Freytags Ordinari Post-Zeitungen. Nr. 33b, Danzig, 1698.Basel/ vom 22. Julii. Die Reformirte Frantzösische Flüchtlinge in der Schweitz/ wel- wird:
Basel/ vom 22. Julii. Die Reformirte Frantzösische Flüchtlinge in der Schweitz/ wel- wird:
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Basel/ vom 22. Julii.
Die Reformirte Frantzösische Flüchtlinge in der Schweitz/ wel-
che keine Hoffnung haben/ weder vor sich selbst noch vor ihre Kinder
sich fest zu setzen/ überdem auch vermercken/ daß sie so viel Jahr her den
Evangelischen Cantons beschwerlich gewesen/ wie auch/ daß ihre
Kauff- und Handwercks-Leuthe/ wegen der schlechten Handlung/
welche genugsam durch gebohrne Schweitzer geführet werden kan/
nicht zurecht kommen können/ haben endlich beschlossen/ an alle Evan-
gelische Fürsten und Stände Gedeputirte abzusenden/ selbige zu er-
suchen/ daß sie in dero Gebiet kommen mögen. Durch die gegen-
wärtig zu Baaden versambleten Evangelischen Cantons/ welchen sie
ihre Begebenheit und Vorhaben bekandt gemachet/ ist solches nicht
allein gebilliget/ sondern auch versprochen worden/ daß sie selbigen ein
Reyse-Geld verschaffen/ und zu dero besten an Außländische Solda-
ten schreiben wolten: ja selbsten ansehnliche Summen Gelder ver-
ehren/ umb sich desto besser anderswo niederzusetzen. Der von dem
Hertzog von Savoyen den 10. dieses gepublicirte Befehl verursachet
viel Nachdencken/ welcher in sich hält/ daß die gegenwärtige und
künfftige Einwohner der Thäler von Lucern/ St. Martin und Peru-
sa/ wie auch der Oerther St. Bartholomæi/ Prarastin und Roche-
plate/ auch nicht die geringste Gemeinschafft wegen der Religion
mit den Landen und Unterthanen des Königes von Franckreich hal-
ten sollen. Daß alle Frantzosische Unterthanen/ von was Stande
und Würden sie seyn mögen/ bey Lebens-Straffe/ innerhalb 2. Mo-
nathen auß den Thälern von Lucern/ St. Martin und Perusa/ wie
auch den Oerthern St. Bartholomæi/ Prarustin und Rocheplatte
ziehen; in selbiger Zeit die Güter/ welche sie besitzen/ verkauffen/ und
soferne sie selbiger sich nicht entschlagen/ den bewiesenen würdigen
Preiß derselben von dem Intendanten Sr. Kön. Hoheit empfangen
sollen: Ferner keine Ministers der Thäler an einigem Ort Frantzö-
sischen Gebiets kommen/ oder 10. Jahre auff den Galleen verwiesen
seyn sollen. Man urtheilet/ daß dieses grosse Dessein von Franck-
reich und Savoyen sey/ umb/ falls es sich also begäbe/ daß Teutsche
Trouppen in Italien vonnöthen seyn möchten/ die Passage durch das
Graubüntische Gebiet zu sperren/ fürnemlich/ weil der Ritter Salis/
ein gebohrner Graubinter und Oberster in Frantzösischen Diensten/
auff der Jährlichen Versamblung dieses Volcks/ hiezu gebrauchet
wird:
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