Früher wurde die Abnahme der Intensität der Kräfte geleugnet, seitdem hat man aber die Zunahme von dem Aequator nach den Polen hin dargethan, und gestrebt sie auf die Inclination zurück zu führen. Th. Joung hat darauf eine Formel angegeben, nämlich die sqrt4-3-2 der Inclination, nach der er ihre Abnahme fest zu stellen glaubte. Neuerlich hat HerrSabine eine andere aufgestellt, nach welcher er die Erde als eine eiserne Kugel darstellt, und danach die Intensität als die sqrt1-3 Cosin. 2 bestimmte, wonach der Unterschied des Maximums und Minimums der- selben sich wie 1:2 verhält. Die Abnahme der Intensität ist sich aber nicht immer gleich, selbst nicht auf dem magnetischen Aequator, so fand ich auf denjenigen Theil desselben, welcher die Andeskette durchschneidet, das Verhältniß wie 1:7/10. Aehnliche Beobachtungen hat schon Anderkoste im indischen Archipelagus gemacht. Der Unterschied der Intensität in den verschiedenen geographischen Breiten, liegt wahrschein- lich in der innern Beschaffenheit des Erdkörpers.
Die partiellen Gesetze für die einzelnen Erscheinungen sind entdeckt, aber noch nicht durch durch ein allgemeines Gesetz zur Einheit verbunden. Um durch ein Beispiel den Gang des physicalischen Forschens zu erläutern, diene eine Vergleichung mit den Entdeckungen durch die
Früher wurde die Abnahme der Intenſität der Kräfte geleugnet, ſeitdem hat man aber die Zunahme von dem Aequator nach den Polen hin dargethan, und geſtrebt ſie auf die Inclination zurück zu führen. Th. Joung hat darauf eine Formel angegeben, nämlich die √4–3–2 der Inclination, nach der er ihre Abnahme feſt zu ſtellen glaubte. Neuerlich hat HerrSabine eine andere aufgeſtellt, nach welcher er die Erde als eine eiſerne Kugel darſtellt, und danach die Intenſität als die √1–3 Coſin. 2 beſtim̃te, wonach der Unterſchied des Maximums und Minimums der- ſelben ſich wie 1:2 verhält. Die Abnahme der Intenſität iſt ſich aber nicht immer gleich, ſelbſt nicht auf dem magnetiſchen Aequator, ſo fand ich auf denjenigen Theil deſſelben, welcher die Andeskette durchſchneidet, das Verhältniß wie 1:7/10. Aehnliche Beobachtungen hat ſchon Anderkoſte im indiſchen Archipelagus gemacht. Der Unterſchied der Intenſität in den verſchiedenen geographiſchen Breiten, liegt wahrſchein- lich in der innern Beſchaffenheit des Erdkörpers.
Die partiellen Geſetze für die einzelnen Erſcheinungen ſind entdeckt, aber noch nicht durch durch ein allgemeines Geſetz zur Einheit verbunden. Um durch ein Beiſpiel den Gang des phyſicaliſchen Forſchens zu erläutern, diene eine Vergleichung mit den Entdeckungen durch die
<TEI><text><body><pbfacs="#f0213"n="207."/><divtype="session"n="31"><head><suppliedresp="#BF">31. Vorlesung, <reftarget="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/gliederung"><datewhen="1828-02-20">20. Februar 1828</date></ref></supplied></head><lb/><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p>Früher wurde die Abnahme der Intenſität der Kräfte<lb/>
geleugnet, ſeitdem hat man aber die Zunahme von dem<lb/>
Aequator nach den Polen hin dargethan, und geſtrebt<lb/>ſie auf die Inclination zurück zu führen. <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118808184 http://d-nb.info/gnd/118808184">Th. Joung</persName></hi><lb/>
hat darauf eine Formel angegeben, nämlich die √4–3–2<lb/>
der Inclination, nach der er ihre Abnahme feſt zu ſtellen<lb/>
glaubte. Neuerlich hat <choice><abbr>H</abbr><expanresp="#BF">Herr</expan></choice><hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-11671350X http://d-nb.info/gnd/11671350X">Sabine</persName></hi> eine andere aufgeſtellt,<lb/>
nach welcher er die Erde als eine eiſerne Kugel darſtellt,<lb/>
und danach die Intenſität als die √1–3 <hirendition="#aq">Coſin.</hi> 2 beſtim̃te,<lb/>
wonach der Unterſchied des Maximums und Minimums der-<lb/>ſelben ſich wie 1:2 verhält. Die Abnahme der Intenſität<lb/>
iſt ſich aber nicht immer gleich, ſelbſt nicht auf dem magnetiſchen<lb/>
Aequator, ſo fand ich auf denjenigen Theil deſſelben, welcher<lb/>
die Andeskette durchſchneidet, das Verhältniß wie 1:<hirendition="#sup">7</hi>/<hirendition="#sub">10</hi>.<lb/>
Aehnliche Beobachtungen hat ſchon <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-119253666 http://d-nb.info/gnd/119253666">Anderkoſt<unclearreason="illegible"cert="low"resp="#BF">e</unclear></persName></hi> im indiſchen<lb/>
Archipelagus gemacht. Der Unterſchied der Intenſität<lb/>
in den verſchiedenen geographiſchen Breiten, liegt wahrſchein-<lb/>
lich in der innern Beſchaffenheit des Erdkörpers.</p><lb/><p>Die partiellen Geſetze für die einzelnen Erſcheinungen<lb/>ſind entdeckt, aber noch nicht durch <delrendition="#s">durch</del> ein allgemeines<lb/>
Geſetz zur Einheit verbunden. Um durch ein Beiſpiel<lb/>
den Gang des phyſicaliſchen Forſchens zu erläutern,<lb/>
diene eine Vergleichung mit den Entdeckungen durch die<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[207./0213]
31. Vorlesung, 20. Februar 1828
Früher wurde die Abnahme der Intenſität der Kräfte
geleugnet, ſeitdem hat man aber die Zunahme von dem
Aequator nach den Polen hin dargethan, und geſtrebt
ſie auf die Inclination zurück zu führen. Th. Joung
hat darauf eine Formel angegeben, nämlich die √4–3–2
der Inclination, nach der er ihre Abnahme feſt zu ſtellen
glaubte. Neuerlich hat H Sabine eine andere aufgeſtellt,
nach welcher er die Erde als eine eiſerne Kugel darſtellt,
und danach die Intenſität als die √1–3 Coſin. 2 beſtim̃te,
wonach der Unterſchied des Maximums und Minimums der-
ſelben ſich wie 1:2 verhält. Die Abnahme der Intenſität
iſt ſich aber nicht immer gleich, ſelbſt nicht auf dem magnetiſchen
Aequator, ſo fand ich auf denjenigen Theil deſſelben, welcher
die Andeskette durchſchneidet, das Verhältniß wie 1:7/10.
Aehnliche Beobachtungen hat ſchon Anderkoſte im indiſchen
Archipelagus gemacht. Der Unterſchied der Intenſität
in den verſchiedenen geographiſchen Breiten, liegt wahrſchein-
lich in der innern Beſchaffenheit des Erdkörpers.
Die partiellen Geſetze für die einzelnen Erſcheinungen
ſind entdeckt, aber noch nicht durch ein allgemeines
Geſetz zur Einheit verbunden. Um durch ein Beiſpiel
den Gang des phyſicaliſchen Forſchens zu erläutern,
diene eine Vergleichung mit den Entdeckungen durch die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 207.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/213>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.