Schlesische privilegirte Zeitung. Breslau, 20. März 1813.scription veranstalteten glänzenden Ball. Die Aus einem Schreiben aus Saarmund, vom 12. März. Die Gefahr, welche uns bevorstand, ist Anclam, vom 11. März. Hier ist die zuverlässige Nachricht eingegan- Regensburg, vom 6. März. Heute Nacht ist eine Abtheilung königl. säch- Nachtrag ſcription veranſtalteten glaͤnzenden Ball. Die Aus einem Schreiben aus Saarmund, vom 12. Maͤrz. Die Gefahr, welche uns bevorſtand, iſt Anclam, vom 11. Maͤrz. Hier iſt die zuverlaͤſſige Nachricht eingegan- Regensburg, vom 6. Maͤrz. Heute Nacht iſt eine Abtheilung koͤnigl. ſaͤch- Nachtrag <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0008" n="600"/> ſcription veranſtalteten glaͤnzenden Ball. Die<lb/> Schauſpielſtunden waren ſo eingerichtet worden<lb/> (von 7 bis 9 Uhr), daß die eingeladenen hohen<lb/> Gaͤſte, fuͤr welche der erſte Rang Logen in Be-<lb/> ſchlag genommen war, es vor Anfang des Balls<lb/> beſuchen konnten. Es wurde <hi rendition="#g">Adrian von<lb/> Oſtade</hi>, und <hi rendition="#g">der leichtglaͤubige Liebha-<lb/> ber</hi>, neues komiſch-pantomimiſches Divertiſ-<lb/> ſement, vom Koͤnigl. Balletmeiſter Hrn. Telle,<lb/> mit vielem Beifalle aufgefuͤhrt. Nach vollen-<lb/> detem Schauſpiel nahm der Ball um 9 Uhr ſei-<lb/> nen Anfang. Alle Hoͤfe und Hofſtaaten waren<lb/> eingeladen und gegenwaͤrtig; eben ſo alle hier<lb/> noch anweſenden Mitglieder des diplomatiſchen<lb/> Corps. Die zwiſchen 6 bis 700 ſtarke Geſell-<lb/> ſchaft, die Damen in großer Parure, und die<lb/> Herren und großem Coſtume, war eben ſo aus-<lb/> geſucht als glaͤnzend. Fuͤr die Hoͤfe war die<lb/> Baluſtrade mit einer Draperie von weißem<lb/> Mouſſelin mit Roſenguirlanden verſehen, und<lb/> der Saal oben mit einfachem, aber ſymboli-<lb/> ſchen Eichenlaub decorirt. Jn Nebenſaͤlen<lb/> ſtanden Spieltiſche. Die Muſik war in den Lo-<lb/> gen, die Saalbeleuchtung blendend. Waͤhrend<lb/> des Tanzes wurden Erfriſchungen aller Art<lb/> umhergereicht. Gegen 1 Uhr wurde geſpeiſet,<lb/> von den Hoͤfen und der hohen Ruſſiſchen Gene-<lb/> ralitaͤt an beſetzten Tafeln; von den Uebrigen,<lb/> ohne Ausnahme, im Gehen. Es wurden an<lb/> der Tafel folgende Toaſts ausgebracht und hun-<lb/> dertfaͤltig wiederholt: 1) Sr. Majeſtaͤt dem<lb/> Kaiſer Alexander! 2) Sr. Majeſtaͤt dem Koͤ-<lb/> nige von Preußen! 3) Der braven Kaiſerlich-<lb/> Ruſſiſchen Armee! 4) Sr. Excellenz dem Hrn.<lb/> Obergeneral, Grafen Wittgenſtein! — Der Ball<lb/> dauerte bis 3 Uhr Morgens. Frohſinn hatte<lb/> ihn veranſtaltet; Frohſinn beſeelte, Frohſinn<lb/> beſchloß ihn.</p><lb/> </div> <div n="2"> <opener> <dateline>Aus einem Schreiben aus Saarmund,<lb/> vom 12. Maͤrz.</dateline> </opener><lb/> <p> Die Gefahr, welche uns bevorſtand, iſt<lb/> gluͤcklich voruͤbergegangen. Schon am 3ten d.,<lb/> des Abends, erwarteten wir den Vicekoͤnig von<lb/> Jtalien. Erſt am 4ten gegen 11 Uhr traf das<lb/> Franzoͤſiſche Armeecorps hier ein, und alles<lb/> deutete auf Vertheidigungsmaaßregeln. Es<lb/> waren uͤberhaupt 42 Generale und Stabsoffi-<lb/><cb/> ziere im Ort, der von einem Ende zum <choice><sic>ondern</sic><corr>andern</corr></choice><lb/> mit Wagen beſetzt war. Kanonen und Pulver-<lb/> wagen ſtanden nahe bei der Stadt. Ein gro-<lb/> ßer Theil des Corps bivouquirte. Jeder Acker-<lb/> buͤrger hatte 120 Mann Einquartirung und<lb/> 50—60 Pferde. Auf allen Hoͤfen und vor den<lb/> Haͤuſern brannten Wachtfeuer. Den 5. um 3 Uhr<lb/> Morgens, kam der uͤbrige Theil des Corps,<lb/> der in Teltow und in den umliegenden Doͤrfern<lb/> gelegen hatte. Es herrſchte die groͤßte Stille.