man spricht auch starck noch von einer Off- und Defenſiv-
Alliance
, welche zwischen einigen Churfürsten und Fürsten des Reichs
in die Masse aufgerichtet werden solle, daß sie bey den gegenwärti-
gen Conjuncturen eine genaue Neutralität beobachten, übrigens
aber auch einander beystehen wollen, im Fall man sie etwan an
den neuen Troublen im Reich Theil zu nehmen, nöthigen wolte.

Bey Magdeburg wird eine Preußische Armee von 25. bis
30000. Mann campiren, welche der alte Fürst von Dessau com-
mandiren soll.

Zu Wien werden vor die Ungarischen Inſurgenten viele tau-
send Säbel verfertiget, ingleichen vieles Schieß-Gewehr vor die-
selben zurechte gemacht.

Groß-Brittannien.

Es sind zeithero verschiedene Englische Schiffe von denen Fran-
tzösischen Armateurs aufgebracht worden; hergegen hat das
Englische Kriegs-Schiff Lowestoff ein Frantzösisch Schiff von 20.
Stücken zu Gibraltar eingebracht, welches von Marseille nach
Martinique gehen sollen. Das Kriegs-Schiff der Solebay hat

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[574/0006] dringenden grossen Macht sich wenigstens zum Theil zu entledi- gen. Aus Prag wird sonst noch unterm 25. August berichtet, daß am 21. zwischen den Königl. Ungarischen und Preußischen Vor- Trouppen, 2. Märsche von Königs-Grätz, ein hitziges Scharmützel vorgefallen. Es hätten nemlich die erstern vernommen, daß eine Preußische Parthey in einem Dorffe läge, die sie aufzuheben sich gleich vorgenommen; als sie aber daselbst ankommen, hätten sie be- funden, daß jene sich darinne verschantzet, ihnen auch an der Zahl weit überlegen gewesen, weswegen sie nicht für rathsam gehalten, sie anzugreiffen, sondern sich langsam zurück gezogen. Als die Preus- sen dieses gesehen, hätten sie dieselbe verfolget, und Feuer gegeben, worauf sich jene gewendet, und mit den Säbel in der Faust in sie ein- gedrungen, einige davon getödtet, einige verwundet, und 5. Mann gefangen genommen, den Rest aber bis an obiges Dorff verfolget; worbey Ungarischer Seits nur ein Mann verwundet, und ein Pferd todt geschossen worden seyn soll. Man spricht auch starck noch von einer Off- und Defenſiv- Alliance , welche zwischen einigen Churfürsten und Fürsten des Reichs in die Masse aufgerichtet werden solle, daß sie bey den gegenwärti- gen Conjuncturen eine genaue Neutralität beobachten, übrigens aber auch einander beystehen wollen, im Fall man sie etwan an den neuen Troublen im Reich Theil zu nehmen, nöthigen wolte. Bey Magdeburg wird eine Preußische Armee von 25. bis 30000. Mann campiren, welche der alte Fürst von Dessau com- mandiren soll. Zu Wien werden vor die Ungarischen Inſurgenten viele tau- send Säbel verfertiget, ingleichen vieles Schieß-Gewehr vor die- selben zurechte gemacht. Groß-Brittannien. Es sind zeithero verschiedene Englische Schiffe von denen Fran- tzösischen Armateurs aufgebracht worden; hergegen hat das Englische Kriegs-Schiff Lowestoff ein Frantzösisch Schiff von 20. Stücken zu Gibraltar eingebracht, welches von Marseille nach Martinique gehen sollen. Das Kriegs-Schiff der Solebay hat

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Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. LXXII, 37. Woche, Erfurt (Thüringen), 11. September 1744, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0272_1744/6>, abgerufen am 13.11.2024.