Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XXVII, 14. Woche, Erfurt (Thüringen), 30. März 1744.

Bild:
<< vorherige Seite

nung, eine Müntze geprägt worden, welche eine doppelte Fama mit
blasenden Posaunen, die Crone über dem Haupt haltend, vorstellt. Auf
der andern Seite siehet man einen Thurm, auf dessen Spitze eine flie-
gende Fahne, cum lemmat. Omnia vincit virtus.

Franckreich.

Die Herren Frantzosen haben noch kein Te Deum laudamus ange-
stimmet, noch weniger aber den Sieg über die Englische Flotte er-
halten; vielmehr ist das Gegentheil sicher, obgleich die Particularia
noch nicht so ordentlich, als man wünschet, eingelauffen sind. Wir
müssen also nochmahls die Nachrichten von diesem See-Gefechte pe-
le mele
mittheilen: So viel bleibt gewiß, eine See-Schlacht von 3.
Tagen und 4. Nächten, ist wahrhafftig etwas, dessen gleichen man we-
nig lieset; ob aber die Nachricht, daß allein 14000. Frantzosen todt
geblieben, nicht etwa mit dem grossen Messer zugeschnitten, davon las-
sen wir andere urtheilen. Solchemnach haben die Engländer eine
complete Victorie erfochten, die combinirte Flotte muß sich gantz
zerstreut auf denen Spanischen Küsten herum treiben lassen, das
Spanische Admiral-Schiff soll verbrannt, und 8. Schiffe als Beute
nach Porto-Mahon gebracht worden seyn. Die Englischen haben
zwar auch viel erlitten, sie befinden sich aber dennoch starck genug,
sind Meister zur See, und können dem Spanis. Transport nach Jta-
lien noch allezeit das retirez vous weisen. Gleichergestalt hat es kei-
nen Grund, daß der Admiral Mathews todt, sondern er hat nur eine
schlechte Fleisch-Wunde bekommen. Andere Nachrichten bestäti-
gen gleichfalls alles dieses, doch mit dem Zusatz, daß die Spanier am
meisten eingebüsset; der Hr. von Court sey mit 22. Schiffen auf der
Rheede zu Alicante, 3. Spanische Schiffe aber zu Carthagena ange-
langt. Das Spanis. Schiff, der Neptunus, hat alleine 80. Todte,
und 70. Verwundete aufgehabt, das Schiff selbst aber ist sehr übel zu-
gerichtet. Venetianische Briefe sagen gleichfalls von dem Englischen
Sieg, mit den Umständen: Es wären 14. Spanis. und Frantzösische
Schiffe zu Grund gebohret, 8. erobert, und der Rest zerstreuet wor-
den, welchem aber der Admiral Mathews gleichfalls nachsetzen lassen,
doch hätten auf beyden Seiten etliche 1000. ihr Leben eingebüsset.
Die Englischen Schiffe hingegen hätten in dem Venetianischen Ha-
fen ihre Flagge wehen lassen, und würden den 6. Mertz noch mehrere
Freudens-Bezeigungen anstellen. Von Marseille hingegen schreibt

nung, eine Müntze geprägt worden, welche eine doppelte Fama mit
blasenden Posaunen, die Crone über dem Haupt haltend, vorstellt. Auf
der andern Seite siehet man einen Thurm, auf dessen Spitze eine flie-
gende Fahne, cum lemmat. Omnia vincit virtus.

Franckreich.

