Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dingstags Ordinari Post-Zeitungen. Nr. 42, Danzig, 1698.

Bild:
<< vorherige Seite

unsere Flotte aber bey Lemnos läge und Gelegenheit eines
Gefechts suchte; welches auch durch den Ober-Auffseher des von
Constantinopel kommenden Schiffes/ St. Jean Bapt. genandt/
confirmiret worden. Uber Livorno hat man/ daß in Algiers we-
gen Erwehlung eines neuen Königs/ einige Schlägerey unter selbi-
gem Volck vorgefallen/ darinnen ihrer über 100. Personen umbkom-
men; und daß in Thunis eine selbiger Brigantinen zurück ge-
kommen/ mit einer/ sampt 8. Christen/ bey Aleria in Corsica ero-
berten Tartana; Es befunden sich nunmehro auff der Caperey
5. Ruder-Schiffe/ nemlich 2. Galeotten und 3. Bregantinen/ de-
ren noch 2. zu Biserta/ umb auszulauffen währen. In ermeld-
tem Thunis wäre ein grosses Fest 24. Tage nach einander von
dasigem Bey gehalten worden/ weil er 2. seiner jungen Enckeln
habe beschneiden lassen/ woselbsten er mehr denn 10000. Personen
in dem Hofe einer seiner Land-Güther tractiret/ allwo diese Bar-
baren mit einer Orgel/ so von ihrem Capellmeister mit einem
Finger geschlagen worden/ die gantze Nacht ein Gesang gehalten/
und nachdem sie zu essen geendiget/ habe die Musica ihrer In-
strumenten angefangen/ folgends nach 7. Uhren der Nacht hätten
sie wieder gegessen; der Wein aber wäre von dem Brunnen oder
der Cistern gewesen/ und man rechnete aus/ daß über 80. Rinder
täglich/ ohne daß ander Fleisch/ dahin gesandt worden; daß die
Mohren von Lande mit einer guten Anzahl dahin gekommenen
Reuterey selbiges Fest hätten applaudiren wollen/ an welchen man
alle Abend einige von einem hiesigen Renegaten Guardian Bassa
die S. Croce genandt/ verfertigte Feur-Wercke angesteckt/ und
solte ermeldter Bey den 2. dieses zu Einforderung der Contribution
auffs Land reisen/ und 2. Monat ausbleiben.

Paris vom 26. Sept.

Ehegestern arrivirte der König zu Versaillis: die bey
Compiegne versamblete Trouppen/ sollen auff den eussersten
Frontieren meistentheils einquartiret werden. Im attaquiren
des Forts/ sollen einige Frantzosen von den Schweitzern/ so
selbiges attaquiret/ durch den Eyfer der Schweitzer getödtet
worden seyn. Aus Madrit hat man/ von Msr. d' Harcourt
Zeitung/ das Sr. Excell. dero publique Entree alldar halten
solle/ so bald der König von Spanien völlig von seiner Un-

päßlich-

unsere Flotte aber bey Lemnos läge und Gelegenheit eines
Gefechts suchte; welches auch durch den Ober-Auffseher des von
Constantinopel kommenden Schiffes/ St. Jean Bapt. genandt/
confirmiret worden. Uber Livorno hat man/ daß in Algiers we-
gen Erwehlung eines neuen Königs/ einige Schlägerey unter selbi-
gem Volck vorgefallen/ darinnen ihrer über 100. Personen umbkom-
men; und daß in Thunis eine selbiger Brigantinen zurück ge-
kommen/ mit einer/ sampt 8. Christen/ bey Aleria in Corsica ero-
berten Tartana; Es befunden sich nunmehro auff der Caperey
5. Ruder-Schiffe/ nemlich 2. Galeotten und 3. Bregantinen/ de-
ren noch 2. zu Biserta/ umb auszulauffen währen. In ermeld-
tem Thunis wäre ein grosses Fest 24. Tage nach einander von
dasigem Bey gehalten worden/ weil er 2. seiner jungen Enckeln
habe beschneiden lassen/ woselbsten er mehr denn 10000. Personen
in dem Hofe einer seiner Land-Güther tractiret/ allwo diese Bar-
baren mit einer Orgel/ so von ihrem Capellmeister mit einem
Finger geschlagen worden/ die gantze Nacht ein Gesang gehalten/
und nachdem sie zu essen geendiget/ habe die Musica ihrer In-
strumenten angefangen/ folgends nach 7. Uhren der Nacht hätten
sie wieder gegessen; der Wein aber wäre von dem Brunnen oder
der Cistern gewesen/ und man rechnete aus/ daß über 80. Rinder
täglich/ ohne daß ander Fleisch/ dahin gesandt worden; daß die
Mohren von Lande mit einer guten Anzahl dahin gekommenen
Reuterey selbiges Fest hätten applaudiren wollen/ an welchen man
alle Abend einige von einem hiesigen Renegaten Guardian Bassa
die S. Croce genandt/ verfertigte Feur-Wercke angesteckt/ und
solte ermeldter Bey den 2. dieses zu Einforderung der Contribution
auffs Land reisen/ und 2. Monat ausbleiben.

