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Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XX, 10. Woche, Erfurt (Thüringen), 6. März 1744.

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mahl angestochen kommen, ohne etwas auszurichten, son-
dern muste mit nassen Augen und langer Nase wieder ab-
ziehen
; denn es dörffte wohl eintreffen, was jener sagt:

    Magna petis Phaeton & quae non viribus istis
   conveniunt.

Man wird es bald sehen, denn die Flotte, welche diesen jungen Herrn
am Bord hat, ist in See gegangen; und jeder getreuer Frantzose
wünscht ihr Glück zu ihren Unternehmen. Wie aber, wenn es auch
hier geschicht, was die grosse Englische Semiramis, die Königin Eli-
sabeth, auf einer Müntze wegen der zum Spott aller Welt geworde-
nen sogenannten unüberwindlichen Spanischen Flotte mit Wahrheit
prägen lassen: Afflavit Deus & dissipavit, GOtt ließ seine Win-
de gehen und zerstreuete sie.

Groß-Brittannien.

Die Englischen Parlamenter haben aufs neue dem berühmten My-
lord Stairs, das Commando aufgetragen, dieser ist auch Wil-
lens, noch mit 8000. Mann überzuschiffen, darzu noch 4000. Hessen
stossen sollen. Geschiehet dieses, so ist durch diesen unvergleichli-
chen Mann, der Verlust des grossen Khevenhüllers wieder ersetzt.

Hr. Tompson, Englischer Gesandter am Frantzös. Hof, hat ei-
nen Courier nach England geschickt, mit der Nachricht, daß der Sohn
des Prätendenten zu Antibes angekommen. Man kan leicht ver-
muthen, daß so etwas starcke Bewegungen bey der Englischen Nation
verursacht habe. Belobten Herrn Tompson sind hierauf die Ver-
haltungs-Befehle überschickt worden, seine Vorstellungen dahin zu
thun, es habe ja Franckreich versprochen, weder dem Präten-
denten, noch seinen Kindern, den Aufenthalt in denen Fran-
tzös. Staaten zuzustehen
. Man glaubt, daß, wofern hierauf kei-
ne zureichende Antwort erfolgt, der Englische Minister den Frantzö-
sischen Hof verlassen werde, zumahlen da Jhro Groß-Brittannische
Maj. bereits alle Englische Herren die sich in Franckreich befinden,
zurück beruffen lassen.

Solchemnach ist den 12. Febr. in Londen Nachricht eingelauf-
fen, daß man die Frantzösische Flotte von Brest in 18. Schiffen von der
Linie und 6. Fregatten bestehend zwischen Westsend und Schilly ge-
sehen. Es ist daher der allereiligste Befehl nach Portsmouth und

mahl angestochen kommen, ohne etwas auszurichten, son-
dern muste mit nassen Augen und langer Nase wieder ab-
ziehen
; denn es dörffte wohl eintreffen, was jener sagt:

    Magna petis Phaeton & quæ non viribus iſtis
   conveniunt.

Man wird es bald sehen, denn die Flotte, welche diesen jungen Herrn
am Bord hat, ist in See gegangen; und jeder getreuer Frantzose
wünscht ihr Glück zu ihren Unternehmen. Wie aber, wenn es auch
hier geschicht, was die grosse Englische Semiramis, die Königin Eli-
sabeth, auf einer Müntze wegen der zum Spott aller Welt geworde-
nen sogenannten unüberwindlichen Spanischen Flotte mit Wahrheit
prägen lassen: Afflavit Deus & diſſipavit, GOtt ließ seine Win-
de gehen und zerstreuete sie.

Groß-Brittannien.

Die Englischen Parlamenter haben aufs neue dem berühmten My-
lord Stairs, das Commando aufgetragen, dieser ist auch Wil-
lens, noch mit 8000. Mann überzuschiffen, darzu noch 4000. Hessen
stossen sollen. Geschiehet dieses, so ist durch diesen unvergleichli-
chen Mann, der Verlust des grossen Khevenhüllers wieder ersetzt.

