Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. V, 3. Woche, Erfurt (Thüringen), 13. Januar 1744.

Bild:
<< vorherige Seite

halber nach Jrrland, sagte wer er sey; aber der Graf wolte ihn
davor nicht erkennen; ergo muste die Wahrheit per modum Pro-
cessus
ausgemacht werden. Zwölff der redlichsten Richter von der
gantzen Welt, derer Vermögen zusammen über 1. Million Pf.
Sterl. sich belief, haben die Sache so geurtheilt, wie Gerechtigkeit,
Gewissen und ein gut Exempel zur Nachfolge erfordert. Nichts
blendete sie, weder Ansehen, Freundschafft noch Geld, denn der
Graf von Anglesea hat jeden 1500. Pf. Sterl. gebothen, und 6.
davon waren gar des Grafens Anverwandte; aber hier hatte die Lie-
be zur Gerechtigkeit mit der Unpartheylichkeit eine allzu genaue
Freundschafft gemacht. Uber diese Vorfallenheit hat die gantze
Stadt Dublin ein Hussa-Geschrey erschallen lassen, die Glocken
sind geläutet worden, und die Music hat sich beynahe auf allen Gas-
sen dieserhalb hören lassen. Je mehr wir dabey nachdencken, je
lebhaffter stellen wir uns die alte Römische Ehrlichkeit und Gerech-
tigkeit vor. O cedro dignissimum Exemplum!

Es heißt zwar der General Wade werde die Englischen Troup-
pen en Chef auf künfftiges Frühjahr commandiren, die mehresten
aber wollen solches abermahls dem vortrefflichen Stairs aufgetra-
gen wissen, und vielleicht dieses nicht ohne Grund.

Jtalien.

Der König in Franckreich hat durch den Herrn Amelot denen
Herren Genuesern wegen Final einen schlechten Trost gege-
ben, nemlich: Weil sie Se. Allerchristl. Maj. nicht darzu genom-
men, als sie die Convention mit dem Kayser Carl VI. gemacht; so
könten Höchst-Dieselbe sich auch weder directe noch indirecte mit
dieser Affaire meliren. So heißt es noch zur Zeit: Artzt hilff dir
selber! und das wollen sie auch thun. Denn wie man gewiß sa-
gen will, sind sie im Begriff 40000. Mann Land-Volck aufzubie-
then, das dem Verlaut nach sehr wohl mit Gewehr umzugehen
weiß.

Rußland.

Der Jnhalt Rußischer Garantie wegen Schlesien geht dahin:
Daß die Kayserin dem König von Preussen, Schlesien
in dem Stand, wie Jhm solches die Königin von Ungarn

halber nach Jrrland, sagte wer er sey; aber der Graf wolte ihn
davor nicht erkennen; ergo muste die Wahrheit per modum Pro-
ceſſus
ausgemacht werden. Zwölff der redlichsten Richter von der
gantzen Welt, derer Vermögen zusammen über 1. Million Pf.
Sterl. sich belief, haben die Sache so geurtheilt, wie Gerechtigkeit,
Gewissen und ein gut Exempel zur Nachfolge erfordert. Nichts
blendete sie, weder Ansehen, Freundschafft noch Geld, denn der
Graf von Anglesea hat jeden 1500. Pf. Sterl. gebothen, und 6.
davon waren gar des Grafens Anverwandte; aber hier hatte die Lie-
be zur Gerechtigkeit mit der Unpartheylichkeit eine allzu genaue
Freundschafft gemacht. Uber diese Vorfallenheit hat die gantze
Stadt Dublin ein Hussa-Geschrey erschallen lassen, die Glocken
sind geläutet worden, und die Music hat sich beynahe auf allen Gas-
sen dieserhalb hören lassen. Je mehr wir dabey nachdencken, je
lebhaffter stellen wir uns die alte Römische Ehrlichkeit und Gerech-
tigkeit vor. O cedro digniſſimum Exemplum!

Es heißt zwar der General Wade werde die Englischen Troup-
pen en Chef auf künfftiges Frühjahr commandiren, die mehresten
aber wollen solches abermahls dem vortrefflichen Stairs aufgetra-
gen wissen, und vielleicht dieses nicht ohne Grund.