<lb/> Alles defilirte nach Belitz zu, und um 6 Uhr<lb/> brachen auch die hieſigen <choice><sic>Trnppen</sic><corr>Truppen</corr></choice> auf. Nur<lb/> etwas Cavallerie deckte, nach Philippsthal hin,<lb/> die drei hieher fuͤhrende Bruͤcken, und diesſeits<lb/> wurden 2 Kanonen auf die Berge gebracht.<lb/> Der Vicekoͤnig ging um 7 Uhr ab, die Cavalle-<lb/> rie und die Kanonen zogen ſich um 8 und 9 Uhr<lb/> zuruͤck. Die Bruͤcken wurden nicht abgebrochen,<lb/> welches den Franzoſen bei ihrem Ruͤckzuge, zum<lb/> Nachtheil gereichte. Nach 10 Uhr ſprengten<lb/> die erſten <hi rendition="#g">Koſaken</hi> hinein. Bald darauf folg-<lb/> ten mehrere Pulks und Regimenter mit 2 Ka-<lb/> nonen, im raſchen Trab. Gegen 3 Uhr kamen<lb/> von der Potsdammer Seite mehrere tauſend<lb/> Mann Koſaken mit 6 Kanonen, unter dem Ge-<lb/> neral <hi rendition="#g">Tſchernitſcheff</hi>. Sie blieben bis<lb/> 7 Uhr, wo ſie ſich eben zum Eſſen angeſchickt<lb/> hatten, und ploͤtzlich alles wieder aufbrechen<lb/> mußte. Nur der General blieb die Nacht auf<lb/> dem Amte, mit ungefaͤhr 500 Koſaken, und<lb/> folgte den andern Morgen fruͤh.</p><lb/> </div> <div n="2"> <opener> <dateline>Anclam<choice><sic>.</sic><corr>,</corr></choice> vom 11. Maͤrz.</dateline> </opener><lb/> <p>Hier iſt die zuverlaͤſſige Nachricht eingegan-<lb/> gen, daß die franzoͤſiſchen <choice><sic>nnd</sic><corr>und</corr></choice> die mit ihnen<lb/> verbundenen ſaͤchſiſchen Truppen, vorgeſtern<lb/> Abend das ganze ſchwediſche Pommern, mit<lb/> Jnbegriff der Hauptſtadt Stralſund und zugleich<lb/> auch die Jnſel Ruͤgen geraͤumt und ſich hinter die<lb/> Elbe zuruͤckgezogen haben.</p><lb/> </div> <div n="2"> <opener> <dateline>Regensburg, vom 6. Maͤrz.</dateline> </opener><lb/> <p> Heute Nacht iſt eine Abtheilung koͤnigl. ſaͤch-<lb/> ſiſcher Garden nebſt einer Anzahl Kaſſe- und<lb/> anderer Wagen hier eingetroffen. Morgen<lb/> werden Se. Maj. der Koͤnig von Sachſen ſelbſt<lb/> erwartet. — Auch iſt ein betraͤchtlicher Zug<lb/> koͤnigl. baieriſcher Artillerie und Munitions-<lb/> wagen, von der Armee kommend, durchpaſſirt.<lb/></p> </div> <div n="2"> <p rendition="#right"> <hi rendition="#g">Nachtrag</hi> </p><lb/> </div> <cb type="end"/> </div> </body> </text> </TEI> [600/0008]
ſcription veranſtalteten glaͤnzenden Ball. Die
Schauſpielſtunden waren ſo eingerichtet worden
(von 7 bis 9 Uhr), daß die eingeladenen hohen
Gaͤſte, fuͤr welche der erſte Rang Logen in Be-
ſchlag genommen war, es vor Anfang des Balls
beſuchen konnten. Es wurde Adrian von
Oſtade, und der leichtglaͤubige Liebha-
ber, neues komiſch-pantomimiſches Divertiſ-
ſement, vom Koͤnigl. Balletmeiſter Hrn. Telle,
mit vielem Beifalle aufgefuͤhrt. Nach vollen-
detem Schauſpiel nahm der Ball um 9 Uhr ſei-
nen Anfang. Alle Hoͤfe und Hofſtaaten waren
eingeladen und gegenwaͤrtig; eben ſo alle hier
noch anweſenden Mitglieder des diplomatiſchen
Corps. Die zwiſchen 6 bis 700 ſtarke Geſell-
ſchaft, die Damen in großer Parure, und die
Herren und großem Coſtume, war eben ſo aus-
geſucht als glaͤnzend. Fuͤr die Hoͤfe war die
Baluſtrade mit einer Draperie von weißem
Mouſſelin mit Roſenguirlanden verſehen, und
der Saal oben mit einfachem, aber ſymboli-
ſchen Eichenlaub decorirt. Jn Nebenſaͤlen
ſtanden Spieltiſche. Die Muſik war in den Lo-
gen, die Saalbeleuchtung blendend. Waͤhrend
des Tanzes wurden Erfriſchungen aller Art
umhergereicht. Gegen 1 Uhr wurde geſpeiſet,
von den Hoͤfen und der hohen Ruſſiſchen Gene-
ralitaͤt an beſetzten Tafeln; von den Uebrigen,
ohne Ausnahme, im Gehen. Es wurden an
der Tafel folgende Toaſts ausgebracht und hun-
dertfaͤltig wiederholt: 1) Sr. Majeſtaͤt dem
Kaiſer Alexander! 2) Sr. Majeſtaͤt dem Koͤ-
nige von Preußen! 3) Der braven Kaiſerlich-
Ruſſiſchen Armee! 4) Sr. Excellenz dem Hrn.