Hr. Tompson, Englischer Gesandter am Frantzös. Hof, hat ei-
nen Courier nach England geschickt, mit der Nachricht, daß der Sohn
des Prätendenten zu Antibes angekommen. Man kan leicht ver-
muthen, daß so etwas starcke Bewegungen bey der Englischen Nation
verursacht habe. Belobten Herrn Tompson sind hierauf die Ver-
haltungs-Befehle überschickt worden, seine Vorstellungen dahin zu
thun, es habe ja Franckreich versprochen, weder dem Präten-
denten, noch seinen Kindern, den Aufenthalt in denen Fran-
tzös. Staaten zuzustehen
. Man glaubt, daß, wofern hierauf kei-
ne zureichende Antwort erfolgt, der Englische Minister den Frantzö-
sischen Hof verlassen werde, zumahlen da Jhro Groß-Brittannische
Maj. bereits alle Englische Herren die sich in Franckreich befinden,
zurück beruffen lassen.

Solchemnach ist den 12. Febr. in Londen Nachricht eingelauf-
fen, daß man die Frantzösische Flotte von Brest in 18. Schiffen von der
Linie und 6. Fregatten bestehend zwischen Westsend und Schilly ge-
sehen. Es ist daher der allereiligste Befehl nach Portsmouth und

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[158/0006] mahl angestochen kommen, ohne etwas auszurichten, son- dern muste mit nassen Augen und langer Nase wieder ab- ziehen ; denn es dörffte wohl eintreffen, was jener sagt: Magna petis Phaeton & quæ non viribus iſtis conveniunt. Man wird es bald sehen, denn die Flotte, welche diesen jungen Herrn am Bord hat, ist in See gegangen; und jeder getreuer Frantzose wünscht ihr Glück zu ihren Unternehmen. Wie aber, wenn es auch hier geschicht, was die grosse Englische Semiramis, die Königin Eli- sabeth, auf einer Müntze wegen der zum Spott aller Welt geworde- nen sogenannten unüberwindlichen Spanischen Flotte mit Wahrheit prägen lassen: Afflavit Deus & diſſipavit, GOtt ließ seine Win- de gehen und zerstreuete sie. Groß-Brittannien. Die Englischen Parlamenter haben aufs neue dem berühmten My- lord Stairs, das Commando aufgetragen, dieser ist auch Wil- lens, noch mit 8000. Mann überzuschiffen, darzu noch 4000. Hessen stossen sollen. Geschiehet dieses, so ist durch diesen unvergleichli- chen Mann, der Verlust des grossen Khevenhüllers wieder ersetzt. Hr. Tompson, Englischer Gesandter am Frantzös. Hof, hat ei- nen Courier nach England geschickt, mit der Nachricht, daß der Sohn des Prätendenten zu Antibes angekommen. Man kan leicht ver- muthen, daß so etwas starcke Bewegungen bey der Englischen Nation verursacht habe. Belobten Herrn Tompson sind hierauf die Ver- haltungs-Befehle überschickt worden, seine Vorstellungen dahin zu thun, es habe ja Franckreich versprochen, weder dem Präten- denten, noch seinen Kindern, den Aufenthalt in denen Fran- tzös. Staaten zuzustehen. Man glaubt, daß, wofern hierauf kei- ne zureichende Antwort erfolgt, der Englische Minister den Frantzö- sischen Hof verlassen werde, zumahlen da Jhro Groß-Brittannische Maj. bereits alle Englische Herren die sich in Franckreich befinden, zurück beruffen lassen. Solchemnach ist den 12. Febr. in Londen Nachricht eingelauf- fen, daß man die Frantzösische Flotte von Brest in 18. Schiffen von der Linie und 6. Fregatten bestehend zwischen Westsend und Schilly ge- sehen. Es ist daher der allereiligste Befehl nach Portsmouth und

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Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XX, 10. Woche, Erfurt (Thüringen), 6. März 1744, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0220_1744/6>, abgerufen am 21.11.2024.