Jtalien.

Der König in Franckreich hat durch den Herrn Amelot denen
Herren Genuesern wegen Final einen schlechten Trost gege-
ben, nemlich: Weil sie Se. Allerchristl. Maj. nicht darzu genom-
men, als sie die Convention mit dem Kayser Carl VI. gemacht; so
könten Höchst-Dieselbe sich auch weder directe noch indirecte mit
dieser Affaire meliren. So heißt es noch zur Zeit: Artzt hilff dir
selber! und das wollen sie auch thun. Denn wie man gewiß sa-
gen will, sind sie im Begriff 40000. Mann Land-Volck aufzubie-
then, das dem Verlaut nach sehr wohl mit Gewehr umzugehen
weiß.

Rußland.

Der Jnhalt Rußischer Garantie wegen Schlesien geht dahin:
Daß die Kayserin dem König von Preussen, Schlesien
in dem Stand, wie Jhm solches die Königin von Ungarn

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jPoliticalNews">
        <div type="jArticle">
          <p><pb facs="#f0007" n="39"/>
halber nach Jrrland, sagte wer er sey; aber der Graf wolte ihn<lb/>
davor nicht erkennen; <hi rendition="#aq">ergo</hi> muste die Wahrheit <hi rendition="#aq">per modum Pro-<lb/>
ce&#x017F;&#x017F;us </hi> ausgemacht werden. Zwölff der redlichsten Richter von der<lb/>
gantzen Welt, derer Vermögen zusammen über 1. Million Pf.<lb/>
Sterl. sich belief, haben die Sache so geurtheilt, wie Gerechtigkeit,<lb/>
Gewissen und ein gut Exempel zur Nachfolge erfordert. Nichts<lb/>
blendete sie, weder Ansehen, Freundschafft noch Geld, denn der<lb/>
Graf von Anglesea hat jeden 1500. Pf. Sterl. gebothen, und 6.<lb/>
davon waren gar des Grafens Anverwandte; aber hier hatte die Lie-<lb/>
be zur Gerechtigkeit mit der Unpartheylichkeit eine allzu genaue<lb/>
Freundschafft gemacht. Uber diese Vorfallenheit hat die gantze<lb/>
Stadt Dublin ein Hussa-Geschrey erschallen lassen, die Glocken<lb/>
sind geläutet worden, und die Music hat sich beynahe auf allen Gas-<lb/>
sen dieserhalb hören lassen. Je mehr wir dabey nachdencken, je<lb/>
lebhaffter stellen wir uns die alte Römische Ehrlichkeit und Gerech-<lb/>
tigkeit vor. <hi rendition="#aq">O cedro digni&#x017F;&#x017F;imum Exemplum!</hi> </p><lb/>
          <p>Es heißt zwar der General Wade werde die Englischen Troup-<lb/>
pen en Chef auf künfftiges Frühjahr commandiren, die mehresten<lb/>
aber wollen solches abermahls dem vortrefflichen Stairs aufgetra-<lb/>
gen wissen, und vielleicht dieses nicht ohne Grund.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle">
          <head>Jtalien.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>er König in Franckreich hat durch den Herrn Amelot denen<lb/>
Herren Genuesern wegen Final einen schlechten Trost gege-<lb/>
ben, nemlich: Weil sie Se. Allerchristl. Maj. nicht darzu genom-<lb/>
men, als sie die Convention mit dem Kayser Carl <hi rendition="#aq">VI</hi>. gemacht; so<lb/>
könten Höchst-Dieselbe sich auch weder <hi rendition="#aq">directe</hi> noch <hi rendition="#aq">indirecte</hi> mit<lb/>
dieser Affaire meliren. So heißt es noch zur Zeit: Artzt hilff dir<lb/>
selber! und das wollen sie auch thun. Denn wie man gewiß sa-<lb/>
gen will, sind sie im Begriff 40000. Mann Land-Volck aufzubie-<lb/>
then, das dem Verlaut nach sehr wohl mit Gewehr umzugehen<lb/>
weiß.</p>
        </div><lb/>
        <div type="jArticle">
          <head>Rußland.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>er Jnhalt Rußischer Garantie wegen Schlesien geht dahin:<lb/><hi rendition="#fr">Daß die Kayserin dem König von Preussen, Schlesien<lb/>
