Unter den Thierklassen höherer Organisation ist aber der Mensch am weitesten verbreitet, der durch die Kraft und die Stärke des eigenen Willens, einer Biegsamkeit (Flexibilität) fähig ist, wie sie unsern Begriffen kaum erreichbar scheint. Was der Willen vermag sehen wir beim Vergleich der wilden mit den civilisirten Völkern, auf die bei den Aeusse- rungen der immer mehr fortschreitenden Entwickelung innerer Anlagen, auch weit weniger einflußreich die Wirkungen verschiedener Temperaturen sind, als bei jenen die nur den physischen Gesetzen nachleben. So sehen wir eine weit größere Flexibilität unter den weissen, als unter den farbigen Menschen, was nicht in der materiallen Masse, sondern allein in den stärkern Willen der geistigen Intelligenz zu liegen scheint.
Auf der höchsten Stuffe, die der Mensch auf unserm Erdkörper erlangt, wollen wir ihn nun betrachten. Das letzte Ziel der Erkenntniß der Natur, ist die Be- obachtung unserer eigenen Thätigkeit und geistigen Ent-
Der Menſch.
Unter den Thierklaſſen höherer Organiſation iſt aber der Menſch am weiteſten verbreitet, der durch die Kraft und die Stärke des eigenen Willens, einer Biegſamkeit (Flexibilität) fähig iſt, wie ſie unſern Begriffen kaum erreichbar ſcheint. Was der Willen vermag ſehen wir beim Vergleich der wilden mit den civiliſirten Völkern, auf die bei den Aeuſſe- rungen der immer mehr fortſchreitenden Entwickelung innerer Anlagen, auch weit weniger einflußreich die Wirkungen verſchiedener Temperaturen ſind, als bei jenen die nur den phyſiſchen Geſetzen nachleben. So ſehen wir eine weit größere Flexibilität unter den weiſſen, als unter den farbigen Menſchen, was nicht in der materiallen Maſſe, ſondern allein in den ſtärkern Willen der geiſtigen Intelligenz zu liegen ſcheint.
Auf der höchſten Stuffe, die der Menſch auf unſerm Erdkörper erlangt, wollen wir ihn nun betrachten. Das letzte Ziel der Erkenntniß der Natur, iſt die Be- obachtung unſerer eigenen Thätigkeit und geiſtigen Ent-
<TEI><text><body><divtype="session"n="59"><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0566"n="560."/><divn="3"><head><hirendition="#u">Der Menſch</hi>.</head><lb/><p>Unter den Thierklaſſen höherer Organiſation<lb/>
iſt aber der Menſch am weiteſten verbreitet, der<lb/>
durch die Kraft und die Stärke des eigenen Willens,<lb/>
einer Biegſamkeit <choice><orig>/</orig><regresp="#BF">(</reg></choice><hirendition="#aq">Flexibilität</hi><choice><orig>/</orig><regresp="#BF">)</reg></choice> fähig iſt, wie ſie<lb/>
unſern Begriffen kaum erreichbar ſcheint. Was der<lb/>
Willen vermag ſehen wir beim Vergleich der <hirendition="#u">wilden</hi><lb/>
mit den <hirendition="#u">civiliſirten</hi> Völkern, auf die bei den Aeuſſe-<lb/>
rungen der immer mehr fortſchreitenden Entwickelung<lb/>
innerer Anlagen, auch weit weniger einflußreich die<lb/>
Wirkungen verſchiedener Temperaturen ſind, als bei jenen<lb/>
die nur den phyſiſchen Geſetzen nachleben. So ſehen wir<lb/>
eine weit größere Flexibilität unter den weiſſen,<lb/>
als unter den farbigen Menſchen, was nicht in der<lb/>
materiallen Maſſe, ſondern allein in den ſtärkern Willen<lb/>
der geiſtigen Intelligenz zu liegen ſcheint.</p><lb/><p>Auf der höchſten Stuffe, die der Menſch auf unſerm<lb/>
Erdkörper erlangt, wollen wir ihn nun betrachten.<lb/>
Das letzte Ziel der Erkenntniß der Natur, iſt die Be-<lb/>
obachtung unſerer eigenen Thätigkeit und geiſtigen Ent-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[560./0566]
Der Menſch.
Unter den Thierklaſſen höherer Organiſation
iſt aber der Menſch am weiteſten verbreitet, der
durch die Kraft und die Stärke des eigenen Willens,
einer Biegſamkeit /Flexibilität/ fähig iſt, wie ſie
unſern Begriffen kaum erreichbar ſcheint. Was der
Willen vermag ſehen wir beim Vergleich der wilden
mit den civiliſirten Völkern, auf die bei den Aeuſſe-
rungen der immer mehr fortſchreitenden Entwickelung
innerer Anlagen, auch weit weniger einflußreich die
Wirkungen verſchiedener Temperaturen ſind, als bei jenen
die nur den phyſiſchen Geſetzen nachleben. So ſehen wir
eine weit größere Flexibilität unter den weiſſen,
als unter den farbigen Menſchen, was nicht in der
materiallen Maſſe, ſondern allein in den ſtärkern Willen
der geiſtigen Intelligenz zu liegen ſcheint.
Auf der höchſten Stuffe, die der Menſch auf unſerm
Erdkörper erlangt, wollen wir ihn nun betrachten.
Das letzte Ziel der Erkenntniß der Natur, iſt die Be-
obachtung unſerer eigenen Thätigkeit und geiſtigen Ent-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 560.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/566>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.