Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XVI, 8. Woche, Erfurt (Thüringen), 21. Februar 1744.

Bild:
<< vorherige Seite

zendorff ernennt, protestiret dasiges Capitul darwider, es wendet
die Päbstl. Privilegia ein, und beschweret sich über die dadurch be-
einträchtigte freye Wahl. Die Protestanten aber sehen scheel, daß
sie alleine im gantzen Röm. Reich diejenigen wären, welche mit de-
nen Catholischen das Oster-Fest zugleich feyern müsten; da ihnen
doch solches nicht einmahl von denen Oesterreichischen Regierun-
gen zugemuthet worden. Jhro Königl. Maj. werden sich aber an
beydes nicht kehren.

Se. Königl. Groß-Brittannische Maj. haben die unveränder-
te Ordre nacher Hannover geschickt, bey Nienburg ein Campement
vor 18. bis 20000. Mann anzulegen, und zu Hameln ein groß Ma-
gazin aufzurichten befohlen. Worzu auch einige Holländische
Trouppen vermuthen werden, weil man gewisse Frantzösische Pro-
jecte dechiffri
rt haben will, dadurch man genöthiget wäre im Her-
tzen von Teutschland semper paratus zu seyn, ehe etwa der Hahn
anfieng daselbst zu krähen.

Franckreich.

Die Ursachen, warum sich der Königl. Frantzös. Hof über das in
der Dictatur- Sache an Kayserl. Majest. von dem König von
Groß-Brittannien abgelassene zweyte Schreiben so hoch beleidiget
befunden, sind keine andere, als daß Königl. Groß-Brittannische
Maj. in selbigen, diejenigen Intriquen und Chicanen entdeckt, wel-
che Franckreich nicht nur in Teutschland, sondern auch in gantz
Norden, ja so gar in Constantinopel zum völligen Umsturtz des
Oesterreichis. Hauses gespielet, und Jhro Allerhöchste Kayserl. Maj.
samt denen Reichs-Ständen mit denen allerwichtigsten Gründen
vorgestellt, daß es weit besser, sich ie eher ie lieber von der ohnehin
nur interessirlichen Crone Franckreich zu absentiren, und endlich
einmahl ernstlich und mit Fleiß auf Europens Freyheit und Teutsch-
lands Ruhe bedacht zu seyn.

Die Kriegs- Declaration wider England soll so lange aufge-
schoben werden, bis der Admiral Mathews würckliche Feindselig-
keiten begehet. Und darzu dörffte man ihn nach unserer Einsicht
wohl nicht lange zu bitten Ursache haben, wenn die Frantzös. Esca-
dern nur erst aus ihren Löchern heraus kriechen, alsdenn wird sichs
zeigen, welcher Parthey AEolus und Neptunus günstig sind. Und

zendorff ernennt, proteſtiret dasiges Capitul darwider, es wendet
die Päbstl. Privilegia ein, und beschweret sich über die dadurch be-
einträchtigte freye Wahl. Die Protestanten aber sehen scheel, daß
sie alleine im gantzen Röm. Reich diejenigen wären, welche mit de-
nen Catholischen das Oster-Fest zugleich feyern müsten; da ihnen
doch solches nicht einmahl von denen Oesterreichischen Regierun-
gen zugemuthet worden. Jhro Königl. Maj. werden sich aber an
beydes nicht kehren.

Se. Königl. Groß-Brittannische Maj. haben die unveränder-
te Ordre nacher Hannover geschickt, bey Nienburg ein Campement
vor 18. bis 20000. Mann anzulegen, und zu Hameln ein groß Ma-
gazin aufzurichten befohlen. Worzu auch einige Holländische
Trouppen vermuthen werden, weil man gewisse Frantzösische Pro-
jecte dechiffri
rt haben will, dadurch man genöthiget wäre im Her-
tzen von Teutschland ſemper paratus zu seyn, ehe etwa der Hahn
anfieng daselbst zu krähen.

Franckreich.

Die Ursachen, warum sich der Königl. Frantzös. Hof über das in
der Dictatur- Sache an Kayserl. Majest. von dem König von
Groß-Brittannien abgelassene zweyte Schreiben so hoch beleidiget
befunden, sind keine andere, als daß Königl. Groß-Brittannische
Maj. in selbigen, diejenigen Intriquen und Chicanen entdeckt, wel-
che Franckreich nicht nur in Teutschland, sondern auch in gantz
Norden, ja so gar in Constantinopel zum völligen Umsturtz des
Oesterreichis. Hauses gespielet, und Jhro Allerhöchste Kayserl. Maj.
samt denen Reichs-Ständen mit denen allerwichtigsten Gründen
vorgestellt, daß es weit besser, sich ie eher ie lieber von der ohnehin
nur intereſſirlichen Crone Franckreich zu abſentiren, und endlich
einmahl ernstlich und mit Fleiß auf Europens Freyheit und Teutsch-
lands Ruhe bedacht zu seyn.

Die Kriegs- Declaration wider England soll so lange aufge-
schoben werden, bis der Admiral Mathews würckliche Feindselig-
keiten begehet. Und darzu dörffte man ihn nach unserer Einsicht
wohl nicht lange zu bitten Ursache haben, wenn die Frantzös. Esca-
dern nur erst aus ihren Löchern heraus kriechen, alsdenn wird sichs
zeigen, welcher Parthey Æolus und Neptunus günstig sind. Und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jPoliticalNews">
        <div type="jArticle">
          <p><pb facs="#f0006" n="126"/>
zendorff ernennt, <hi rendition="#aq">prote&#x017F;ti</hi>ret dasiges Capitul darwider, es wendet<lb/>
die Päbstl. <hi rendition="#aq">Privilegia</hi> ein, und beschweret sich über die dadurch be-<lb/>
einträchtigte freye Wahl. Die Protestanten aber sehen scheel, daß<lb/>
sie alleine im gantzen Röm. Reich diejenigen wären, welche mit de-<lb/>
nen Catholischen das Oster-Fest zugleich feyern müsten; da ihnen<lb/>
doch solches nicht einmahl von denen Oesterreichischen Regierun-<lb/>
gen zugemuthet worden. Jhro Königl. Maj. werden sich aber an<lb/>
beydes nicht kehren.</p><lb/>
          <p>Se. Königl. Groß-Brittannische Maj. haben die unveränder-<lb/>
te Ordre nacher Hannover geschickt, bey Nienburg ein Campement<lb/>
vor 18. bis 20000. Mann anzulegen, und zu Hameln ein groß Ma-<lb/>
gazin aufzurichten befohlen. Worzu auch einige Holländische<lb/>
Trouppen vermuthen werden, weil man gewisse Frantzösische <hi rendition="#aq">Pro-<lb/>
jecte dechiffri</hi> rt haben will, dadurch man genöthiget wäre im Her-<lb/>
tzen von Teutschland <hi rendition="#aq">&#x017F;emper paratus</hi> zu seyn, ehe etwa der Hahn<lb/>
anfieng daselbst zu krähen.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle">
          <head>Franckreich.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Ursachen, warum sich der Königl. Frantzös. Hof über das in<lb/>
der <hi rendition="#aq">Dictatur</hi>- Sache an Kayserl. Majest. von dem König von<lb/>
Groß-Brittannien abgelassene zweyte Schreiben so hoch beleidiget<lb/>
befunden, sind keine andere, als daß Königl. Groß-Brittannische<lb/>
Maj. in selbigen, diejenigen <hi rendition="#aq">Intriqu</hi>en und <hi rendition="#aq">Chican</hi>en entdeckt, wel-<lb/>
che Franckreich nicht nur in Teutschland, sondern auch in gantz<lb/>
Norden, ja so gar in Constantinopel zum völligen Umsturtz des<lb/>
Oesterreichis. Hauses gespielet, und Jhro Allerhöchste Kayserl. Maj.<lb/>
samt denen Reichs-Ständen mit denen allerwichtigsten Gründen<lb/>
vorgestellt, daß es weit besser, sich ie eher ie lieber von der ohnehin<lb/>
nur <hi rendition="#aq">intere&#x017F;&#x017F;i</hi>rlichen Crone Franckreich zu <hi rendition="#aq">ab&#x017F;enti</hi>ren, und endlich<lb/>
einmahl ernstlich und mit Fleiß auf Europens Freyheit und Teutsch-<lb/>
lands Ruhe bedacht zu seyn.</p><lb/>
          <p>Die Kriegs- <hi rendition="#aq">Declaration</hi> wider England soll so lange aufge-<lb/>
schoben werden, bis der Admiral Mathews würckliche Feindselig-<lb/>
keiten begehet. Und darzu dörffte man ihn nach unserer Einsicht<lb/>