Die Herren Frantzosen haben noch kein Te Deum laudamus ange-
stimmet, noch weniger aber den Sieg über die Englische Flotte er-
halten; vielmehr ist das Gegentheil sicher, obgleich die Particularia
noch nicht so ordentlich, als man wünschet, eingelauffen sind. Wir
müssen also nochmahls die Nachrichten von diesem See-Gefechte pê-
le mêle
mittheilen: So viel bleibt gewiß, eine See-Schlacht von 3.
Tagen und 4. Nächten, ist wahrhafftig etwas, dessen gleichen man we-
nig lieset; ob aber die Nachricht, daß allein 14000. Frantzosen todt
geblieben, nicht etwa mit dem grossen Messer zugeschnitten, davon las-
sen wir andere urtheilen. Solchemnach haben die Engländer eine
complete Victorie erfochten, die combinirte Flotte muß sich gantz
zerstreut auf denen Spanischen Küsten herum treiben lassen, das
Spanische Admiral-Schiff soll verbrannt, und 8. Schiffe als Beute
nach Porto-Mahon gebracht worden seyn. Die Englischen haben
zwar auch viel erlitten, sie befinden sich aber dennoch starck genug,
sind Meister zur See, und können dem Spanis. Transport nach Jta-
lien noch allezeit das retirez vous weisen. Gleichergestalt hat es kei-
nen Grund, daß der Admiral Mathews todt, sondern er hat nur eine
schlechte Fleisch-Wunde bekommen. Andere Nachrichten bestäti-
gen gleichfalls alles dieses, doch mit dem Zusatz, daß die Spanier am
meisten eingebüsset; der Hr. von Court sey mit 22. Schiffen auf der
Rheede zu Alicante, 3. Spanische Schiffe aber zu Carthagena ange-
langt. Das Spanis. Schiff, der Neptunus, hat alleine 80. Todte,
und 70. Verwundete aufgehabt, das Schiff selbst aber ist sehr übel zu-
gerichtet. Venetianische Briefe sagen gleichfalls von dem Englischen
Sieg, mit den Umständen: Es wären 14. Spanis. und Frantzösische
Schiffe zu Grund gebohret, 8. erobert, und der Rest zerstreuet wor-
den, welchem aber der Admiral Mathews gleichfalls nachsetzen lassen,
doch hätten auf beyden Seiten etliche 1000. ihr Leben eingebüsset.
Die Englischen Schiffe hingegen hätten in dem Venetianischen Ha-
fen ihre Flagge wehen lassen, und würden den 6. Mertz noch mehrere
Freudens-Bezeigungen anstellen. Von Marſeille hingegen schreibt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jPoliticalNews">
        <div type="jArticle">
          <p><pb facs="#f0006" n="214"/>
nung, eine Müntze geprägt worden, welche eine doppelte <hi rendition="#aq">Fama</hi> mit<lb/>
blasenden Posaunen, die Crone über dem Haupt haltend, vorstellt. Auf<lb/>
der andern Seite siehet man einen Thurm, auf dessen Spitze eine flie-<lb/>
gende Fahne, <hi rendition="#aq">cum lemmat. <hi rendition="#i">Omnia vincit virtus</hi>.</hi> </p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle">
          <head>Franckreich.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Herren Frantzosen haben noch kein <hi rendition="#aq">Te Deum laudamus</hi> ange-<lb/>
stimmet, noch weniger aber den Sieg über die Englische Flotte er-<lb/>
halten; vielmehr ist das Gegentheil sicher, obgleich die <hi rendition="#aq">Particularia</hi><lb/>
noch nicht so ordentlich, als man wünschet, eingelauffen sind. Wir<lb/>
müssen also nochmahls die Nachrichten von diesem See-Gefechte <hi rendition="#aq">pê-<lb/>
le mêle</hi> mittheilen: So viel bleibt gewiß, eine See-Schlacht von 3.<lb/>
Tagen und 4. Nächten, ist wahrhafftig etwas, dessen gleichen man we-<lb/>
nig lieset; ob aber die Nachricht, daß allein 14000. Frantzosen todt<lb/>
geblieben, nicht etwa mit dem grossen Messer zugeschnitten, davon las-<lb/>
sen wir andere urtheilen. Solchemnach haben die Engländer eine<lb/><hi rendition="#aq">complete Victorie</hi> erfochten, die <hi rendition="#aq">combini</hi>rte Flotte muß sich gantz<lb/>
zerstreut auf denen Spanischen Küsten herum treiben lassen, das<lb/>
Spanische Admiral-Schiff soll verbrannt, und 8. Schiffe als Beute<lb/>
nach Porto-Mahon gebracht worden seyn. Die Englischen haben<lb/>
zwar auch viel erlitten, sie befinden sich aber dennoch starck genug,<lb/>
sind Meister zur See, und können dem Spanis. <hi rendition="#aq">Transport</hi> nach Jta-<lb/>
lien noch allezeit das <hi rendition="#aq">retirez vous</hi> weisen. Gleichergestalt hat es kei-<lb/>
nen Grund, daß der Admiral Mathews todt, sondern er hat nur eine<lb/>
schlechte Fleisch-Wunde bekommen. Andere Nachrichten bestäti-<lb/>
gen gleichfalls alles dieses, doch mit dem Zusatz, daß die Spanier am<lb/>
meisten eingebüsset; der Hr. von Court sey mit 22. Schiffen auf der<lb/>
Rheede zu Alicante, 3. Spanische Schiffe aber zu Carthagena ange-<lb/>
langt. Das Spanis. Schiff, der Neptunus, hat alleine 80. Todte,<lb/>
und 70. Verwundete aufgehabt, das Schiff selbst aber ist sehr übel zu-<lb/>
gerichtet. Venetianische Briefe sagen gleichfalls von dem Englischen<lb/>
Sieg, mit den Umständen: Es wären 14. Spanis. und Frantzösische<lb/>
Schiffe zu Grund gebohret, 8. erobert, und der Rest zerstreuet wor-<lb/>
den, welchem aber der Admiral Mathews gleichfalls nachsetzen lassen,<lb/>
doch hätten auf beyden Seiten etliche 1000. ihr Leben eingebüsset.<lb/>
Die Englischen Schiffe hingegen hätten in dem Venetianischen Ha-<lb/>
fen ihre Flagge wehen lassen, und würden den 6. Mertz noch mehrere<lb/>
Freudens-Bezeigungen anstellen. Von <hi rendition="#aq">Mar&#x017F;eille</hi> hingegen schreibt<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0006] nung, eine Müntze geprägt worden, welche eine doppelte Fama mit blasenden Posaunen, die Crone über dem Haupt haltend, vorstellt. Auf der andern Seite siehet man einen Thurm, auf dessen Spitze eine flie- gende Fahne, cum lemmat. Omnia vincit virtus. Franckreich. Die Herren Frantzosen haben noch kein Te Deum laudamus ange- stimmet, noch weniger aber den Sieg über die Englische Flotte er- halten; vielmehr ist das Gegentheil sicher, obgleich die Particularia noch nicht so ordentlich, als man wünschet, eingelauffen sind. Wir müssen also nochmahls die Nachrichten von diesem See-Gefechte pê- le mêle mittheilen: So viel bleibt gewiß, eine See-Schlacht von 3. Tagen und 4. Nächten, ist wahrhafftig etwas, dessen gleichen man we- nig lieset; ob aber die Nachricht, daß allein 14000. Frantzosen todt geblieben, nicht etwa mit dem grossen Messer zugeschnitten, davon las- sen wir andere urtheilen. Solchemnach haben die Engländer eine complete Victorie erfochten, die combinirte Flotte muß sich gantz zerstreut auf denen Spanischen Küsten herum treiben lassen, das Spanische Admiral-Schiff soll verbrannt, und 8. Schiffe als Beute nach Porto-Mahon gebracht worden seyn. Die Englischen haben zwar auch viel erlitten, sie befinden sich aber dennoch starck genug, sind Meister zur See, und können dem Spanis. Transport nach Jta- lien noch allezeit das retirez vous weisen. Gleichergestalt hat es kei- nen Grund, daß der Admiral Mathews todt, sondern er hat nur eine schlechte Fleisch-Wunde bekommen. Andere Nachrichten bestäti- gen gleichfalls alles dieses, doch mit dem Zusatz, daß die Spanier am meisten eingebüsset; der Hr. von Court sey mit 22. Schiffen auf der Rheede zu Alicante, 3. Spanische Schiffe aber zu Carthagena ange- langt. Das Spanis. Schiff, der Neptunus, hat alleine 80. Todte, und 70. Verwundete aufgehabt, das Schiff selbst aber ist sehr übel zu- gerichtet. Venetianische Briefe sagen gleichfalls von dem Englischen Sieg, mit den Umständen: Es wären 14. Spanis. und Frantzösische Schiffe zu Grund gebohret, 8. erobert, und der Rest zerstreuet wor- den, welchem aber der Admiral Mathews gleichfalls nachsetzen lassen, doch hätten auf beyden Seiten etliche 1000. ihr Leben eingebüsset. Die Englischen Schiffe hingegen hätten in dem Venetianischen Ha- fen ihre Flagge wehen lassen, und würden den 6. Mertz noch mehrere Freudens-Bezeigungen anstellen. Von Marſeille hingegen schreibt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse e.V., Dortmund: Bereitstellung der den Bilddigitalisaten zugrunde liegenden Microfilmaufnahmen
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA-Basisformat.
Susanne Haaf: Artikelstrukturierung nach DTA-Basisformat.

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen.
  • Druckfehler: ignoriert.
  • fremdsprachliches Material: nur Fremdskripte gekennzeichnet.
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage.
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage.
  • i/j in Fraktur: wie Vorlage.
  • I/J in Fraktur: wie Vorlage.
  • Kolumnentitel: nicht übernommen.
  • Kustoden: nicht übernommen.
  • langes s (?): in Frakturschrift als s transkribiert, in Antiquaschrift beibehalten.
  • Normalisierungen: keine.
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert.
  • Seitenumbrüche markiert: ja.
  • Silbentrennung: wie Vorlage.
  • u/v bzw. U/V: wie Vorlage.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert.
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst.
  • Zeichensetzung: DTABf-getreu.
  • Zeilenumbrüche markiert: ja.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0227_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0227_1744/6
Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XXVII, 14. Woche, Erfurt (Thüringen), 30. März 1744, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0227_1744/6>, abgerufen am 21.11.2024.