Ueber die magnetischen Kräfte sind von mir die höchsten Messungen auf Bergen z. B. in der Grotte Ascellana angestellt, die 15000' hoch liegt, und wo sie sich wie 23:21 verhielt. Dies Resultat konnte aber nicht genau sein, weil in der Grotte Trachinitsteine waren, die wohl darauf einwirken konnten. Auf einer aerostatischen Reise dagegen hat sich Gay Lussac zu einer Höhe von 21,500 emporgeschwungen, wo er die Mag- netnadel schwingen ließ, die aber dasselbe Resultat gab, als in dem unter ihm gelegenen Paris. Diese Luftfahrt machte Gay Lussac an einen sehr warmen Tage wo das Thermometer in Paris 26° R. zeigte, und in jener Höhe hatte er 9° Kälte zu ertragen. Diese Beobachtung leitete zu dem falschen Schlusse, daß auf dieser Höhe dieselbe magnetische Spannung sei wie auf der Oberfläche der Erde. - Herr Kupfer hat aber bewiesen, daß bei einer Zunahme der Wärme, auch die magnetischen Kräfte stärker werden, und gezeigt daß in den höhern und kältern Luftschichten auch die magnetischen Kräfte geringer sein müssen. HerrErman hat auch eine Reihe ähnlicher Versuche in den Tiefen der Bergwerke vorgenommen, aber hier keine bestimmte Zunahme der mag- netischen Kräfte ergründen können. Herr Trauton in England stellte die höchst eigene Behauptung auf, daß die magnetischen Kräfte im dunkeln nicht dieselben wären,
Ueber die magnetiſchen Kräfte ſind von mir die höchſten Meſſungen auf Bergen z. B. in der Grotte Ascellana angeſtellt, die 15000′ hoch liegt, und wo ſie ſich wie 23:21 verhielt. Dies Reſultat konnte aber nicht genau ſein, weil in der Grotte Trachinitſteine waren, die wohl darauf einwirken konnten. Auf einer aeroſtatiſchen Reiſe dagegen hat ſich Gay Lusſac zu einer Höhe von 21,500 emporgeſchwungen, wo er die Mag- netnadel ſchwingen ließ, die aber daſſelbe Reſultat gab, als in dem unter ihm gelegenen Paris. Dieſe Luftfahrt machte Gay Lusſac an einen ſehr warmen Tage wo das Thermometer in Paris 26° R. zeigte, und in jener Höhe hatte er 9° Kälte zu ertragen. Dieſe Beobachtung leitete zu dem falſchen Schluſſe, daß auf dieſer Höhe dieſelbe magnetiſche Spannung ſei wie auf der Oberfläche der Erde. – Herr Kupfer hat aber bewieſen, daß bei einer Zunahme der Wärme, auch die magnetiſchen Kräfte ſtärker werden, und gezeigt daß in den höhern und kältern Luftſchichten auch die magnetiſchen Kräfte geringer ſein müſſen. HerrErman hat auch eine Reihe ähnlicher Verſuche in den Tiefen der Bergwerke vorgenommen, aber hier keine beſtimmte Zunahme der mag- netiſchen Kräfte ergründen können. Herr Trauton in England ſtellte die höchſt eigene Behauptung auf, daß die magnetiſchen Kräfte im dunkeln nicht dieſelben wären,
<TEI><text><body><pbfacs="#f0197"n="191."/><divtype="session"n="29"><head><suppliedresp="#BF">29. Vorlesung, <reftarget="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/gliederung"><datewhen="1828-02-13">13. Februar 1828</date></ref></supplied></head><lb/><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p>Ueber die magnetiſchen Kräfte ſind von mir die höchſten<lb/>
Meſſungen auf Bergen z. B. in der Grotte Ascellana angeſtellt,<lb/>
die 15000′ hoch liegt, und wo ſie ſich wie 23:21 verhielt. Dies<lb/>
Reſultat konnte aber nicht genau ſein, weil in der Grotte<lb/>
Trachinitſteine waren, die wohl darauf einwirken konnten.<lb/>