wohl nicht lange zu bitten Ursache haben, wenn die Frantzös. Esca-<lb/>
dern nur erst aus ihren Löchern heraus kriechen, alsdenn wird sichs<lb/>
zeigen, welcher Parthey <hi rendition="#aq">Æolus</hi> und <hi rendition="#aq">Neptunus</hi> günstig sind. Und<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0006] zendorff ernennt, proteſtiret dasiges Capitul darwider, es wendet die Päbstl. Privilegia ein, und beschweret sich über die dadurch be- einträchtigte freye Wahl. Die Protestanten aber sehen scheel, daß sie alleine im gantzen Röm. Reich diejenigen wären, welche mit de- nen Catholischen das Oster-Fest zugleich feyern müsten; da ihnen doch solches nicht einmahl von denen Oesterreichischen Regierun- gen zugemuthet worden. Jhro Königl. Maj. werden sich aber an beydes nicht kehren. Se. Königl. Groß-Brittannische Maj. haben die unveränder- te Ordre nacher Hannover geschickt, bey Nienburg ein Campement vor 18. bis 20000. Mann anzulegen, und zu Hameln ein groß Ma- gazin aufzurichten befohlen. Worzu auch einige Holländische Trouppen vermuthen werden, weil man gewisse Frantzösische Pro- jecte dechiffri rt haben will, dadurch man genöthiget wäre im Her- tzen von Teutschland ſemper paratus zu seyn, ehe etwa der Hahn anfieng daselbst zu krähen. Franckreich. Die Ursachen, warum sich der Königl. Frantzös. Hof über das in der Dictatur- Sache an Kayserl. Majest. von dem König von Groß-Brittannien abgelassene zweyte Schreiben so hoch beleidiget befunden, sind keine andere, als daß Königl. Groß-Brittannische Maj. in selbigen, diejenigen Intriquen und Chicanen entdeckt, wel- che Franckreich nicht nur in Teutschland, sondern auch in gantz Norden, ja so gar in Constantinopel zum völligen Umsturtz des Oesterreichis. Hauses gespielet, und Jhro Allerhöchste Kayserl. Maj. samt denen Reichs-Ständen mit denen allerwichtigsten Gründen vorgestellt, daß es weit besser, sich ie eher ie lieber von der ohnehin nur intereſſirlichen Crone Franckreich zu abſentiren, und endlich einmahl ernstlich und mit Fleiß auf Europens Freyheit und Teutsch- lands Ruhe bedacht zu seyn. Die Kriegs- Declaration wider England soll so lange aufge- schoben werden, bis der Admiral Mathews würckliche Feindselig- keiten begehet. Und darzu dörffte man ihn nach unserer Einsicht wohl nicht lange zu bitten Ursache haben, wenn die Frantzös. Esca- dern nur erst aus ihren Löchern heraus kriechen, alsdenn wird sichs zeigen, welcher Parthey Æolus und Neptunus günstig sind. Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse e.V., Dortmund: Bereitstellung der den Bilddigitalisaten zugrunde liegenden Microfilmaufnahmen
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA-Basisformat.
Susanne Haaf: Artikelstrukturierung nach DTA-Basisformat.

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen.
  • Druckfehler: ignoriert.
  • fremdsprachliches Material: nur Fremdskripte gekennzeichnet.
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage.
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage.
  • i/j in Fraktur: wie Vorlage.
  • I/J in Fraktur: wie Vorlage.
  • Kolumnentitel: nicht übernommen.
  • Kustoden: nicht übernommen.
  • langes s (?): in Frakturschrift als s transkribiert, in Antiquaschrift beibehalten.
  • Normalisierungen: keine.
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert.
  • Seitenumbrüche markiert: ja.
  • Silbentrennung: wie Vorlage.
  • u/v bzw. U/V: wie Vorlage.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert.
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst.
  • Zeichensetzung: DTABf-getreu.
  • Zeilenumbrüche markiert: ja.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0216_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0216_1744/6
Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. XVI, 8. Woche, Erfurt (Thüringen), 21. Februar 1744, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0216_1744/6>, abgerufen am 21.12.2024.