in dem Stand, wie Jhm solches die Königin von Ungarn<lb/></hi></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0007] halber nach Jrrland, sagte wer er sey; aber der Graf wolte ihn davor nicht erkennen; ergo muste die Wahrheit per modum Pro- ceſſus ausgemacht werden. Zwölff der redlichsten Richter von der gantzen Welt, derer Vermögen zusammen über 1. Million Pf. Sterl. sich belief, haben die Sache so geurtheilt, wie Gerechtigkeit, Gewissen und ein gut Exempel zur Nachfolge erfordert. Nichts blendete sie, weder Ansehen, Freundschafft noch Geld, denn der Graf von Anglesea hat jeden 1500. Pf. Sterl. gebothen, und 6. davon waren gar des Grafens Anverwandte; aber hier hatte die Lie- be zur Gerechtigkeit mit der Unpartheylichkeit eine allzu genaue Freundschafft gemacht. Uber diese Vorfallenheit hat die gantze Stadt Dublin ein Hussa-Geschrey erschallen lassen, die Glocken sind geläutet worden, und die Music hat sich beynahe auf allen Gas- sen dieserhalb hören lassen. Je mehr wir dabey nachdencken, je lebhaffter stellen wir uns die alte Römische Ehrlichkeit und Gerech- tigkeit vor. O cedro digniſſimum Exemplum! Es heißt zwar der General Wade werde die Englischen Troup- pen en Chef auf künfftiges Frühjahr commandiren, die mehresten aber wollen solches abermahls dem vortrefflichen Stairs aufgetra- gen wissen, und vielleicht dieses nicht ohne Grund. Jtalien. Der König in Franckreich hat durch den Herrn Amelot denen Herren Genuesern wegen Final einen schlechten Trost gege- ben, nemlich: Weil sie Se. Allerchristl. Maj. nicht darzu genom- men, als sie die Convention mit dem Kayser Carl VI. gemacht; so könten Höchst-Dieselbe sich auch weder directe noch indirecte mit dieser Affaire meliren. So heißt es noch zur Zeit: Artzt hilff dir selber! und das wollen sie auch thun. Denn wie man gewiß sa- gen will, sind sie im Begriff 40000. Mann Land-Volck aufzubie- then, das dem Verlaut nach sehr wohl mit Gewehr umzugehen weiß. Rußland. Der Jnhalt Rußischer Garantie wegen Schlesien geht dahin: Daß die Kayserin dem König von Preussen, Schlesien in dem Stand, wie Jhm solches die Königin von Ungarn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Mikrofilmarchiv der deutschsprachigen Presse e.V., Dortmund: Bereitstellung der den Bilddigitalisaten zugrunde liegenden Microfilmaufnahmen
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA-Basisformat.
Susanne Haaf: Artikelstrukturierung nach DTA-Basisformat.

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (doppelt erfasst).

  • Bogensignaturen: nicht übernommen.
  • Druckfehler: ignoriert.
  • fremdsprachliches Material: nur Fremdskripte gekennzeichnet.
  • Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage.
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage.
  • i/j in Fraktur: wie Vorlage.
  • I/J in Fraktur: wie Vorlage.
  • Kolumnentitel: nicht übernommen.
  • Kustoden: nicht übernommen.
  • langes s (?): in Frakturschrift als s transkribiert, in Antiquaschrift beibehalten.
  • Normalisierungen: keine.
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert.
  • Seitenumbrüche markiert: ja.
  • Silbentrennung: wie Vorlage.
  • u/v bzw. U/V: wie Vorlage.
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert.
  • Vollständigkeit: vollständig erfasst.
  • Zeichensetzung: DTABf-getreu.
  • Zeilenumbrüche markiert: ja.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0205_1744
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0205_1744/7
Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. V, 3. Woche, Erfurt (Thüringen), 13. Januar 1744, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0205_1744/7>, abgerufen am 22.12.2024.