Auf einer aeroſtatiſchen Reiſe dagegen hat ſich <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118716581 http://d-nb.info/gnd/118716581">Gay Lusſac</persName></hi><lb/>
zu einer Höhe von 21,500 emporgeſchwungen, wo er die Mag-<lb/>
netnadel ſchwingen ließ, die aber daſſelbe Reſultat gab,<lb/>
als in dem unter ihm gelegenen Paris. Dieſe Luftfahrt<lb/>
machte <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118716581 http://d-nb.info/gnd/118716581">Gay Lusſac</persName></hi> an einen ſehr warmen Tage wo das Thermometer<lb/>
in Paris 26° R. zeigte, und in jener Höhe hatte er 9° Kälte<lb/>
zu ertragen. Dieſe Beobachtung leitete zu dem falſchen<lb/>
Schluſſe, daß auf dieſer Höhe dieſelbe magnetiſche Spannung<lb/>ſei wie auf der Oberfläche der Erde. – Herr <hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116615168 http://d-nb.info/gnd/116615168">Kupfer</persName></hi> hat<lb/>
aber bewieſen, daß bei einer Zunahme der Wärme, auch<lb/>
die magnetiſchen Kräfte ſtärker werden, und gezeigt daß in<lb/>
den höhern und kältern Luftſchichten auch die magnetiſchen<lb/>
Kräfte geringer ſein müſſen. <choice><abbr>H</abbr><expanresp="#BF">Herr</expan></choice><hirendition="#aq"><persNameresp="#SB"ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-119059452 http://d-nb.info/gnd/119059452">Erman</persName></hi> hat auch eine<lb/>
Reihe ähnlicher Verſuche in den Tiefen der Bergwerke<lb/>
vorgenommen, aber hier keine beſtimmte Zunahme der mag-<lb/>
netiſchen Kräfte ergründen können. Herr <hirendition="#aq"><persName>Trauton</persName></hi> in<lb/>
England ſtellte die höchſt eigene Behauptung auf, daß die<lb/>
magnetiſchen Kräfte im dunkeln nicht dieſelben wären,<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[191./0197]
29. Vorlesung, 13. Februar 1828
Ueber die magnetiſchen Kräfte ſind von mir die höchſten
Meſſungen auf Bergen z. B. in der Grotte Ascellana angeſtellt,
die 15000′ hoch liegt, und wo ſie ſich wie 23:21 verhielt. Dies
Reſultat konnte aber nicht genau ſein, weil in der Grotte
Trachinitſteine waren, die wohl darauf einwirken konnten.
Auf einer aeroſtatiſchen Reiſe dagegen hat ſich Gay Lusſac
zu einer Höhe von 21,500 emporgeſchwungen, wo er die Mag-
netnadel ſchwingen ließ, die aber daſſelbe Reſultat gab,
als in dem unter ihm gelegenen Paris. Dieſe Luftfahrt
machte Gay Lusſac an einen ſehr warmen Tage wo das Thermometer
in Paris 26° R. zeigte, und in jener Höhe hatte er 9° Kälte
zu ertragen. Dieſe Beobachtung leitete zu dem falſchen
Schluſſe, daß auf dieſer Höhe dieſelbe magnetiſche Spannung
ſei wie auf der Oberfläche der Erde. – Herr Kupfer hat
aber bewieſen, daß bei einer Zunahme der Wärme, auch
die magnetiſchen Kräfte ſtärker werden, und gezeigt daß in
den höhern und kältern Luftſchichten auch die magnetiſchen
Kräfte geringer ſein müſſen. H Erman hat auch eine
Reihe ähnlicher Verſuche in den Tiefen der Bergwerke
vorgenommen, aber hier keine beſtimmte Zunahme der mag-
netiſchen Kräfte ergründen können. Herr Trauton in
England ſtellte die höchſt eigene Behauptung auf, daß die
magnetiſchen Kräfte im dunkeln nicht dieſelben wären,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 191.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/197>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.