Sauerstoff der Atmosphäre nicht mitwirken kann, wie man früher wohl glaubte. Zweitens rührt der größere Theil des Leuchtens vorzüglich von schleimartigen organischen Massen her, die auf dem Meere schwimmend angetroffen werden, wie mich ei[unleserliches Material - 4 Zeichen fehlen]gene Untersuchungen überzeugten, und auch die des Dr. Ehrenbergs im rothen Meere bestätigen. Leuchtende Infusionsthierchen giebt es dagegen nicht. Durch jede Erschütterung wird das Leuchten erregt; die Medusen leuchten durch den Schlag, eine andere Erzeugung [...]desselben ist durch den Nervenreiz, wobei sie den orga- nischen Lichtproceß geben. Alle Erscheinungen dieses Leuchtens hängen mit der Witterung zusammen, und es ist möglich, daß die Thiere zu gewissen Zeiten lieber an die Oberfläche kommen als zu andern. Das Ganze ist demnach kein meteorlogisches Phänomen.
Die Farbe des Wassers ist ein schwieriger optischer Gegenstand, so wohl bei süßen als salzigen Gewässern. Bei den Bergströmen ist sie zuweilen grünlich oder wie in der Rohen bläulich. Das Meer ist in den Tropen mehr indigoblau als gegen Norden, und ist keine Reflection des Himmels. Scoresby fand das Meerwasser jedoch auch in Norden an einigen Stellen bläulich, doch vorzugsweise
Sauerſtoff der Atmosphäre nicht mitwirken kann, wie man früher wohl glaubte. Zweitens rührt der größere Theil des Leuchtens vorzüglich von ſchleimartigen organiſchen Maſſen her, die auf dem Meere ſchwimmend angetroffen werden, wie mich ei[unleserliches Material – 4 Zeichen fehlen]gene Unterſuchungen überzeugten, und auch die des Dr. Ehrenbergs im rothen Meere beſtätigen. Leuchtende Infuſionsthierchen giebt es dagegen nicht. Durch jede Erſchütterung wird das Leuchten erregt; die Meduſen leuchten durch den Schlag, eine andere Erzeugung […]deſſelben iſt durch den Nervenreiz, wobei ſie den orga- niſchen Lichtproceß geben. Alle Erſcheinungen dieſes Leuchtens hängen mit der Witterung zuſammen, und es iſt möglich, daß die Thiere zu gewiſſen Zeiten lieber an die Oberfläche kommen als zu andern. Das Ganze iſt demnach kein meteorlogiſches Phänomen.
Die Farbe des Waſſers iſt ein ſchwieriger optiſcher Gegenſtand, ſo wohl bei ſüßen als ſalzigen Gewäſſern. Bei den Bergſtrömen iſt ſie zuweilen grünlich oder wie in der Rohen bläulich. Das Meer iſt in den Tropen mehr indigoblau als gegen Norden, und iſt keine Reflection des Himmels. Scoresby fand das Meerwaſſer jedoch auch in Norden an einigen Stellen bläulich, doch vorzugsweiſe
<TEI><text><body><divtype="session"n="41"><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0341"n="335."/>
Sauerſtoff der Atmosphäre nicht mitwirken kann, wie<lb/>
man früher wohl glaubte. Zweitens rührt der größere<lb/>
Theil des Leuchtens vorzüglich von ſchleimartigen organiſchen<lb/>
Maſſen her, die auf dem Meere ſchwimmend angetroffen<lb/>
werden, wie mich ei<subst><delrendition="#ow"><gapreason="illegible"unit="chars"quantity="4"/></del><addplace="across">gene</add></subst> Unterſuchungen überzeugten,<lb/>
und auch die des <hirendition="#aq">Dr. <persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118529250 http://d-nb.info/gnd/118529250">Ehrenberg</persName>s</hi> im rothen Meere beſtätigen.<lb/>
Leuchtende Infuſionsthierchen giebt es dagegen nicht.<lb/>
Durch jede Erſchütterung wird das Leuchten erregt; die<lb/>
Meduſen leuchten durch den Schlag, eine andere Erzeugung<lb/><choice><sic>iſt </sic><corrresp="#CT"/></choice>deſſelben iſt durch den Nervenreiz, wobei ſie den orga-<lb/>
niſchen Lichtproceß geben. Alle Erſcheinungen dieſes Leuchtens<lb/>
hängen mit der Witterung zuſammen, und es iſt möglich,<lb/>
daß die Thiere zu gewiſſen Zeiten lieber an die Oberfläche<lb/>
kommen als zu andern. Das Ganze iſt demnach kein<lb/>
meteorlogiſches Phänomen.</p></div></div></div></div><lb/><divtype="session"n="42"><head><suppliedresp="#BF">42. Vorlesung, <reftarget="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/gliederung"><datewhen="1828-03-25">25. März 1828</date></ref></supplied></head><lb/><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p>Die Farbe des Waſſers iſt ein ſchwieriger optiſcher<lb/>
Gegenſtand, ſo wohl bei ſüßen als ſalzigen Gewäſſern.<lb/>
Bei den Bergſtrömen iſt ſie zuweilen grünlich oder wie<lb/>
in der Rohen bläulich. Das Meer iſt in den Tropen<lb/>
mehr indigoblau als gegen Norden, und iſt keine Reflection<lb/>
des Himmels. <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117654167 http://d-nb.info/gnd/117654167">Scoresby</persName></hi> fand das Meerwaſſer jedoch<lb/>
auch in Norden an einigen Stellen bläulich, doch vorzugsweiſe<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[335./0341]
Sauerſtoff der Atmosphäre nicht mitwirken kann, wie
man früher wohl glaubte. Zweitens rührt der größere
Theil des Leuchtens vorzüglich von ſchleimartigen organiſchen
Maſſen her, die auf dem Meere ſchwimmend angetroffen
werden, wie mich eigene Unterſuchungen überzeugten,
und auch die des Dr. Ehrenbergs im rothen Meere beſtätigen.
Leuchtende Infuſionsthierchen giebt es dagegen nicht.
Durch jede Erſchütterung wird das Leuchten erregt; die
Meduſen leuchten durch den Schlag, eine andere Erzeugung
deſſelben iſt durch den Nervenreiz, wobei ſie den orga-
niſchen Lichtproceß geben. Alle Erſcheinungen dieſes Leuchtens
hängen mit der Witterung zuſammen, und es iſt möglich,
daß die Thiere zu gewiſſen Zeiten lieber an die Oberfläche
kommen als zu andern. Das Ganze iſt demnach kein
meteorlogiſches Phänomen.
42. Vorlesung, 25. März 1828
Die Farbe des Waſſers iſt ein ſchwieriger optiſcher
Gegenſtand, ſo wohl bei ſüßen als ſalzigen Gewäſſern.
Bei den Bergſtrömen iſt ſie zuweilen grünlich oder wie
in der Rohen bläulich. Das Meer iſt in den Tropen
mehr indigoblau als gegen Norden, und iſt keine Reflection
des Himmels. Scoresby fand das Meerwaſſer jedoch
auch in Norden an einigen Stellen bläulich, doch vorzugsweiſe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 335.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/341>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.