[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.der Hagel zerschmeltzet/ wenn er am gefährlichsten. Die Wellen hören auf/ wenn sie am grausamsten getobet; Die Lufft vertreibet die Dicken Wolken: Alles stehet zu deß Erdreichs Diensten: Wer kan nun sein Reichthum aussprechen? Wer seine Fruchtbarkeit ausmessen/ und wer den überaus trefflichen Nutzen ergründen? Winter. Wenn nun diese dreye vorbey/ so kommt der leidige Winter: Sein Element ist die Lufft/ welche sehr leichte/ und gleichwohl darbey ihren Zusatz hat. Denn wir bedienen uns keines Elements/ das nicht seine Vermischung habe/ die Erde hat ihre Wasser/ das Wasser vermischt sich mit der Erde/ die Lufft mit der Erde und dem Wasser/ und das Feuer mit der Lufft/ und so fort an. Die Lufft aber wird in drey unterschiedene Theile abgemessen/ das Oberste/ so zunechst dem Feuer/ ist warm/ welche Wärme theils von dem Gestirne/ und dessen Umblauff/ theils von dem Elemente des Feuers herrühret: Das mittelste ist sehr kalt/ das unterste aber wegen reflexion und zurück fallenden Sonnen-Strahlen hinwieder warm: Denn ie näher die Sonne sich dem Zenith oder zu unsern Haupt-Puncte nahet/ ie wärmer ist dieses Theilder Lufft/ und hingegen/ wann sie von uns abweichet/ desto kälter. Was aber den Winter an sich selbst anlanget/ so ist dessen Wirckung/ sobald er in die Regierung tritt/ böse und schädlich: Er beraubet die Erde und die Bäume aller Ihrer Zierde/ Blumen/ Blätter und Früchte: Die Erde wird wüste: Die bikken Nebel fallen ein: Die Wasser ergiessen sich: Der Schnee/ die Kälte und das Eis bricht häuffig herfür: Die Tage werden kurtz/ und die Nächte lang: Alles siehet melancholisch und traurig aus: Dem Wasser wird/ von Eise ein Harnisch angeleget: Die Thiere bleiben unfruchtbar und die Menschen gehen gleichsam halb unbeweglich daher/ also daß man ferner nicht unrecht zu sagen hat: Der Winter pfleget stets der Welt zu widerscheinen / sein allzuharter Frost verschleusst in sich das Land: Er raubt der Bäume Laub mit seiner kalten Hand / und lässt den ganzen Forst in seinem Trauren weinen: Er geusst die gröste Fluth nach denen düstren Haynen / kehrt Feld und Wälder um/ als wie ein grimmer Brand / der über sich nur steigt/ doch hält er diesem Stand / der auf der Fahrt/ und Spuhr nachstellt den wilden Schweinen. Biß diesem nach die Lufft die Felder will aufschliessen / die rauhe Kälte auch zu ihrem Ende geht / und wiederum der Lentz für unsre Thüre steht / da muß denn Schnee und Eis durch Wind und Fluth verfliessen. der Hagel zerschmeltzet/ wenn er am gefährlichsten. Die Wellen hören auf/ wenn sie am grausamsten getobet; Die Lufft vertreibet die Dicken Wolken: Alles stehet zu deß Erdreichs Diensten: Wer kan nun sein Reichthum aussprechen? Wer seine Fruchtbarkeit ausmessen/ und wer den überaus trefflichen Nutzen ergründen? Winter. Wenn nun diese dreye vorbey/ so kommt der leidige Winter: Sein Element ist die Lufft/ welche sehr leichte/ und gleichwohl darbey ihren Zusatz hat. Denn wir bedienen uns keines Elements/ das nicht seine Vermischung habe/ die Erde hat ihre Wasser/ das Wasser vermischt sich mit der Erde/ die Lufft mit der Erde und dem Wasser/ und das Feuer mit der Lufft/ und so fort an. Die Lufft aber wird in drey unterschiedene Theile abgemessen/ das Oberste/ so zunechst dem Feuer/ ist warm/ welche Wärme theils von dem Gestirne/ und dessen Umblauff/ theils von dem