Obergeneral, Grafen Wittgenſtein! — Der Ball
dauerte bis 3 Uhr Morgens. Frohſinn hatte
ihn veranſtaltet; Frohſinn beſeelte, Frohſinn
beſchloß ihn.
Aus einem Schreiben aus Saarmund,
vom 12. Maͤrz.
Die Gefahr, welche uns bevorſtand, iſt
gluͤcklich voruͤbergegangen. Schon am 3ten d.,
des Abends, erwarteten wir den Vicekoͤnig von
Jtalien. Erſt am 4ten gegen 11 Uhr traf das
Franzoͤſiſche Armeecorps hier ein, und alles
deutete auf Vertheidigungsmaaßregeln. Es
waren uͤberhaupt 42 Generale und Stabsoffi-
ziere im Ort, der von einem Ende zum andern
mit Wagen beſetzt war. Kanonen und Pulver-
wagen ſtanden nahe bei der Stadt. Ein gro-
ßer Theil des Corps bivouquirte. Jeder Acker-
buͤrger hatte 120 Mann Einquartirung und
50—60 Pferde. Auf allen Hoͤfen und vor den
Haͤuſern brannten Wachtfeuer. Den 5. um 3 Uhr
Morgens, kam der uͤbrige Theil des Corps,
der in Teltow und in den umliegenden Doͤrfern
gelegen hatte. Es herrſchte die groͤßte Stille.
Alles defilirte nach Belitz zu, und um 6 Uhr
brachen auch die hieſigen Truppen auf. Nur
etwas Cavallerie deckte, nach Philippsthal hin,
die drei hieher fuͤhrende Bruͤcken, und diesſeits
wurden 2 Kanonen auf die Berge gebracht.
Der Vicekoͤnig ging um 7 Uhr ab, die Cavalle-
rie und die Kanonen zogen ſich um 8 und 9 Uhr
zuruͤck. Die Bruͤcken wurden nicht abgebrochen,
welches den Franzoſen bei ihrem Ruͤckzuge, zum
Nachtheil gereichte. Nach 10 Uhr ſprengten
die erſten Koſaken hinein. Bald darauf folg-
ten mehrere Pulks und Regimenter mit 2 Ka-
nonen, im raſchen Trab. Gegen 3 Uhr kamen
von der Potsdammer Seite mehrere tauſend
Mann Koſaken mit 6 Kanonen, unter dem Ge-
neral Tſchernitſcheff. Sie blieben bis
7 Uhr, wo ſie ſich eben zum Eſſen angeſchickt
hatten, und ploͤtzlich alles wieder aufbrechen
mußte. Nur der General blieb die Nacht auf
dem Amte, mit ungefaͤhr 500 Koſaken, und
folgte den andern Morgen fruͤh.
Anclam, vom 11. Maͤrz.
Hier iſt die zuverlaͤſſige Nachricht eingegan-
gen, daß die franzoͤſiſchen und die mit ihnen
verbundenen ſaͤchſiſchen Truppen, vorgeſtern
Abend das ganze ſchwediſche Pommern, mit
Jnbegriff der Hauptſtadt Stralſund und zugleich
auch die Jnſel Ruͤgen geraͤumt und ſich hinter die
Elbe zuruͤckgezogen haben.
Regensburg, vom 6. Maͤrz.
Heute Nacht iſt eine Abtheilung koͤnigl. ſaͤch-
ſiſcher Garden nebſt einer Anzahl Kaſſe- und
anderer Wagen hier eingetroffen. Morgen
werden Se. Maj. der Koͤnig von Sachſen ſelbſt
erwartet. — Auch iſt ein betraͤchtlicher Zug
koͤnigl. baieriſcher Artillerie und Munitions-
wagen, von der Armee kommend, durchpaſſirt.
Nachtrag
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … mek.oszk.hu: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-03-19T14:09:31Z)
Frank Wiegand: Transkription und Auszeichnung gemäß DTA-Basisformat.
(2013-03-19T14:09:31Z)
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |