[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.Wofern du weise bist/ so trachte so zu leben/ Damit der mittler Stand dir Nutzen könne geben. Grosse Gaben des Glückes/ machen grosse Sorgen/ und was herrlich ist/ das stehet in Gefahr. Wie derohalben an allen denen jenigen Oerthern/ in welchen nichts als Pracht/ Hochmuth/ Hoffarth und Uberfluß geführet wird/ eine vergängliche Unruhe/ ein Platz worinne das Leben beschwerlich/ und das Sterben gefährlich/ eine Herberge der Boßheit/ ein Gebrechen der Unbeständigkeit / eine falsche Vermessenheit/ und ein betrüglicher Vortheil/ welcher lauter Unruhe/ lauter Seufftzen/ und lauter Schand/ und Laster gebiehret / anzutreffen: Also ist hingegen der Stand/ darinnen man geruhsamer lebet/ und anderer Leuten Gut und Geld für nüchtig hält/ viel vergnügter/ viel glückseliger/ und billich für eine Gabe GOTTES zu nennen. Denn desjenigen Menschens sein Leben/ welches sich also vergnügsam erweiset/ ist gleichsam ein kurtzer/ und lustiger Weg den man in dieser Welt sonder grosse Beschwerde zu gehen vermag. Q. Von den vier Haupt-Winden. ISt iemahls was seltzames/ und wunderbahres so uns die Lufft vorstellet/ so sind es die Winde und deroselben Macht und Gewalt. Cardanus de varietatc Rerum l. 1. c. 9. Denn es gedencket Ammianus Marcellinus, daß einsmahls in Assyrien in der Stadt Anatha bey dem Euphrat dieselben alle Häuser aufgedecket die Soldaten darniedergeworffen/ und Etliche von Ihnen gar mit sich hinweg geführet/ welches in einem solchen ebenen Lande / wo keine Gebürge/ was ungewöhnliches. Die Poeten fingiren/ als ob die Aurora von dem Astraeo die Winde gebohren/ Denn nachdem sie sich mit demselben vermischt/ hätte sie den Argestem Zephyrum, und Boream gebohren. Die vornemhmsten vier Haubt-Winde/ welche man sonst Cardinales nennet/ sind Aquilo seu Boreas, der Nord-Wind/ Subsolanus seu Eurus der Ost-Wind/ Favonius seu Zephyrus der West-Wind/ und Auster seu Notus der Sud-Wind. Dasjenige/ was man Ihnen an statt der Opfer reichete/ waren lauter wohlriechende Sachen. Uber diese/ dichtet man/ hätte AEolus als ein König zu gebiethen. Hieronymus Megiserus in Descript. Venet. c. 24. Man schreibet/ daß zwischen Padua und Vicenz, auf einem Adelichen Land-Guthe eine Höhle von 4000. Schuhe lang/ und 3000. breit zu finden sey/ worinnen man entweder die Winde versperren/ oder sie daraus in alle Zimmer desselbigen Hauses lassen könne/ mit dieser Uberschrifft: AEolus hic clauso ventorum Carcere regnat. Allhier an diesem Ort ist AEolus zu finden/ Der/ wenn er will/ geheuth den eingeschloßnen Winden. Winde Uhrsprung und Eigenschafften. Es entstehen aber die Winde/ gleichwie fast der Donner und Blitz aus den warmen und truckenen Dünsten/ welche durch Krafft der Sonnen von der Erden zu dem mittelsten Theile der Lufft häuffig hinauf gezogen/ und hinwiederum von der Kälte eben wie der Donner mit Gewalt zurücke getrieben werden. Denn wenn diese hitzige und truckene Dünste also wieder herniederwerts gejaget werden/ so begegnen ihnen andere / welche die Sonne täglich an sich ziehet/ und verursachen dadurch in der Lufft einefolche Bewegung/ die man den Wind nennet. Wofern du weise bist/ so trachte so zu leben/ Damit der mittler Stand dir Nutzen könne geben. Grosse Gaben des Glückes/ machen grosse Sorgen/ und was herrlich ist/ das stehet in Gefahr. Wie derohalben an allen denen jenigen Oerthern/ in welchen nichts als Pracht/ Hochmuth/ Hoffarth und Uberfluß geführet wird/ eine vergängliche Unruhe/ ein Platz worinne das Leben beschwerlich/ und das Sterben gefährlich/ eine Herberge der Boßheit/ ein Gebrechen der Unbeständigkeit / eine falsche Vermessenheit/ und ein betrüglicher Vortheil/ welcher lauter Unruhe/ lauter Seufftzen/ und lauter Schand/ und Laster gebiehret / anzutreffen: Also ist hingegen der Stand/ darinnen man geruhsamer lebet/ und anderer Leuten Gut und Geld für nüchtig hält/ viel vergnügter/ viel glückseliger/ und billich für eine Gabe GOTTES zu nennen. Denn desjenigen Menschens sein Leben/ welches sich also vergnügsam erweiset/ ist gleichsam ein kurtzer/ und lustiger Weg den man in dieser Welt sonder grosse Beschwerde zu gehen vermag. Q. Von den vier Haupt-Winden. ISt iemahls was seltzames/ und wunderbahres so uns die Lufft vorstellet/ so sind es die Winde und deroselben Macht und Gewalt. Cardanus de varietatc Rerum l. 1. c. 9. Denn es gedencket Ammianus Marcellinus, daß einsmahls in Assyrien in der Stadt Anatha bey dem Euphrat dieselben alle Häuser aufgedecket die Soldaten darniedergeworffen/ und Etliche von Ihnen gar mit sich hinweg geführet/ welches in einem solchen ebenen Lande / wo keine Gebürge/ was ungewöhnliches. Die Poeten fingiren/ als ob die Aurora von dem Astraeo die Winde gebohren/ Denn nachdem sie sich mit demselben vermischt/ hätte sie den Argestem Zephyrum, und Boream gebohren. Die vornemhmsten vier Haubt-Winde/ welche man sonst Cardinales nennet/ sind Aquilo seu Boreas, der Nord-Wind/ Subsolanus seu Eurus der Ost-Wind/ Favonius seu Zephyrus der West-Wind/ und Auster seu Notus der Sud-Wind. Dasjenige/ was man Ihnen an statt der Opfer reichete/ waren lauter wohlriechende Sachen. Uber diese/ dichtet man/ hätte AEolus als ein König zu gebiethen. Hieronymus Megiserus in Descript. Venet. c. 24. Man schreibet/ daß zwischen Padua und Vicenz, auf einem Adelichen Land-Guthe eine Höhle von 4000. Schuhe lang/ und 3000. breit zu finden sey/ worinnen man entweder die Winde versperren/ oder sie daraus in alle Zimmer desselbigen Hauses lassen könne/ mit dieser Uberschrifft: AEolus hic clauso ventorum Carcere regnat. Allhier an diesem Ort ist AEolus zu finden/ Der/ wenn er will/ geheuth den eingeschloßnen Winden. Winde Uhrsprung und Eigenschafften. Es entstehen aber die Winde/ gleichwie fast der Donner und Blitz aus den warmen und truckenen Dünsten/ welche durch Krafft der Sonnen von der Erden zu dem mittelsten Theile der Lufft häuffig hinauf gezogen/ und hinwiederum von der Kälte eben wie der Donner mit Gewalt zurücke getrieben werden. Denn wenn diese hitzige und truckene Dünste also wieder herniederwerts gejaget werden/ so begegnen ihnen andere / welche die Sonne täglich an sich ziehet/ und verursachen dadurch in der Lufft einefolche Bewegung/ die man den Wind nennet. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0201" n="177"/> <p>Wofern du weise bist/ so trachte so zu leben/ Damit der mittler Stand dir Nutzen könne geben.</p> <p>Grosse Gaben des Glückes/ machen grosse Sorgen/ und was herrlich ist/ das stehet in Gefahr. Wie derohalben an allen denen jenigen Oerthern/ in welchen nichts als Pracht/ Hochmuth/ Hoffarth und Uberfluß geführet wird/ eine vergängliche Unruhe/ ein Platz worinne das Leben beschwerlich/ und das Sterben gefährlich/ eine Herberge der Boßheit/ ein Gebrechen der Unbeständigkeit / eine falsche Vermessenheit/ und ein betrüglicher Vortheil/ welcher lauter Unruhe/ lauter Seufftzen/ und lauter Schand/ und Laster gebiehret / anzutreffen: Also ist hingegen der Stand/ darinnen man geruhsamer lebet/ und anderer Leuten Gut und Geld für nüchtig hält/ viel vergnügter/ viel glückseliger/ und billich für eine Gabe GOTTES zu nennen. Denn desjenigen Menschens sein Leben/ welches sich also vergnügsam erweiset/ ist gleichsam ein kurtzer/ und lustiger Weg den man in dieser Welt sonder grosse Beschwerde zu gehen vermag.</p> </div> <div> <head>Q. Von den vier Haupt-Winden.</head> <p>ISt iemahls was seltzames/ und wunderbahres so uns die Lufft vorstellet/ so sind es die Winde und deroselben Macht und Gewalt. <note place="right">Cardanus de varietatc Rerum l. 1. c. 9.</note> Denn es gedencket Ammianus Marcellinus, daß einsmahls in Assyrien in der Stadt Anatha bey dem Euphrat dieselben alle Häuser aufgedecket die Soldaten darniedergeworffen/ und Etliche von Ihnen gar mit sich hinweg geführet/ welches in einem solchen ebenen Lande / wo keine Gebürge/ was ungewöhnliches. Die Poeten fingiren/ als ob die Aurora von dem Astraeo die Winde gebohren/ Denn nachdem sie sich mit demselben vermischt/ hätte sie den Argestem Zephyrum, und Boream gebohren. Die vornemhmsten vier Haubt-Winde/ welche man sonst Cardinales nennet/ sind Aquilo seu Boreas, der Nord-Wind/ Subsolanus seu Eurus der Ost-Wind/ Favonius seu Zephyrus der West-Wind/ und Auster seu Notus der Sud-Wind. Dasjenige/ was man Ihnen an statt der Opfer reichete/ waren lauter wohlriechende Sachen. Uber diese/ dichtet man/ hätte AEolus als ein König zu gebiethen. <note place="right">Hieronymus Megiserus in Descript. Venet. c. 24.</note> Man schreibet/ daß zwischen Padua und Vicenz, auf einem Adelichen Land-Guthe eine Höhle von 4000. Schuhe lang/ und 3000. breit zu finden sey/ worinnen man entweder die Winde versperren/ oder sie daraus in alle Zimmer desselbigen Hauses lassen könne/ mit dieser Uberschrifft:</p> <p>AEolus hic clauso ventorum Carcere regnat.</p> <p>Allhier an diesem Ort ist AEolus zu finden/ Der/ wenn er will/ geheuth den eingeschloßnen Winden.</p> <p><note place="right">Winde Uhrsprung und Eigenschafften.</note> Es entstehen aber die Winde/ gleichwie fast der Donner und Blitz aus den warmen und truckenen Dünsten/ welche durch Krafft der Sonnen von der Erden zu dem mittelsten Theile der Lufft häuffig hinauf gezogen/ und hinwiederum von der Kälte eben wie der Donner mit Gewalt zurücke getrieben werden. Denn wenn diese hitzige und truckene Dünste also wieder herniederwerts gejaget werden/ so begegnen ihnen andere / welche die Sonne täglich an sich ziehet/ und verursachen dadurch in der Lufft einefolche Bewegung/ die man den Wind nennet.</p> </div> </body> </text> </TEI> [177/0201]
Wofern du weise bist/ so trachte so zu leben/ Damit der mittler Stand dir Nutzen könne geben.
Grosse Gaben des Glückes/ machen grosse Sorgen/ und was herrlich ist/ das stehet in Gefahr. Wie derohalben an allen denen jenigen Oerthern/ in welchen nichts als Pracht/ Hochmuth/ Hoffarth und Uberfluß geführet wird/ eine vergängliche Unruhe/ ein Platz worinne das Leben beschwerlich/ und das Sterben gefährlich/ eine Herberge der Boßheit/ ein Gebrechen der Unbeständigkeit / eine falsche Vermessenheit/ und ein betrüglicher Vortheil/ welcher lauter Unruhe/ lauter Seufftzen/ und lauter Schand/ und Laster gebiehret / anzutreffen: Also ist hingegen der Stand/ darinnen man geruhsamer lebet/ und anderer Leuten Gut und Geld für nüchtig hält/ viel vergnügter/ viel glückseliger/ und billich für eine Gabe GOTTES zu nennen. Denn desjenigen Menschens sein Leben/ welches sich also vergnügsam erweiset/ ist gleichsam ein kurtzer/ und lustiger Weg den man in dieser Welt sonder grosse Beschwerde zu gehen vermag.
Q. Von den vier Haupt-Winden. ISt iemahls was seltzames/ und wunderbahres so uns die Lufft vorstellet/ so sind es die Winde und deroselben Macht und Gewalt. Denn es gedencket Ammianus Marcellinus, daß einsmahls in Assyrien in der Stadt Anatha bey dem Euphrat dieselben alle Häuser aufgedecket die Soldaten darniedergeworffen/ und Etliche von Ihnen gar mit sich hinweg geführet/ welches in einem solchen ebenen Lande / wo keine Gebürge/ was ungewöhnliches. Die Poeten fingiren/ als ob die Aurora von dem Astraeo die Winde gebohren/ Denn nachdem sie sich mit demselben vermischt/ hätte sie den Argestem Zephyrum, und Boream gebohren. Die vornemhmsten vier Haubt-Winde/ welche man sonst Cardinales nennet/ sind Aquilo seu Boreas, der Nord-Wind/ Subsolanus seu Eurus der Ost-Wind/ Favonius seu Zephyrus der West-Wind/ und Auster seu Notus der Sud-Wind. Dasjenige/ was man Ihnen an statt der Opfer reichete/ waren lauter wohlriechende Sachen. Uber diese/ dichtet man/ hätte AEolus als ein König zu gebiethen. Man schreibet/ daß zwischen Padua und Vicenz, auf einem Adelichen Land-Guthe eine Höhle von 4000. Schuhe lang/ und 3000. breit zu finden sey/ worinnen man entweder die Winde versperren/ oder sie daraus in alle Zimmer desselbigen Hauses lassen könne/ mit dieser Uberschrifft:
Cardanus de varietatc Rerum l. 1. c. 9.
Hieronymus Megiserus in Descript. Venet. c. 24. AEolus hic clauso ventorum Carcere regnat.
Allhier an diesem Ort ist AEolus zu finden/ Der/ wenn er will/ geheuth den eingeschloßnen Winden.
Es entstehen aber die Winde/ gleichwie fast der Donner und Blitz aus den warmen und truckenen Dünsten/ welche durch Krafft der Sonnen von der Erden zu dem mittelsten Theile der Lufft häuffig hinauf gezogen/ und hinwiederum von der Kälte eben wie der Donner mit Gewalt zurücke getrieben werden. Denn wenn diese hitzige und truckene Dünste also wieder herniederwerts gejaget werden/ so begegnen ihnen andere / welche die Sonne täglich an sich ziehet/ und verursachen dadurch in der Lufft einefolche Bewegung/ die man den Wind nennet.
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