Elemente des Feuers herrühret: Das mittelste ist sehr kalt/ das unterste aber wegen reflexion und zurück fallenden Sonnen-Strahlen hinwieder warm: Denn ie näher die Sonne sich dem Zenith oder zu unsern Haupt-Puncte nahet/ ie wärmer ist dieses Theilder Lufft/ und hingegen/ wann sie von uns abweichet/ desto kälter. Was aber den Winter an sich selbst anlanget/ so ist dessen Wirckung/ sobald er in die Regierung tritt/ böse und schädlich: Er beraubet die Erde und die Bäume aller Ihrer Zierde/ Blumen/ Blätter und Früchte: Die Erde wird wüste: Die bikken Nebel fallen ein: Die Wasser ergiessen sich: Der Schnee/ die Kälte uñ das Eis bricht häuffig herfür: Die Tage werden kurtz/ und die Nächte lang: Alles siehet melancholisch und traurig aus: Dem Wasser wird/ von Eise ein Harnisch angeleget: Die Thiere bleiben unfruchtbar und die Menschen gehen gleichsam halb unbeweglich daher/ also daß man ferner nicht unrecht zu sagen hat: Der Winter pfleget stets der Welt zu widerscheinen / sein allzuharter Frost verschleusst in sich das Land: Er raubt der Bäume Laub mit seiner kalten Hand / und lässt den ganzen Forst in seinem Trauren weinen: Er geusst die gröste Fluth nach denen düstren Haynen / kehrt Feld und Wälder um/ als wie ein grimmer Brand / der über sich nur steigt/ doch hält er diesem Stand / der auf der Fahrt/ und Spuhr nachstellt den wilden Schweinen. Biß diesem nach die Lufft die Felder will aufschliessen / die rauhe Kälte auch zu ihrem Ende geht / und wiederum der Lentz für unsre Thüre steht / da muß denn Schnee und Eis durch Wind und Fluth verfliessen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0069" n="59"/> der Hagel zerschmeltzet/ wenn er am gefährlichsten. Die Wellen hören auf/ wenn sie am grausamsten getobet; Die Lufft vertreibet die Dicken Wolken: Alles stehet zu deß Erdreichs Diensten: Wer kan nun sein Reichthum aussprechen? Wer seine Fruchtbarkeit ausmessen/ und wer den überaus trefflichen Nutzen ergründen?</p> <p><note place="right">Winter.</note> Wenn nun diese dreye vorbey/ so kommt der leidige Winter: Sein Element ist die Lufft/ welche sehr leichte/ und gleichwohl darbey ihren Zusatz hat. Denn wir bedienen uns keines Elements/ das nicht seine Vermischung habe/ die Erde hat ihre Wasser/ das Wasser vermischt sich mit der Erde/ die Lufft mit der Erde und dem Wasser/ und das Feuer mit der Lufft/ und so fort an. Die Lufft aber wird in drey unterschiedene Theile abgemessen/ das Oberste/ so zunechst dem Feuer/ ist warm/ welche Wärme theils von dem Gestirne/ und dessen Umblauff/ theils von dem Elemente des Feuers herrühret: Das mittelste ist sehr kalt/ das unterste aber wegen reflexion und zurück fallenden Sonnen-Strahlen hinwieder warm: Denn ie näher die Sonne sich dem Zenith oder zu unsern Haupt-Puncte nahet/ ie wärmer ist dieses Theilder Lufft/ und hingegen/ wann sie von uns abweichet/ desto kälter. Was aber den Winter an sich selbst anlanget/ so ist dessen Wirckung/ sobald er in die Regierung tritt/ böse und schädlich: Er beraubet die Erde und die Bäume aller Ihrer Zierde/ Blumen/ Blätter und Früchte: Die Erde wird wüste: Die bikken Nebel fallen ein: Die Wasser ergiessen sich: Der Schnee/ die Kälte uñ das Eis bricht häuffig herfür: Die Tage werden kurtz/ und die Nächte lang: Alles siehet melancholisch und traurig aus: Dem Wasser wird/ von Eise ein Harnisch angeleget: Die Thiere bleiben unfruchtbar und die Menschen gehen gleichsam halb unbeweglich daher/ also daß man ferner nicht unrecht zu sagen hat:</p> <p>Der Winter pfleget stets der Welt zu widerscheinen /</p> <p>sein allzuharter Frost verschleusst in sich das Land:</p> <p>Er raubt der Bäume Laub mit seiner kalten Hand /</p> <p>und lässt den ganzen Forst in seinem Trauren weinen:</p> <p>Er geusst die gröste Fluth nach denen düstren Haynen /</p> <p>kehrt Feld und Wälder um/ als wie ein grimmer Brand /</p> <p>der über sich nur steigt/ doch hält er diesem Stand /</p> <p>der auf der Fahrt/ und Spuhr nachstellt den wilden Schweinen.</p> <p>Biß diesem nach die Lufft die Felder will aufschliessen /</p> <p>die rauhe Kälte auch zu ihrem Ende geht /</p> <p>und wiederum der Lentz für unsre Thüre steht /</p> <p>da muß denn Schnee und Eis durch Wind und Fluth verfliessen.</p> </div> <div> </div> </body> </text> </TEI> [59/0069]
der Hagel zerschmeltzet/ wenn er am gefährlichsten. Die Wellen hören auf/ wenn sie am grausamsten getobet; Die Lufft vertreibet die Dicken Wolken: Alles stehet zu deß Erdreichs Diensten: Wer kan nun sein Reichthum aussprechen? Wer seine Fruchtbarkeit ausmessen/ und wer den überaus trefflichen Nutzen ergründen?
Wenn nun diese dreye vorbey/ so kommt der leidige Winter: Sein Element ist die Lufft/ welche sehr leichte/ und gleichwohl darbey ihren Zusatz hat. Denn wir bedienen uns keines Elements/ das nicht seine Vermischung habe/ die Erde hat ihre Wasser/ das Wasser vermischt sich mit der Erde/ die Lufft mit der Erde und dem Wasser/ und das Feuer mit der Lufft/ und so fort an. Die Lufft aber wird in drey unterschiedene Theile abgemessen/ das Oberste/ so zunechst dem Feuer/ ist warm/ welche Wärme theils von dem Gestirne/ und dessen Umblauff/ theils von dem Elemente des Feuers herrühret: Das mittelste ist sehr kalt/ das unterste aber wegen reflexion und zurück fallenden Sonnen-Strahlen hinwieder warm: Denn ie näher die Sonne sich dem Zenith oder zu unsern Haupt-Puncte nahet/ ie wärmer ist dieses Theilder Lufft/ und hingegen/ wann sie von uns abweichet/ desto kälter. Was aber den Winter an sich selbst anlanget/ so ist dessen Wirckung/ sobald er in die Regierung tritt/ böse und schädlich: Er beraubet die Erde und die Bäume aller Ihrer Zierde/ Blumen/ Blätter und Früchte: Die Erde wird wüste: Die bikken Nebel fallen ein: Die Wasser ergiessen sich: Der Schnee/ die Kälte uñ das Eis bricht häuffig herfür: Die Tage werden kurtz/ und die Nächte lang: Alles siehet melancholisch und traurig aus: Dem Wasser wird/ von Eise ein Harnisch angeleget: Die Thiere bleiben unfruchtbar und die Menschen gehen gleichsam halb unbeweglich daher/ also daß man ferner nicht unrecht zu sagen hat:
Winter. Der Winter pfleget stets der Welt zu widerscheinen /
sein allzuharter Frost verschleusst in sich das Land:
Er raubt der Bäume Laub mit seiner kalten Hand /
und lässt den ganzen Forst in seinem Trauren weinen:
Er geusst die gröste Fluth nach denen düstren Haynen /
kehrt Feld und Wälder um/ als wie ein grimmer Brand /
der über sich nur steigt/ doch hält er diesem Stand /
der auf der Fahrt/ und Spuhr nachstellt den wilden Schweinen.
Biß diesem nach die Lufft die Felder will aufschliessen /
die rauhe Kälte auch zu ihrem Ende geht /
und wiederum der Lentz für unsre Thüre steht /
da muß denn Schnee und Eis durch Wind und Fluth verfliessen.
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