Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. LXX, 36. Woche, Erfurt (Thüringen), 4. September 1744.

Bild:
<< vorherige Seite

und wenigsten Wiederstand vermuthet. Also machete er sich die
Schwäche und Langsamkeit derer Alliirten in denen Niederlanden
zu nutze, daß er etlicher derer stärcksten, aber sonst übel
versehenen Oerter, sich in kurtzer Zeit bemächtigte, und die noch
übrigen Barrieren bald verschlungen haben würde, wo er nicht durch
den Einfall in Elsaß an diesen geschwinden Fortgang der Waffen
gehindert, und die Armee zu theilen genöthiget worden; welches
das einzige ist, so der Ubergang übern Rhein gefruchtet. Jnzwi-
schen hatte sich der König in denen Niederlanden schon ausser Gefahr
gesetzet, Schaden zu leiden, und dem Gegentheil volle Arbeit hin-
terlassen, nur zu dem Seinigen wieder zu gelangen, ohne zu geden-
cken, Franckreich Abbruch zu thun. Wie denn auch die weit stär-
ckere alliirte Armee, noch nicht den geringsten Vortheil erhalten,
oder sonsten etwas merckwürdiges unternommen; da Franckreich
von einer gefährlichen Last sich schon wieder befreyet siehet, und von
neuen in den Standt gesetzet ist, denenselben eine zahlreiche Armee
entgegen zu stellen. Wir zweifeln also um so vielmehr, das selbi-
gen nun etwas werde können abgedrungen werden, und getraue-
ten uns fast jemanden etwas, so wir nicht zu halten gesonnen, un-
ter der Bedingung zu versprechen: Wenn Franckreich etwas
verlieren werde
; ohne zu befürchten, daß wir solches zu erfüllen
uns genöthiget sehen möchten.

Neuigkeiten von Teutschland.

Das hauptsächlichste bey jetzigen Läufften dürffte wohl künfftig-
hin aus Böhmen zu vernehmen seyn, allwo die Preußischen
Trouppen bereits vor Prag stehen; der Oesterreichische Wieder-
stand ist noch zur Zeit schlecht, doch soll die Ungarische Armee bin-
nen 3. Wochen zu Stande kommen.

Ein starckes Corpo Chur-Sächsischer Trouppen, muß sich
zwar auf erste Ordre marschfertig halten, doch ist noch unbekandt
zu was Ende; und wenn Jhro Königl. Majest. von Pohlen, und
Churfürstl. Durchl. zu Sachsen, auch gleich an denen Affai-
r
en Theil nehmen solten, so kan es sich doch noch eine zeitlang ver-
ziehen.

Jn Elsaß hat man Frantz. Seits sich vorgenommen, die Oesterreichi-

und wenigsten Wiederstand vermuthet. Also machete er sich die
Schwäche und Langsamkeit derer Alliirten in denen Niederlanden
zu nutze, daß er etlicher derer stärcksten, aber sonst übel
versehenen Oerter, sich in kurtzer Zeit bemächtigte, und die noch
übrigen Barrieren bald verschlungen haben würde, wo er nicht durch
den Einfall in Elsaß an diesen geschwinden Fortgang der Waffen
gehindert, und die Armee zu theilen genöthiget worden; welches
das einzige ist, so der Ubergang übern Rhein gefruchtet. Jnzwi-
schen hatte sich der König in denen Niederlanden schon ausser Gefahr
gesetzet, Schaden zu leiden, und dem Gegentheil volle Arbeit hin-
terlassen, nur zu dem Seinigen wieder zu gelangen, ohne zu geden-
cken, Franckreich Abbruch zu thun. Wie denn auch die weit stär-
ckere alliirte Armee, noch nicht den geringsten Vortheil erhalten,
oder sonsten etwas merckwürdiges unternommen; da Franckreich
von einer gefährlichen Last sich schon wieder befreyet siehet, und von
neuen in den Standt gesetzet ist, denenselben eine zahlreiche Armee
entgegen zu stellen. Wir zweifeln also um so vielmehr, das selbi-
gen nun etwas werde können abgedrungen werden, und getraue-
ten uns fast jemanden etwas, so wir nicht zu halten gesonnen, un-
ter der Bedingung zu versprechen: Wenn Franckreich etwas
verlieren werde
; ohne zu befürchten, daß wir solches zu erfüllen
uns genöthiget sehen möchten.