Paris vom 26. Sept.

Ehegestern arrivirte der König zu Versaillis: die bey
Compiegne versamblete Trouppen/ sollen auff den eussersten
Frontieren meistentheils einquartiret werden. Im attaquiren
des Forts/ sollen einige Frantzosen von den Schweitzern/ so
selbiges attaquiret/ durch den Eyfer der Schweitzer getödtet
worden seyn. Aus Madrit hat man/ von Msr. d’ Harcourt
Zeitung/ das Sr. Excell. dero publique Entree alldar halten
solle/ so bald der König von Spanien völlig von seiner Un-

päßlich-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p><pb facs="#f0004" n="[4]"/>
unsere Flotte aber bey Lemnos läge und Gelegenheit eines<lb/>
Gefechts suchte; welches auch durch den Ober-Auffseher des von<lb/>
Constantinopel kommenden Schiffes/ St. Jean Bapt. genandt/<lb/>
confirmiret worden. Uber Livorno hat man/ daß in Algiers we-<lb/>
gen Erwehlung eines neuen Königs/ einige Schlägerey unter selbi-<lb/>
gem Volck vorgefallen/ darinnen ihrer über 100. Personen umbkom-<lb/>
men; und daß in Thunis eine selbiger Brigantinen zurück ge-<lb/>
kommen/ mit einer/ sampt 8. Christen/ bey Aleria in Corsica ero-<lb/>
berten Tartana; Es befunden sich nunmehro auff der Caperey<lb/>
5. Ruder-Schiffe/ nemlich 2. Galeotten und 3. Bregantinen/ de-<lb/>
ren noch 2. zu Biserta/ umb auszulauffen währen. In ermeld-<lb/>
tem Thunis wäre ein grosses Fest 24. Tage nach einander von<lb/>
dasigem Bey gehalten worden/ weil er 2. seiner jungen Enckeln<lb/>
habe beschneiden lassen/ woselbsten er mehr denn 10000. Personen<lb/>
in dem Hofe einer seiner Land-Güther tractiret/ allwo diese Bar-<lb/>
baren mit einer Orgel/ so von ihrem Capellmeister mit einem<lb/>
Finger geschlagen worden/ die gantze Nacht ein Gesang gehalten/<lb/>
und nachdem sie zu essen geendiget/ habe die Musica ihrer In-<lb/>
strumenten angefangen/ folgends nach 7. Uhren der Nacht hätten<lb/>
sie wieder gegessen; der Wein aber wäre von dem Brunnen oder<lb/>
der Cistern gewesen/ und man rechnete aus/ daß über 80. Rinder<lb/>
täglich/ ohne daß ander Fleisch/ dahin gesandt worden; daß die<lb/>
Mohren von Lande mit einer guten Anzahl dahin gekommenen<lb/>
Reuterey selbiges Fest hätten applaudiren wollen/ an welchen man<lb/>
alle Abend einige von einem hiesigen Renegaten Guardian Bassa<lb/>
die S. Croce genandt/ verfertigte Feur-Wercke angesteckt/ und<lb/>
solte ermeldter Bey den 2. dieses zu Einforderung der Contribution<lb/>
auffs Land reisen/ und 2. Monat ausbleiben.</p>
      </div><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head>Paris vom 26. Sept.</head><lb/>
        <p>Ehegestern arrivirte der König zu Versaillis: die bey<lb/>
Compiegne versamblete Trouppen/ sollen auff den eussersten<lb/>
Frontieren meistentheils einquartiret werden. Im attaquiren<lb/>
des Forts/ sollen einige Frantzosen von den Schweitzern/ so<lb/>
selbiges attaquiret/ durch den Eyfer der Schweitzer getödtet<lb/>
worden seyn. Aus Madrit hat man/ von Msr. d&#x2019; Harcourt<lb/>
Zeitung/ das Sr. Excell. dero publique Entree alldar halten<lb/>
