man einen Schirm vor das Licht hält, in der Mitte des Schattens dunkele Streifen entstehen, die durch die gegen- seitige Zerstörung der Lichtstrahlen hervorgebracht werden. Reflectirt man von 2 Körpern das Licht auf einen Punkt so entstehen in der Mitte desselben gleichfalls schwarze Streifen, die aber verschwinden, wenn man einen Körper hinwegnimmt. So wie die rothen Strahlen nach neuern Versuchen die wärmsten sind, so besitzen die violetten die Eigenschaft des Chlorsilber am stärksten zu schwärzen; doch wo die Lichtstrahlen gegen einander reflectirt werden, bleibt das Chlorsilber planetarweiß. Wenn man ein Stück weisses Blech mit einem feinen Einschnitte vor das Licht hält, so erscheinen im Schatten zwei helle Streifen, die einen dunkeln zwischen sich haben. Hierdurch läßt sich das Funkeln der Sterne erklären.
Das Funkeln der Sterne ist in den Ebenen stär- ker als auf Bergen, wo die Atmosphäre gleichförmiger und dünner ist. Bei der Besteigung hoher Berge besonders in den Tropengegenden ist mir diese Verschiedenheit be- sonders aufgefallen. Das Funkeln der Sterne wird nicht beträchtlich verstärkt, wenn die Luft mit Dünsten an- gefüllt ist, sondern wenn in den höhern Luftschichten eine plötzliche Abkühlung, besonders durch elektrische Entladungen
man einen Schirm vor das Licht hält, in der Mitte des Schattens dunkele Streifen entſtehen, die durch die gegen- ſeitige Zerſtörung der Lichtſtrahlen hervorgebracht werden. Reflectirt man von 2 Körpern das Licht auf einen Punkt ſo entſtehen in der Mitte deſſelben gleichfalls ſchwarze Streifen, die aber verſchwinden, wenn man einen Körper hinwegnimmt. So wie die rothen Strahlen nach neuern Verſuchen die wärmſten ſind, ſo beſitzen die violetten die Eigenſchaft des Chlorſilber am ſtärkſten zu ſchwärzen; doch wo die Lichtſtrahlen gegen einander reflectirt werden, bleibt das Chlorſilber planetarweiß. Wenn man ein Stück weiſſes Blech mit einem feinen Einſchnitte vor das Licht hält, ſo erſcheinen im Schatten zwei helle Streifen, die einen dunkeln zwiſchen ſich haben. Hierdurch läßt ſich das Funkeln der Sterne erklären.
Das Funkeln der Sterne iſt in den Ebenen ſtär- ker als auf Bergen, wo die Atmosphäre gleichförmiger und dünner iſt. Bei der Beſteigung hoher Berge beſonders in den Tropengegenden iſt mir dieſe Verſchiedenheit be- ſonders aufgefallen. Das Funkeln der Sterne wird nicht beträchtlich verſtärkt, wenn die Luft mit Dünſten an- gefüllt iſt, ſondern wenn in den höhern Luftſchichten eine plötzliche Abkühlung, beſonders durch elektriſche Entladungen
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[76./0082]
man einen Schirm vor das Licht hält, in der Mitte des
Schattens dunkele Streifen entſtehen, die durch die gegen-
ſeitige Zerſtörung der Lichtſtrahlen hervorgebracht werden.
Reflectirt man von 2 Körpern das Licht auf einen Punkt
ſo entſtehen in der Mitte deſſelben gleichfalls ſchwarze
Streifen, die aber verſchwinden, wenn man einen Körper
hinwegnimmt. So wie die rothen Strahlen nach neuern
Verſuchen die wärmſten ſind, ſo beſitzen die violetten die
Eigenſchaft des Chlorſilber am ſtärkſten zu ſchwärzen; doch
wo die Lichtſtrahlen gegen einander reflectirt werden,
bleibt das Chlorſilber planetarweiß. Wenn man ein Stück
weiſſes Blech mit einem feinen Einſchnitte vor das Licht
hält, ſo erſcheinen im Schatten zwei helle Streifen, die
einen dunkeln zwiſchen ſich haben. Hierdurch läßt ſich
das Funkeln der Sterne erklären.
12. Vorlesung, 12. Dezember 1827
Das Funkeln der Sterne iſt in den Ebenen ſtär-
ker als auf Bergen, wo die Atmosphäre gleichförmiger
und dünner iſt. Bei der Beſteigung hoher Berge beſonders
in den Tropengegenden iſt mir dieſe Verſchiedenheit be-
ſonders aufgefallen. Das Funkeln der Sterne wird
nicht beträchtlich verſtärkt, wenn die Luft mit Dünſten an-
gefüllt iſt, ſondern wenn in den höhern Luftſchichten eine
plötzliche Abkühlung, beſonders durch elektriſche Entladungen
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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 76.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/82>, abgerufen am 21.11.2024.
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