Neuigkeiten von Teutschland.

Das hauptsächlichste bey jetzigen Läufften dürffte wohl künfftig-
hin aus Böhmen zu vernehmen seyn, allwo die Preußischen
Trouppen bereits vor Prag stehen; der Oesterreichische Wieder-
stand ist noch zur Zeit schlecht, doch soll die Ungarische Armee bin-
nen 3. Wochen zu Stande kommen.

Ein starckes Corpo Chur-Sächsischer Trouppen, muß sich
zwar auf erste Ordre marschfertig halten, doch ist noch unbekandt
zu was Ende; und wenn Jhro Königl. Majest. von Pohlen, und
Churfürstl. Durchl. zu Sachsen, auch gleich an denen Affai-
r
en Theil nehmen solten, so kan es sich doch noch eine zeitlang ver-
ziehen.

Jn Elsaß hat man Frantz. Seits sich vorgenommen, die Oesterreichi-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle">
        <p><pb facs="#f0002" n="554"/>
und wenigsten Wiederstand vermuthet. Also machete er sich die<lb/>
Schwäche und Langsamkeit derer Alliirten in denen Niederlanden<lb/>
zu nutze, daß er etlicher derer stärcksten, aber sonst übel<lb/>
versehenen Oerter, sich in kurtzer Zeit bemächtigte, und die noch<lb/>
übrigen Barrieren bald verschlungen haben würde, wo er nicht durch<lb/>
den Einfall in Elsaß an diesen geschwinden Fortgang der Waffen<lb/>
gehindert, und die Armee zu theilen genöthiget worden; welches<lb/>
das einzige ist, so der Ubergang übern Rhein gefruchtet. Jnzwi-<lb/>
schen hatte sich der König in denen Niederlanden schon ausser Gefahr<lb/>
gesetzet, Schaden zu leiden, und dem Gegentheil volle Arbeit hin-<lb/>
terlassen, nur zu dem Seinigen wieder zu gelangen, ohne zu geden-<lb/>
cken, Franckreich Abbruch zu thun. Wie denn auch die weit stär-<lb/>
ckere alliirte Armee, noch nicht den geringsten Vortheil erhalten,<lb/>
oder sonsten etwas merckwürdiges unternommen; da Franckreich<lb/>
von einer gefährlichen Last sich schon wieder befreyet siehet, und von<lb/>
neuen in den Standt gesetzet ist, denenselben eine zahlreiche Armee<lb/>
entgegen zu stellen. Wir zweifeln also um so vielmehr, das selbi-<lb/>
gen nun etwas werde können abgedrungen werden, und getraue-<lb/>
ten uns fast jemanden etwas, so wir nicht zu halten gesonnen, un-<lb/>
ter der Bedingung zu versprechen: <hi rendition="#fr">Wenn Franckreich etwas<lb/>
verlieren werde</hi>; ohne zu befürchten, daß wir solches zu erfüllen<lb/>
uns genöthiget sehen möchten.</p>
      </div><lb/>
      <div type="jPoliticalNews">
        <div type="jArticle">
          <head>Neuigkeiten von Teutschland.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>as hauptsächlichste bey jetzigen Läufften dürffte wohl künfftig-<lb/>
hin aus Böhmen zu vernehmen seyn, allwo die Preußischen<lb/>
Trouppen bereits vor Prag stehen; der Oesterreichische Wieder-<lb/>
stand ist noch zur Zeit schlecht, doch soll die Ungarische Armee bin-<lb/>
nen 3. Wochen zu Stande kommen.</p><lb/>
          <p>Ein starckes Corpo Chur-Sächsischer Trouppen, muß sich<lb/>
zwar auf erste Ordre marschfertig halten, doch ist noch unbekandt<lb/>
zu was Ende; und wenn Jhro Königl. Majest. von Pohlen, und<lb/>
Churfürstl. Durchl. zu Sachsen, auch gleich an denen <hi rendition="#aq">Affai-<lb/>
r</hi>en Theil nehmen solten, so kan es sich doch noch eine zeitlang ver-<lb/>
ziehen.</p><lb/>