solle/ so bald der König von Spanien völlig von seiner Un-<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">päßlich-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[4]/0004] unsere Flotte aber bey Lemnos läge und Gelegenheit eines Gefechts suchte; welches auch durch den Ober-Auffseher des von Constantinopel kommenden Schiffes/ St. Jean Bapt. genandt/ confirmiret worden. Uber Livorno hat man/ daß in Algiers we- gen Erwehlung eines neuen Königs/ einige Schlägerey unter selbi- gem Volck vorgefallen/ darinnen ihrer über 100. Personen umbkom- men; und daß in Thunis eine selbiger Brigantinen zurück ge- kommen/ mit einer/ sampt 8. Christen/ bey Aleria in Corsica ero- berten Tartana; Es befunden sich nunmehro auff der Caperey 5. Ruder-Schiffe/ nemlich 2. Galeotten und 3. Bregantinen/ de- ren noch 2. zu Biserta/ umb auszulauffen währen. In ermeld- tem Thunis wäre ein grosses Fest 24. Tage nach einander von dasigem Bey gehalten worden/ weil er 2. seiner jungen Enckeln habe beschneiden lassen/ woselbsten er mehr denn 10000. Personen in dem Hofe einer seiner Land-Güther tractiret/ allwo diese Bar- baren mit einer Orgel/ so von ihrem Capellmeister mit einem Finger geschlagen worden/ die gantze Nacht ein Gesang gehalten/ und nachdem sie zu essen geendiget/ habe die Musica ihrer In- strumenten angefangen/ folgends nach 7. Uhren der Nacht hätten sie wieder gegessen; der Wein aber wäre von dem Brunnen oder der Cistern gewesen/ und man rechnete aus/ daß über 80. Rinder täglich/ ohne daß ander Fleisch/ dahin gesandt worden; daß die Mohren von Lande mit einer guten Anzahl dahin gekommenen Reuterey selbiges Fest hätten applaudiren wollen/ an welchen man alle Abend einige von einem hiesigen Renegaten Guardian Bassa die S. Croce genandt/ verfertigte Feur-Wercke angesteckt/ und solte ermeldter Bey den 2. dieses zu Einforderung der Contribution auffs Land reisen/ und 2. Monat ausbleiben. Paris vom 26. Sept. Ehegestern arrivirte der König zu Versaillis: die bey Compiegne versamblete Trouppen/ sollen auff den eussersten Frontieren meistentheils einquartiret werden. Im attaquiren des Forts/ sollen einige Frantzosen von den Schweitzern/ so selbiges attaquiret/ durch den Eyfer der Schweitzer getödtet worden seyn. Aus Madrit hat man/ von Msr. d’ Harcourt Zeitung/ das Sr. Excell. dero publique Entree alldar halten solle/ so bald der König von Spanien völlig von seiner Un- päßlich-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der Erscheinungsort Danzig und der Verlag Simon R… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Michel Lefèvre, Centre de Recherches et d'Etudes Germaniques, Université Paul Valéry Montpellier 3: Bereitstellung der Texttranskription. (2019-06-07T11:14:23Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2019-06-07T11:14:23Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: nur expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: normalisiert; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_postzeitungen0042_1698
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_postzeitungen0042_1698/4
Zitationshilfe: Dingstags Ordinari Post-Zeitungen. Nr. 42, Danzig, 1698, S. [4]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_postzeitungen0042_1698/4>, abgerufen am 21.12.2024.