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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Der Mensch.

Unter den Thierklassen höherer Organisation
ist aber der Mensch am weitesten verbreitet, der
durch die Kraft und die Stärke des eigenen Willens,
einer Biegsamkeit (Flexibilität) fähig ist, wie sie
unsern Begriffen kaum erreichbar scheint. Was der
Willen vermag sehen wir beim Vergleich der wilden
mit den civilisirten Völkern, auf die bei den Aeusse-
rungen der immer mehr fortschreitenden Entwickelung
innerer Anlagen, auch weit weniger einflußreich die
Wirkungen verschiedener Temperaturen sind, als bei jenen
die nur den physischen Gesetzen nachleben. So sehen wir
eine weit größere Flexibilität unter den weissen,
als unter den farbigen Menschen, was nicht in der
materiallen Masse, sondern allein in den stärkern Willen
der geistigen Intelligenz zu liegen scheint.

Auf der höchsten Stuffe, die der Mensch auf unserm
Erdkörper erlangt, wollen wir ihn nun betrachten.
Das letzte Ziel der Erkenntniß der Natur, ist die Be-
obachtung unserer eigenen Thätigkeit und geistigen Ent-

Der Menſch.

Unter den Thierklaſſen höherer Organiſation
iſt aber der Menſch am weiteſten verbreitet, der
durch die Kraft und die Stärke des eigenen Willens,
einer Biegſamkeit (Flexibilität) fähig iſt, wie ſie
unſern Begriffen kaum erreichbar ſcheint. Was der
Willen vermag ſehen wir beim Vergleich der wilden
mit den civiliſirten Völkern, auf die bei den Aeuſſe-
rungen der immer mehr fortſchreitenden Entwickelung
innerer Anlagen, auch weit weniger einflußreich die
Wirkungen verſchiedener Temperaturen ſind, als bei jenen
die nur den phyſiſchen Geſetzen nachleben. So ſehen wir
eine weit größere Flexibilität unter den weiſſen,
als unter den farbigen Menſchen, was nicht in der
materiallen Maſſe, ſondern allein in den ſtärkern Willen
der geiſtigen Intelligenz zu liegen ſcheint.

Auf der höchſten Stuffe, die der Menſch auf unſerm
Erdkörper erlangt, wollen wir ihn nun betrachten.
Das letzte Ziel der Erkenntniß der Natur, iſt die Be-
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[560./0566] Der Menſch. Unter den Thierklaſſen höherer Organiſation iſt aber der Menſch am weiteſten verbreitet, der durch die Kraft und die Stärke des eigenen Willens, einer Biegſamkeit /Flexibilität/ fähig iſt, wie ſie unſern Begriffen kaum erreichbar ſcheint. Was der Willen vermag ſehen wir beim Vergleich der wilden mit den civiliſirten Völkern, auf die bei den Aeuſſe- rungen der immer mehr fortſchreitenden Entwickelung innerer Anlagen, auch weit weniger einflußreich die Wirkungen verſchiedener Temperaturen ſind, als bei jenen die nur den phyſiſchen Geſetzen nachleben. So ſehen wir eine weit größere Flexibilität unter den weiſſen, als unter den farbigen Menſchen, was nicht in der materiallen Maſſe, ſondern allein in den ſtärkern Willen der geiſtigen Intelligenz zu liegen ſcheint. Auf der höchſten Stuffe, die der Menſch auf unſerm Erdkörper erlangt, wollen wir ihn nun betrachten. Das letzte Ziel der Erkenntniß der Natur, iſt die Be- obachtung unſerer eigenen Thätigkeit und geiſtigen Ent-

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Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 560.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/566>, abgerufen am 21.11.2024.