          <p>Jn Elsaß hat man Frantz. Seits sich vorgenommen, die Oesterreichi-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[554/0002] und wenigsten Wiederstand vermuthet. Also machete er sich die Schwäche und Langsamkeit derer Alliirten in denen Niederlanden zu nutze, daß er etlicher derer stärcksten, aber sonst übel versehenen Oerter, sich in kurtzer Zeit bemächtigte, und die noch übrigen Barrieren bald verschlungen haben würde, wo er nicht durch den Einfall in Elsaß an diesen geschwinden Fortgang der Waffen gehindert, und die Armee zu theilen genöthiget worden; welches das einzige ist, so der Ubergang übern Rhein gefruchtet. Jnzwi- schen hatte sich der König in denen Niederlanden schon ausser Gefahr gesetzet, Schaden zu leiden, und dem Gegentheil volle Arbeit hin- terlassen, nur zu dem Seinigen wieder zu gelangen, ohne zu geden- cken, Franckreich Abbruch zu thun. Wie denn auch die weit stär- ckere alliirte Armee, noch nicht den geringsten Vortheil erhalten, oder sonsten etwas merckwürdiges unternommen; da Franckreich von einer gefährlichen Last sich schon wieder befreyet siehet, und von neuen in den Standt gesetzet ist, denenselben eine zahlreiche Armee entgegen zu stellen. Wir zweifeln also um so vielmehr, das selbi- gen nun etwas werde können abgedrungen werden, und getraue- ten uns fast jemanden etwas, so wir nicht zu halten gesonnen, un- ter der Bedingung zu versprechen: Wenn Franckreich etwas verlieren werde; ohne zu befürchten, daß wir solches zu erfüllen uns genöthiget sehen möchten. Neuigkeiten von Teutschland. Das hauptsächlichste bey jetzigen Läufften dürffte wohl künfftig- hin aus Böhmen zu vernehmen seyn, allwo die Preußischen Trouppen bereits vor Prag stehen; der Oesterreichische Wieder- stand ist noch zur Zeit schlecht, doch soll die Ungarische Armee bin- nen 3. Wochen zu Stande kommen. Ein starckes Corpo Chur-Sächsischer Trouppen, muß sich zwar auf erste Ordre marschfertig halten, doch ist noch unbekandt zu was Ende; und wenn Jhro Königl. Majest. von Pohlen, und Churfürstl. Durchl. zu Sachsen, auch gleich an denen Affai- ren Theil nehmen solten, so kan es sich doch noch eine zeitlang ver- ziehen. Jn Elsaß hat man Frantz. Seits sich vorgenommen, die Oesterreichi-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse e.V., Dortmund: Bereitstellung der den Bilddigitalisaten zugrunde liegenden Microfilmaufnahmen
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA-Basisformat.
Susanne Haaf: Artikelstrukturierung nach DTA-Basisformat.

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen.
  • Druckfehler: ignoriert.
  • fremdsprachliches Material: nur Fremdskripte gekennzeichnet.
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage.
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage.
  • i/j in Fraktur: wie Vorlage.
  • I/J in Fraktur: wie Vorlage.
  • Kolumnentitel: nicht übernommen.
  • Kustoden: nicht übernommen.
  • langes s (?): in Frakturschrift als s transkribiert, in Antiquaschrift beibehalten.
  • Normalisierungen: keine.
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert.
  • Seitenumbrüche markiert: ja.
  • Silbentrennung: wie Vorlage.
  • u/v bzw. U/V: wie Vorlage.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert.
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst.
  • Zeichensetzung: DTABf-getreu.
  • Zeilenumbrüche markiert: ja.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0270_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0270_1744/2
Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. LXX, 36. Woche, Erfurt (Thüringen), 4. September 1744, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0270_1744/2>, abgerufen am 21.12.2024.